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023 DAS »LAND OB DER ENNS« –
DIE ENTSTEHUNG
OBERÖSTERREICHS

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Im Mittelalter stand das heutige Oberösterreich im Spannungsfeld zwischen seinem eigentlichen »Mutterland« Bayern auf der einen und seinen beiden Nachbarn Österreich und Steiermark auf der anderen Seite. Die Babenberger, die Ende des 10. Jahrhunderts die »marcha orientalis« (also Ostarrichi/Österreich, s. Kap. 008) übertragen bekommen hatten, gingen nämlich schnell und energisch daran, diese zu erweitern. Sehr zum Ärger der Bayern taten sie das nicht nur nach Norden, Osten und Süden hin, sondern erwarben auch westlich der Enns größere und kleinere Territorien von lokalen Adeligen oder Klöstern, wie etwa das Machland und die Riedmark, und somit Teile des heutigen Mühlviertels.

Das Traunviertel hingegen – damals noch Traungau genannt – gehörte zunächst zur Steiermark, fiel mit dieser 1192 aber ebenfalls an die Babenberger (s. Kap. 012), so wie auch die wichtigen Märkte Wels und Enns, die beide das Stadtrecht erhielten. Besonders bedeutend war kurze Zeit später der Erwerb von Linz, das man planmäßig erweiterte und das sich zu einer wichtigen wirtschaftlichen Stütze der babenbergischen Macht entwickeln sollte. Dem Traungauer Adel, der sich bislang stets an der Steiermark hatte orientieren müssen, gelang recht schnell die Umstellung auf die neue Herrschaft in Wien, ja überhaupt galt das Land bald als Teil Österreichs. Es sollte nur noch wenige Jahrzehnte dauern, bis es offiziell wurde: Nachdem die Babenberger ausgestorben waren, trennte der neue Landesherr Ottokar II. Přemysl (s. Kap. 014) um 1260 den Traungau von der Steiermark ab und nannte ihn »Österreich ob der Enns«. Es war gewissermaßen die Geburtsstunde Oberösterreichs.

Bald übernahmen die Habsburger die Macht und ihnen gelang es in den 1380er-Jahren, die »ob-der-ennsischen« Territorien nochmals zu erweitern, nämlich durch Unterwerfung der mächtigen und selbstbewussten Herren von Schaunberg, deren großen Besitz sie einstrichen – als Hausruckviertel ist er heute bekannt. Die verwaltungstechnische Einteilung aller bislang gewonnenen Gebiete in Viertel erfolgte Mitte des 15. Jahrhunderts. Hausruck-, Traun-, Mühl- und Machlandviertel bildeten ab nun »Österreich ob der Enns«, wenngleich immer noch ungeklärt war, welchen rechtlichen Status dieses Land überhaupt besaß. Es hatte zwar mittlerweile mit Linz eine Hauptstadt, einen eigenen Landeshauptmann, einen Landtag und sogar ein Landeswappen, war aber offiziell nichts anderes als ein Teil des (Erz-)Herzogtums »Österreich ob und unter der Enns«.


Der Stadtturm von Enns, das bereits 1212 unter dem Babenberger Leopold VI. das Stadtrecht verliehen bekam

Erst langsam und schrittweise löste es sich von diesem ab. Kaiser Joseph II. schuf 1783 anstelle der Landeshauptmannschaft eine ob-der-ennsische Landesregierung – die Grundlage für die weitere, selbstständige Entwicklung. Unter Joseph kamen auch die letzten zwei Landesteile des heutigen Oberösterreichs hinzu, einerseits das Salzkammergut, das bislang, wie sein Name schon verrät, direkt der Hofkammer in Wien unterstellt gewesen war, und andererseits das Innviertel, das man Bayern abgetrotzt hatte (s. Kap. 046). Mit diesem hätte das Land allerdings aus fünf Vierteln bestanden, weshalb man kurzerhand das Machland- mit dem Mühlviertel vereinte. Die gewohnte Ordnung war damit gewährleistet.

Auch wenn die Bezeichnung »Austria superior« bereits im 13. Jahrhundert erstmals in Urkunden aufgetaucht war, dauerte es bis 1918, bis das Land ob der Enns ganz offiziell seinen heutigen Namen erhielt: Oberösterreich.

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