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022 VORARLBERG UND DIE
KONFLIKTE MIT DEN EIDGENOSSEN

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Das Wappen Vorarlbergs wurde dem Land 1864 von Kaiser Franz Joseph verliehen. In der Mitte das Montfort’sche Banner

Während Österreich unter den Babenbergern von einer Mark zum Herzogtum heranwuchs, bestand das heutige Vorarlberg noch aus mehreren kleinen Herrschaften, die von geistlichen oder adeligen Würdenträgern regiert wurden. Erst im ausgehenden 12. Jahrhundert gelang es Hugo III. von Tübingen, weite Teile des Landes in einer Hand zu vereinen. Im Rheintal, in der Nähe der Ortschaft Weiler, ließ er eine Burg errichten, nach der sich ab nun seine Familie benannte: Grafen von Montfort. Seine Residenz war aber die sogenannte Schattenburg, um die herum die Stadt Feldkirch planmäßig angelegt wurde. Nach Hugos Tod wurde das Territorium zwischen seinen Söhnen aufgeteilt und drohte im Laufe der Jahrzehnte unter der Herrschaft von immer mehr Familienzweigen und deren Nebenlinien zu zersplittern.

Nachdem es dem österreichischen Herzog Rudolf IV. gelungen war, Tirol für sein Haus zu sichern (s. Kap. 020), war es nur zu verständlich, dass sich das Augenmerk der Habsburger vermehrt auf diese westlich angrenzenden Gebiete richtete. Immerhin hätte deren Erwerb eine willkommene Verbindung mit dem Stammbesitz der Familie in der Schweiz bedeutet. Rudolf kaufte 1363 die Herrschaft Neuburg bei Koblach nahe der Schweizer Grenze. Zugegeben, es waren bloß eine Burg und ein kleines Fleckchen Land, doch der Beginn der habsburgischen Expansion nach Vorarlberg war gemacht.


Die Wappen mehrerer Linien der Tübinger Pfalzgrafen, aus denen die Grafen Montfort hervorgingen (aus der Zürcher Wappenrolle, Mitte 14. Jahrhundert)

Es dauerte nicht lange, da ergab sich für Rudolfs jüngeren Bruder Leopold III. (s. Kap. 021) abermals eine günstige Gelegenheit. Die Grafen von Montfort-Feldkirch beschlossen 1375 nämlich, einen Großteil ihres Besitzes an ihn, den Nachbarn in Tirol, zu verkaufen, und so wurde Leopold Herr über die Stadt Feldkirch und ihre Umgebung. Weitere Erwerbungen waren abzusehen, und so wuchs die Hoffnung, bald über eine Landbrücke zwischen Tirol und den Schweizer Besitzungen verfügen zu können.

Dort allerdings schienen die Konflikte kein Ende nehmen zu wollen. Schon vor Generationen hatte sich die Eidgenossenschaft gebildet, die alles daransetzte, sich gegen die immer drängender werdenden Ansprüche der Habsburger und deren Streben nach Macht und Besitz zu behaupten. Immer mehr Orte traten ihr bei und die Stellung der ungeliebten Landesherren geriet zunehmend ins Wanken. Im Juli 1386 zog Leopold III. gegen die Schweizer in die Schlacht, um verlorenen Besitz zurückzuerobern. Bei Sempach im Kanton Luzern erlitt sein stolzes Ritterheer eine blamable Niederlage gegen eine Armee von entschlossenen Bürgern und Bauern (so wie diese schon 1315 bei Morgarten über die Habsburger gesiegt hatten). Er selbst fand dabei den Tod.

Die Territorien in der Schweiz gingen bald vollends verloren, selbst die Stammburg der Habsburgerdynastie im Aargau musste 1415 aufgegeben werden. Im heutigen Vorarlberg hingegen kamen durch Kauf immer mehr Besitzungen hinzu: Der Bregenzerwald, Dornbirn, Bludenz, das Montafon. Im 16. Jahrhundert befanden sich somit fast alle Teile des Landes in habsburgischer Hand und wurden von Vögten verwaltet.

Nachdem unter Napoleon die letzten Reste der habsburgischen Vorlande, also die zerstreuten Besitztümer in Südwestdeutschland, verloren gegangen waren, blieb Vorarlberg gewissermaßen als eine Brücke stehen, die ins Nirgendwo führte. Dass das Gebiet im Mittelalter tatsächlich zu einem Land zusammengewachsen war, lässt sich aber heute noch am Namen des Bundeslandes erkennen. Damals, als die alten Besitzungen Habsburgs noch westlich davon lagen, befand es sich tatsächlich vor dem Arlberg und nicht – von Wien aus gesehen – dahinter.

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