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020 RUDOLF IV. UND
DER ERWERB TIROLS

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Margarete »Maultasch« von Tirol-Görz übertrug ihr Land an die Habsburger. Wie sie wirklich aussah und woher ihr Beiname kam, ist bis heute nicht eindeutig geklärt.

Dass Rudolf IV. mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein und ebenso großem Ehrgeiz ausgestattet war, hatte sich bereits rund um das gefälschte Privilegium maius gezeigt (s. Kap. 019). Stets war er darauf bedacht, seinen Besitz nicht nur zu verwalten, sondern auszubauen. Speziell mit Wien hatte er Großes vor, wobei ihm das »goldene« Prag als Vorbild diente, wo sein Schwiegervater Kaiser Karl IV. residierte. Nachdem dieser 1348 dort die erste Universität des Heiligen Römischen Reichs gegründet hatte, zog Rudolf nach, indem er 1365 die Wiener Universität ins Leben rief, die bis heute nach ihm benannte »alma mater Rudolphina«* (s. Kap. 029), und auch wenn es ihm nicht gelang, in Wien endlich ein Bistum einzurichten, so sorgte er doch dafür, dass St. Stephan mit einem hochgotischen Langhaus prachtvoll erweitert wurde. Als Rudolf »der Stifter« ging er in die Geschichte ein.

In den wenigen Jahren seiner Regentschaft (er starb bereits im Alter von 26 Jahren) gelang ihm ein besonderes politisches Glanzstück: der Erwerb Tirols. Das war keineswegs selbstverständlich, denn das reiche und durch die Alpenpässe in Richtung Süden strategisch günstig gelegene Land war auch bei anderen heiß begehrt. Sowohl die Wittelsbacher als auch die Luxemburger wetteiferten um Tirol, und so wie diese zählte auch der Habsburger Rudolf zum Verwandtenkreis Margarete »Maultaschs«. Sie, Gräfin von Tirol-Görz, hatte das Land von ihrem Vater geerbt, und mit ihrem einzigen Sohn Meinhard III. gab es – so schien es zumindest – einen Landesherrn, der es in die Zukunft führen könnte. Doch der 19-Jährige erkrankte plötzlich und starb unerwartet im Jänner 1363.

Kaum hatte Rudolf IV. vom schlechten Gesundheitszustand seines Schwagers erfahren, machte er sich auf die beschwerliche Reise durch die verschneiten Alpen nach Bozen, wo er wenige Tage nach Meinhards Tod ankam. Er schlug dessen Mutter einen Erbvertrag vor. Margarete, die von allen Seiten bedrängt wurde und Gefahr lief, ihre Regierungsgewalt an ihre Räte und Einflüsterer zu verlieren, nahm Rudolfs Angebot an. Am 26. Jänner 1363 wurde die Urkunde unterzeichnet, der zufolge Tirol an das Haus Habsburg fallen sollte. Margarete hatte darin ausdrücklich festgehalten, dass sie »gesunt leibs und muetes mit gueter vorbetrachtung wizzentleich und gern« in die Abtretung ihres Landes einwilligte. »Unser lieb oheim die hertzogen von Oesterreiche« sollten »unser naechsten eriben« sein (wobei die Bezeichnung Oheim/Onkel hier allgemein als »Verwandter« gelesen werden muss).

Diese Regelung löste im benachbarten Bayern heftigen Widerstand aus, und auch in Tirol waren viele damit nicht einverstanden. Margarete bekam während der kommenden Monate große Schwierigkeiten als Regentin ihres Landes, weshalb sie Anfang September einen Schritt weiter ging: Sie verzichtete nun vollends auf die Regierung, entband ihre Landsleute vom ihr geleisteten Eid und übergab Tirol noch zu Lebzeiten an Rudolf und seine Brüder. Dann zog sie nach Wien, wo sie wenige Jahre später starb.

Das Haus Habsburg hatte mit dem Erwerb Tirols endlich ein großes Territorium zwischen den Herzogtümern im Osten und den Vorlanden im Westen. Immer dichter wuchs der Herrschaftskomplex zusammen, was letztlich die Basis der späteren Großmachtstellung Österreichs bilden sollte.

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