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021 KRISE – TEILUNG – BRUDERKRIEG

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So vielversprechend die Zukunft unter Rudolf IV. ausgesehen hatte, so unsicher schien sie nach seinem frühen Tod. Auf der Landkarte bildeten die Territorien, die er in seiner Hand vereinte, zwar bereits ein eindrucksvolles Ganzes, doch etwas Wichtiges fehlte: der innere Zusammenhalt. Vermutlich war es Rudolf (so wie zuvor schon seinem Vater Albrecht II.) deshalb so wichtig gewesen, den kommenden Generationen die habsburgischen Länder ungeteilt zu hinterlassen. In seiner Hausordnung (1364) ließ er diese Absicht unmissverständlich festschreiben.

Als er kurz darauf kinderlos starb, ging das Erbe auf seine jüngeren Brüder über, den 16-jährigen Albrecht III. (1349–1395) und den 14-jährigen Leopold III. (1351–1386). »Zu gleicher Hand«, also gemeinsam, sollten sie nun regieren, wobei die Hausordnung dem Älteren gewisse Vorrechte einräumte.

Es zeigte sich aber, dass diese geplante Regelung unmöglich durchzuhalten war, denn je älter Leopold wurde, desto weniger wollte er sich mit der Rolle des Juniorpartners abfinden. Er drängte auf einen eigenen Herrschaftsbereich. Albrecht, der im Gegensatz zu seinem jüngeren Bruder meist als vernünftig und besonnen beschrieben wird, willigte schließlich ein, die ererbten Länder untereinander aufzuteilen.

Im September 1379 wurde im Stift Neuberg an der Mürz ein Vertrag unterzeichnet, der Albrecht die Länder ob und unter der Enns zusicherte (»Albertinische Linie«) und Leopold den Rest, also die Steiermark, Kärnten, Krain, Tirol, die habsburgischen Vorlande (»Leopoldinische Linie«) sowie zusätzlich eine hohe Summe Bargeld. Was heute wie ein höchst unfaires Geschäft erscheint, war wohlgemerkt bloß Abbild der überragenden wirtschaftlichen Bedeutung des heutigen Ober- und Niederösterreichs inklusive Wiens.

Der ehrgeizige Leopold ging sofort daran, seinen ohnehin schon großen Besitz zu erweitern. Durch einen Erbvertrag fielen ihm Istrien und die Windische Mark zu, 1382 unterstellte sich die blühende Hafenstadt Triest seiner Herrschaft, die ab nun über ein halbes Jahrtausend Österreichs Zugang zum Mittelmeer garantieren sollte. Vor allem wollte Leopold aber in Richtung Westen expandieren, um die habsburgischen Vorlande territorial miteinander zu verbinden. Seine Pläne scheiterten jedoch am Widerstand der Schweizer Eidgenossen*. Bei Sempach wurde Leopolds Heer geschlagen, er selbst verlor in der Schlacht sein Leben (s. Kap. 022).

Dass Leopold gleich vier junge Söhne hinterließ, die bald allesamt Ansprüche auf eigene Hoheitsgebiete erhoben, sorgte nicht eben für Harmonie, zumal sie sich auch mit ihren Cousins aus der Albertinischen Linie auseinanderzusetzen hatten. Die habsburgischen Länder wurden nun abermals aufgeteilt, die Familie, erst vor Kurzem noch auf bestem Weg, eine mächtige Dynastie zu werden, drohte sich durch den Streit um Macht und Territorien selbst aufzureiben. Jahrelang dauerte diese, wie Christian Lackner schreibt, »Phase hässlichster innerer Zerfleischung«, in der zunehmend auch die selbstbewussten Stände und Städte mitmischten, um ihren Einfluss auf die Politik zu wahren. In Wien etwa verstrickte sich Bürgermeister Konrad Vorlauf in den Konflikt zwischen den Brüdern Ernst »dem Eisernen« und Leopold IV. Er bezahlte dafür mit seinem Leben.


Die Schlacht bei Sempach setzte den Ansprüchen der Habsburger in der Schweiz ein Ende und brachte Herzog Leopold III. den Tod.

In die Leopoldinische Linie dieser zerstrittenen Familie wurde 1415 der spätere Kaiser Friedrich III. geboren. Erst ihm sollte es gelingen, das Haus Österreich nach und nach wieder zu einem Ganzen zusammenzufügen, wenngleich auch unter seiner Herrschaft viele Konflikte auszufechten waren (s. Kap. 025).

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