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Walther von der Vogelweide macht Karriere Aus den unveröffentlichten Memoiren eines Minnesängers

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Der prominenteste Austropop-Star des Mittelalters sitzt – in langem, fließendem Gewand und ledernen Schnabelschuhen an den Füßen – in den Zinnen einer Ritterburg. Er begleitet seinen Gesang mit der Leier.

Ich heiße von der Vogelweide, Walther,

Unbekannt blieb mein genaues Alter.

Man weiß nur ganz ungefähr,

Wo ging ich hin, wo kam ich her.

Um 1170 ward’ ich geboren,

Anno 1230 hat die Welt mich wieder verloren.

Dazwischen sang ich von Rittern und von der Liebe,

Ich besang ihre Kriege, ich besang ihre Triebe.

Politische Kommentare hinterließ ich für Generationen,

Selbst meine eigenen Herren wollt’ ich nicht schonen.

So konnt’ meine Dichtkunst am Hofe zu Wien

Bei den Babenbergern nicht lange erblüh’n.

So manchem Fürsten dient’ ich als Sänger der Minne,

Der Papst freilich dachte eher, ich spinne!

Denn im Streit zwischen Kaiser und Heiligem Stuhl

Dient’ ich eher dem Reich als dem römischen Pfuhl.

Sie werden mich fragen, wie die Zeiten damals so waren,

Na bitte, Sie sollen es hier gleich erfahren:

In dem Jahr, als ich vermutlich geboren,

Hat man St. Veit zur Hauptstadt von Kärnten erkoren.

Österreichs Herzog hieß Jasomirgott, Heinrich,

Wie er gestorben, das war eher peinlich:

Im Krieg gegen Böhmen verließ ihn das Glücke –

Als er stürzte vom Pferd auf einer sehr morschen Brücke

In einer Gegend, wo die Donau sehr steil war,

Brach er sich ein Bein (was damals unheilbar).

Während ich auf Burgen gesungen, gedichtet,

Wurde im Stil der Romanik sehr viel errichtet.

Doch damit ich mich dabei nicht unnötig verzettel,

Nenn’ ich nur wenige Bauten: den Dom zu Gurk, das Stift von Zwettl,

Den Dom auch in Salzburg und den Verduner Altar (in Klosterneuburg, wie jedermann klar).

Ich war schon zu Lebzeiten sehr populär,

Fuhr im Wagen von Auftritt zu Auftritt umher,

Meine Lyrik fand damals immense Verbreitung:

Ich ersetzte – könnte man sagen – im Mittelalter die Kronen Zeitung.

Meine Zeit, die war ganz besonders bestimmt

Vom Heere der Kreuzritter, was viele ergrimmt.

Sie zogen per Flotte ins Heilige Land

Mit Kaiser Friedrich Barbarossa als Kommandant.

Doch jener ertrank im Schatten edler Magnolien,

Beim Baden im Flusse Saleph in West-Anatolien.

Eine Todesart, schlimm und abscheulich –

Und nicht nur für Rittersleut’ sehr unerfreulich.

Nach drei Jahren Kreuzzug mit solchen Problemen

Gelang es Österreich, die Stadt Akkon zu nehmen.

Herzog Leopold hieß unser Held,

Doch die Heldentat ward’ ihm gar schrecklich vergällt,

Denn auf wen trifft er dort, an Jerusalems Pforten?

Auf Richard Löwenherz mit seinen Kohorten!

Der englische König ward’ sehr erbittert,

Weil er es gewohnt’, daß man vor ihm zittert.

Drum riß er die Fahne des Herzogs vom Schloß

Und setzte sich wieder auf sein hohes Roß.

Der Herzog, der kämpfte, so sagen’s Legenden,

Um seine Flagge mit Füßen und Händen.

Er wurde verwundet, er war zwar nicht tot,

Doch ward’ seine Fahne durch’s Blut rot-weiß-rot.

So schlimm hat man’s mit unsrem Herzog getrieben.

Die Fahne jedoch ist bis heut’ so geblieben.

Der Herzog hat Richard das niemals vergessen.

Und kaum ein Jahr später ist der schon gesessen.

Der Österreicher hielt ihn in Dürnstein gefangen,

Wo dem König leider nicht meine Gesänge erklangen,

Denn da war ja Kollege Blondel in Lionhearts Diensten,

Wodurch sich nicht meine, sondern dessen Gelder verzinsten.

Bei Lionheart traf es bekanntlich kan’ Armen,

Es hält sich in Grenzen daher mein Erbarmen –

Allein mit dem Lösegeld, das man für ihn genommen,

Hat Wiener Neustadt seine Stadtmauer bekommen.

Bei so vielen Rittern und Helden im Heer

War’s – ich sag’s ganz ehrlich – gar nicht so schwer,

(ich nehme fast an, Sie werden jetzt lachen):

Als Minnesänger Karriere zu machen!

Tausend Jahre Kaiserschmarrn

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