Читать книгу Hegels "Phänomenologie des Geistes". Ein systematischer Kommentar - Georg W. Bertram - Страница 13

II. Bewusstsein Überblick

Оглавление

Das Bewusstseinskapitel eröffnet Hegels Durchgang durch unterschiedliche Konzeptionen des Wissens. Es zerfällt in drei Großabschnitte:

1 Der erste dieser Abschnitte setzt bei einem direkten sinnlichen Bezug auf Gegenstände an, den Hegel als »sinnliche Gewissheit« bezeichnet;

2 der zweite kommentiert ein Wahrnehmungsverhältnis, in dem Gegenstände mittels ihrer Eigenschaften erfasst werden;

3 und der dritte setzt sich schließlich mit Versuchen auseinander, die Zusammenhänge der Wahrnehmungswelt durch hinter den Erscheinungen wirksame Kräfte zu erklären.

Charakteristisch für den Ausgangspunkt, den Hegel wählt, ist der Begriff der Unmittelbarkeit, der eine Bewusstseinsgestalt charakterisiert, die dem eigenen Verständnis nach ohne alle Voraussetzungen auskommt. Hegel hält es für zwingend, seinen Weg zu einem angemessenen Wissen vom Wissen mit dieser Gestalt zu beginnen. Er will zeigen, dass sich alle Konzeptionen, die Wissen von diesem Ausgangspunkt her zu begreifen suchen, in unlösbare Widersprüche verwickeln. Diese Widersprüche liegen in erster Linie darin begründet, dass auf der Basis eines direkten Gegenstandsbezugs kein plausibler Begriff von Allgemeinheit gewonnen werden kann. Es zeigt sich aber in den Betrachtungen zunehmend, dass die Explikation von Wissen eines tragfähigen Begriffs von Allgemeinheit bedarf.

Das Bewusstseinskapitel weist so von Anfang an über sich hinaus. Es ist auf den Übergang zum Selbstbewusstseinskapitel hin angelegt. Dabei zeigt es bereits ein wichtiges Prinzip der Darstellungen der PhG: Die aufgrund ihrer Widersprüche kritisierten Wissenskonzeptionen werden von Hegel zugleich als solche kommentiert, die wichtige Einsichten liefern.

Drei Einsichten der Konzeptionen, die im Bewusstseinskapitel im Zentrum stehen, stechen besonders heraus:

Erstens ist ein Wissen, das Gegenstände konkret erfasst, nur auf Basis von Allgemeinbestimmungen möglich.

Zweitens sind die erforderlichen Allgemeinbestimmungen nicht aus sich heraus bestimmt, sondern stehen in konstitutiven Beziehungen zueinander. Kurz gesagt: Begrifflicher Gehalt ist holistisch konstituiert. Ein Begriff hat nur dann Bedeutung, wenn auch viele andere Begriffe Bedeutung haben. Hegel macht damit deutlich, dass diese Einsicht bereits in einfachen Konzeptionen empirischen Wissens erreicht wird.

Drittens können Allgemeinbegriffe nicht aus dem bloßen Bezug auf Gegenstände heraus gewonnen werden, sondern bedürfen in ihrer Konstitution des Bezugs des Bewusstseins auf sich selbst. Allgemeinbestimmungen stellen einen beständigen Zusammenhang zwischen wechselnden Gegenständen her, verbinden also Beständigkeit und Unbeständigkeit miteinander. Diese Verbindung lässt sich nicht aus dem Gegenstandsbezug heraus begründen, sondern bedarf des Bezugs auf das Bewusstsein, das in seinem Umgang mit unterschiedlichen Gegenständen Bestimmungen festhält. Damit ist der Übergang zu den Wissenskonzeptionen des Selbstbewusstseinskapitels vorgezeichnet.

Hegels

Подняться наверх