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Siddhartha Gautama

सिद्धार्थ गौतम


Siddhartha Gautama wurde etwa 563 vor Christus geboren. Mündlicher Überlieferung zufolge ist sein Geburtsort Lumbini (das heutige Rummindai), eine kleine Stadt im heutigen Nepal, nur wenige Kilometer von Indien entfernt.


Seine Mutter Māyā verstarb ein paar Tage nach seiner Geburt. Aufgewachsen ist Siddhartha in der Nähe, in Kapilavastu, im Palast seines Vaters, des Königs Shuddhodana, welcher den Stamm der Shakya regierte. Kapilavastu war die Hauptstadt seines kleinen Reiches. Interessanterweise regierte Shuddhodana nicht absolut, sondern mit einer gewählten Schar Einwohner, genannt Saṅgha, der frühesten Form der Demokratie in dieser Welt. Saṅgha verwendete Siddhartha später als Begriff für die Gemeinschaft seiner Mönche. Bei der Geburt wurde ihm bereits ein großes Schicksal als König oder Weiser vorausgesagt. Seine Eltern gaben ihm den Namen Siddhartha, was so viel bedeutet wie „derjenige, der sein Ziel erreicht hat“. Sein Vater hatte kein Interesse daran, dass sein Sohn einen religiösen Weg einschlug und vermied religiöse Unterweisung.

Siddhartha wuchs behütet auf. Es fehlte ihm an nichts. Auf der Haut trug er nur die beste Seide, zu essen bekam er nur die frischesten Früchte und mehrere Köche kümmerten sich täglich um sein Mahl, so würde er es später seinen Mönchsbrüdern erzählen.

Mit sechzehn Jahren heiratete er seine wunderschöne Kusine Yasodharā. Sie waren verliebt und glücklich. Nach einigen Jahren bekamen sie ihren Sohn Rahula. Bis zu seinem 29. Lebensjahr lebte Siddhartha ein behütetes Leben in seinem Palast, verließ kaum das Gebäude und hinterfragte sein Leben und seine Existenz mehr und mehr. Ihm wurde bewusst, dass das Leben schnell verginge und dass kaum etwas davon übrigbliebe. „Hat denn das Leben nicht mehr Sinn zu bieten als eine liebe Familie, gutes Essen und gute Freunde?“ Siddhartha verließ die Mauern des Palastes und unternahm Wanderungen in der Umgebung, der Legende nach vier, jeweils eine in eine Himmelsrichtung. Bei der ersten Unternehmung ließ sein Vater alles Leid und alle Armut von den Straßen der Stadt entfernen. Sein Sohn sollte es nicht sehen. Trotzdem sieht er einen Mann mit bleichem, abgezehrten Gesicht, dessen Augen durch Fieber getrübt waren. „Was ist los mit diesem Mann, Channa?“, fragte er den Kutscher, der ihn begleitete, entsetzt. „Das nennt man Krankheit, Prinz!“, entgegnete dieser. Und weiter: „Menschen sind sterblich und Krankheit kann sie befallen, egal, ob sie reich sind oder arm.“ Am nächsten Tag verließ Siddhartha wiederum den Palast und sah diesmal eine gebückte, bucklige Frau mit vielen Falten im Gesicht. „Ist diese Frau ebenfalls krank?“, fragte er Channa. „Nein, mein Prinz, diese Frau ist einfach nur alt. Das Alter holt uns alle eines Tages ein.“


Zurück im Palast fand Siddhartha keine Ruhe. Noch einmal ging er hinaus. Diesmal sah er einen verwesenden Leichnam. „Was ist das, Channa?“, fragte er den Wagenlenker. „Das war einmal ein Mensch, mein Prinz, aber der Tod ereilte ihn. Sein Körper bleibt zurück. Tod kommt über alle, ob arm oder reich, ob krank oder gesund, jung oder alt“, erklärte Channa. „Selbst für meinen neugeborenen Sohn?“ „Ja, mein Prinz, auch er wird eines Tages sterben.“ Wie eine Bombe schlug die Erkenntnis der Vergänglichkeit in Siddharthas Bewusstsein ein. Am Weg nach Hause sah er einen Mann am Straßenrand sitzen, aufrecht und unbeweglich, mit geschlossenen Augen. „Channa, welche Art von Mensch ist dieser? Ist er auch tot?“, fragte Siddhartha. „Nein, mein Prinz, das ist ein Bhikṣu, ein Bettelmönch“, erklärte Channa. „Er hat das normale Leben hinter sich gelassen und ist auf der Suche nach dem, was hinter allem steckt. Der Körper wirkt zwar tot, aber der Geist ist hellwach. Sie nennen das Yoga.“


Siddhartha ließ sich in der Kutsche nach Hause bringen, tief in seine Gedanken versunken. Im Palastgarten erinnerten ihn die Rosen nur an das Verblühen ihrer Blüten, das Gelächter in den Hallen ließ ihn unberührt. Siddhartha dachte: „Alles ist im Wandel. Jeder Moment kommt und geht. Gibt es denn nicht mehr als Vergänglichkeit und Tod?!“ Er wollte verstehen, wollte Antworten auf seine Fragen, auf die großen Fragen der Menschheit, jetzt, da er die Welt, wie sie wirklich war, gesehen hatte, eine Welt voller Leid und Schmerz, Krankheit und Tod.

Sein Vater bemerkte die Veränderungen in seinem Sohn. Er wirkte in sich gekehrt und traurig. Shuddhodana deutete es so, dass sein Sohn wohl seiner Ehe und seiner Familie müde sei. Um ihn abzulenken und aufzuheitern, organisierte er ein großes Fest mit den schönsten Tänzerinnen des Landes. Diese tanzten bis weit nach Mitternacht. Schließlich gingen die letzten Gäste und die Tänzerinnen legten sich zum Schlafen nieder. Nur Siddhartha war noch wach, in Gedanken versunken, was er nur tun sollte mit all seinen Zweifeln. Nach der Überlieferung war es der erste Vollmond im Frühling. Siddhartha betrachtete die Tänzerinnen, wie sie so dalagen am Boden, nicht mehr wunderschön in den feinen Gewändern und mit perfekter Schminke, sondern müde und traurig, mit verschmierten Gesichtern und verschwitzten Leibern. In diesem Moment beschloss Siddhartha, seine Familie, seine Frau Yasodharā und das Reich seines Vaters zu verlassen und fortan als Bettelmönch zu leben. Noch lange soll er seine wunderschöne Frau und seinen Sohn im Schlaf betrachtet haben. Er schaffte es nicht, sie zu wecken. Channa begleitete ihn mit dem Pferd noch weit vor die Palastmauern. Doch dann hielt Siddhartha an, legte sein königliches Gewand ab, reichte es Channa und sprach: „Ab hier muss ich alleine weitergehen, lieber Channa.“ Dieser nahm unter Tränen das Gewand entgegen. So viele Jahre hatte er dem Prinzen treu gedient. Selbst das Pferd, Kanthaka, das sie dabeihatten, soll geweint haben.

Am Waldesrand umwickelte sich Siddhartha mit gelben Fetzen, die er von den Gräbern verurteilter Verbrecher aufhob. Das Safrangelb sollte später die Farbe der Robe buddhistischer Mönche werden. Er schnitt sich sein schwarzes Haar ab und besaß nun nichts mehr außer der gelben Robe und einer Schüssel. Fortan sollte er nur noch das essen, was man ihm als Bettelgabe in diese Schüssel reichte.

Er wanderte ins Tal des Ganges, dorthin, wo einst die Veden entstanden waren und wo bekannte Eremiten hausten.

In den Wäldern erlernte Siddhartha Yoga und Meditation von den Lehrern, die er fand. Unter ihnen waren zwei angesehene brahmanische Eremiten. Er erkannte schnell, dass diese Lehrer ihm nicht das geben konnten, was er suchte. Daraufhin zog er sechs Jahre alleine durch die Wälder und setzte seinen Körper allen möglichen Arten von Entbehrungen aus. Vielleicht waren seine Lehrer nicht streng genug mit sich gewesen, meinte Siddhartha. Er reduzierte seine Nahrung soweit, dass er schließlich nur mehr ein Reiskorn pro Tag aß, in der Hoffnung, das Hungern könnte sein Ich zum Verschwinden bringen. Die Askese ging so weit, dass er mit der Hand in seine Magengegend drücken konnte und seine Wirbelsäule tastete ...


So abgezehrt und abgemagert bemerkte er, dass er gar nicht mehr meditieren konnte. Der Geist konnte sich nicht mehr konzentrieren. Er fand keine innere Ruhe. Das, was er von seinen Meistern gelernt hatte, brachte ihn nicht mehr weiter. Also versuchte er, seinen eigenen Weg zu finden, mit Meditation, ohne strenge Askese. Er nannte diesen Weg „den mittleren Weg“. „Strenge ist es wohl nicht, die den Körper mit seinen Gelüsten zur Ruhe bringt, die einen Wissen lehrt und Freiheit gibt“, dachte Siddhartha.


Eines Tages fand Siddhartha, im Alter von 35 Jahren, einen ruhigen Platz unter einer Pappelfeige, am Ufer des Neranjara-Flusses bei Bodhgaya nahe Gaya (im heutigen Bihar). Unter ihr breitete er seinen Teppich aus, nahm Platz, verschränkte seine Beine und begann in der Meditation ein heiliges Gelübde abzulegen: „Soll mein Körper hier verfaulen, sollen meine Knochen hier verrotten, aber ich werde hier erst wieder aufstehen, wenn ich einen Weg gefunden habe, Verfall und Tod zu überwinden.“


Dies war im Morgengrauen, der Mond stieg auf, der erste Vollmond des Frühlings. Siddhartha fiel in eine tiefe Meditation. Der Überlieferung zufolge erschien ihm Mara als Symbol für Tod und Versuchung. Mara versprach ihm seine schönsten Töchter, begleitet von den wunderschönsten Frauen. Doch Siddhartha verharrte in tiefer Meditation. Dann schickte Mara ihm die stärksten Waffen, um ihn zu verleiten: Zweifel, Lust, Feigheit, Verlangen nach Ehre und Ruhm. Doch Siddhartha verharrte wie ein Fels und sank tiefer und tiefer in die Meditation. Als er sich der tiefsten Bewusstseinsebene des Ichs näherte, knapp an der Grenze zu seinem unsterblichen Selbst, erschien ihm Mara als Person und sprach: „Wie kannst du es wagen, mein Reich zu verlassen?“ Doch Siddhartha argumentierte nicht. Er legte seine Hand auf die Erde und ließ diese für ihn antworten: Millionen von Stimmen verschiedenster Lebewesen schrien, er wäre gekommen, um sie von Trauer und Leid zu befreien. Dann glitt Siddhartha in die Stille und Unendlichkeit des Selbst, dorthin, wo alle Gedanken verschwinden, dorthin, wo Sinneseindrücke und Gefühle keinen Zugang haben. In diesem Zustand der Vereinigung mit allem und allem Nichts verharrte er die ganze Nacht. Bei Tagesanbruch begann der Baum vollends zu erblühen. Eine sanfte Frühlingsbrise bedeckte ihn mit Blüten. Er schlug die Augen auf. Seine alte Persönlichkeit als Siddhartha Gautama war verschwunden. Er war nun der Buddha, „jener, der erwacht ist“. Er hatte das Reich gefunden, in dem es keinen Verfall und keinen Tod gab, das Nirvāṇa.


Noch einmal versuchte Mara den Buddha zu verunsichern: „Denk daran, wie schwer es war, dieses Reich, das Nirvāṇa, zu finden! Glaubst du wirklich, dir kann jemand auf diesem schweren Pfad folgen?!“ Der Buddha begann zu zweifeln. Er blieb noch mehrere Wochen an dieser Stelle, um in Ruhe nachzudenken. Wie sollte er den Menschen, die wie Schlafwandler durch diese Welt gingen, klar machen, dass es ein Reich, einen Zustand gibt, wo all das Leid, der Schmerz und der Tod vorbei sind? Wie sollte er ihnen von einem Reich erzählen, das sie wahrscheinlich selbst nie sehen würden, da der Weg lang und beschwerlich ist? Langsam kam seine Zuversicht zurück. Erst dann gab er Mara eine Antwort: „Vielleicht werden mir ein paar zuhören. Ich glaube, dass der Staub, der auf den Augen der meisten Menschen liegt, nicht dick ist. Den können wir abschütteln. Jeder hat es verdient, ohne Leid und Trauer zu leben. Jene, die zuhören, werde ich das Dharma lehren, und jene, die ihm folgen, werden dadurch befreit werden.“

Dann brach der Buddha in die Welt auf, um zu lehren. Seine Lehre nannte er Dharma. „Ich nehme Zuflucht zu Buddha, Dharma und Saṅgha“, so rezitieren Buddhisten heute die drei Juwelen. Saṅgha meint die Gemeinschaft der Mönche beziehungsweise die Glaubensgemeinschaft.

Der Buddha machte es sich zur Aufgabe, die Welt von Leid und Schmerz zu befreien, quasi als eine Art Arzt, der alle Lebewesen auf dieser Erde heilen möchte. Sein großes Anliegen war es, seine Lehre, sein Dharma, allen zugänglich zu machen, egal von welchem Stand, egal aus welcher Kaste. Damit wollte er den Weg der Erleuchtung aus dem Elitären heben, wie er noch in den Upanischaden beschrieben war. Askese und das Leben eines Yogi sind nicht für jedermann möglich. Der mittlere Weg ist es schon. Der Buddha unterwies seine Brüder der Mönchsgemeinschaft und diese Unterweisungen wurden zunächst mündlich überliefert und dann niedergeschrieben. Seine Anleitungen, wie man das Ich befreit, durch alle Bewusstseinsebenen gelangt und schließlich seines Selbst gewahr wird, um fortan gut und gerecht zu handeln, weil man um die Vergänglichkeit aller Dinge und allen Tuns dieser Welt weiß, hat er in einfachen Worten und einfachen Regeln dargeboten.


Welt-Yoga

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