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Bruno Forte Der Glaube an den Gott Jesu Christi und die Pandemie 1. Die Herausforderung

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Die Welt vor dem Corona-Virus war zunehmend von der Erfahrung der »Globalisierung« geprägt, die in vergleichsweise kurzer Zeit und rasch zugunsten der großen Akteure wirtschaftlicher und politischer Macht vor sich ging, hauptsächlich auf der Grundlage der Ausbeutung der als »abhängig« geltenden Völker und auf Kosten der als »Abfall« angesehenen Gebiete. Der Prozess hatte sich im Sinne einer »Globalisierung der Gleichgültigkeit« entwickelt, getragen von Selbstsucht und Gier starker Mächte und der Aufrechterhaltung von Abhängigkeitssystemen zu ihren Gunsten. Manche sahen in der außerordentlichen Entwicklung der Industrieländer nachgerade ein Anzeichen dafür, dass die Geschichte sich endlich ihrer Vollendung näherte; Francis Fukuyama etwa, amerikanischer Politologe mit japanischen Wurzeln, hatte sogar erklärt: »Wenn wir heute an einem Punkt angelangt sind, wo wir uns keine Welt vorstellen können, die sich wesentlich von der unseren unterscheidet, wo anscheinend keine grundsätzliche Verbesserung gegenüber unserer derzeitigen Ordnung mehr denkbar ist, dann müssen wir auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass die Geschichte an ihrem Ende angelangt ist.«25

Dieser Lesart zufolge ist das Ende der Geschichte nicht das Ende von Ereignissen – schon gar nicht großer und bedeutender –, sondern das Ende der Geschichte als eines einzigen und fortlaufenden Evolutionsprozesses, der die Erfahrungen aller Völker zu allen Zeiten umfasst: Den Höhepunkt dieses Prozesses bildet – nach Ansicht Fukuyamas – die »liberale Demokratie« nach amerikanischem Vorbild, die das Ziel der ideologischen Evolution der Menschheit und die endgültige Regierungsform unter den Menschen sei und sich mithin als das »Ende der Geschichte« darstelle. Von dieser – durch die globalen Informationskanäle popularisierten – Sicht gelangt man nur allzu schnell zu dem Anspruch, das erzielte Resultat verteidigen zu müssen, auch um den Preis völliger Gleichgültigkeit gegenüber den Bedürfnisse und Rechten anderer: Das »Wir zuerst«, das etwa in Donald Trumps Slogan America first zum Leitsatz erhoben wurde und Prozesse des Zerreißens und der Abschottung gegenüber anderen wie den »Brexit« inspirierte, bringt eine Wertehierarchie zum Ausdruck, in der das Prinzip der grundlegenden Gleichheit der Menschen und das Recht aller auf Zugang zu den grundlegenden Gütern der Natur de facto ausgesetzt ist, während die Verantwortung für den Schutz der Umwelt der Durchsetzung der Interessen des Stärkeren untergeordnet wird.

Auch wenn das »Phänomen Greta Thunberg« in dieser Hinsicht ein erstaunliches Alarmsignal gesendet hat, das vor allem von der jungen Generation aufgegriffen wird, scheint die herrschende Logik auf der politischen und ökonomischen Weltbühne davon unbeeindruckt. Die Vorherrschaft einer egoistischen und anmaßenden Sicht hat sich insbesondere in den sogenannten fortschrittlichen Gesellschaften auf breiter Basis in einem immer ex­tre­meren Konsumismus niedergeschlagen und drückt sich in hedonistischen Lebensstilen aus. Die Vorstellung, im Namen einer gerechteren Chancen- und Güterverteilung, die allen zugutekommt, Opfer auf sich zu nehmen, gilt hier als anachronistisch und irrelevant. Das stolze Gefühl, Herren der Welt zu sein und sich für das Schicksal des Großteils der Menschheit nicht einmal mehr interessieren zu müssen, scheint zum entscheidenden Faktor des Fortschritts, zur tragenden Kraft der amerikanischen und westlichen »Überflussgesellschaft« (John Kenneth Galbraith: affluent society), zur Binde vor den Augen derer geworden zu sein, die mehr Glück gehabt haben und blind sind für das Leid und Elend unzähliger anderer. Doch manche haben mit Weitblick ­vorausgesehen, dass eine derartige Lebens- und Verhaltensweise nicht lange würde gutgehen können, und sogar prophezeit, dass kein Atomkrieg und kein plötzlicher globaler Finanzcrash, sondern womöglich ein winziges Virus das Ende der Welt einläuten würde – zumindest jener Welt, die auf der Gewalt und den Interessen des Stärkeren aufgebaut ist …

Christsein und die Corona-Krise

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