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Von Moritz an seine Mutter.

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„Nun ja! meine gute Mutter, ich will es Dir gestehen, ich bin — wenn auch nicht traurig, wie Du glaubst — doch ziemlich unzufrieden über die Wendung, welche meine Angelegenheiten genommen haben. In den öffentlichen Zuständen sind große Veränderungen eingetreten [Das lebenslängliche Konsulat.] und diese versprechen uns nicht viel Gutes. Die Schwierigkeiten, welche der Tod des ersten Consuls herbeiführen konnte, werden dadurch freilich beseitigt, aber es ist eine vollständige Rückkehr zum alten Regime, und da die ersten Würden im Staate stabil werden, giebt es kaum noch ein Mittel sich aus bescheidenen Stellungen emporzuarbeiten. Man wird da stehen bleiben müssen, wohin uns der Zufall gestellt hat und es wird gerade so sein, wie ehemals, daß ein tapferer Soldat sein Leben lang Soldat bleibt, während ein Laffe nach den willkürlichen Bestimmungen des Gebieters zum Offizier wird. Du sollst sehen, daß Du Dich nicht lange über diese Art monarchischer Restauration freuen kannst, und daß Du meinetwegen wenigstens die Zufälle des Krieges und den großen republikanischen Wetteifer zurückwünschen wirst.

„Der Posten, den ich bekleide, ist an und für sich nicht unangenehm und in Kriegszeiten ist er glänzend, weil er uns der Gefahr aussetzt und uns zu thun giebt; aber in Friedenszeiten ist er ziemlich einfältig — und, unter uns gesagt, nicht gerade ehrenvoll. Wir sind eigentlich nichts, als höhere Lakaien. Von allen Launen des Generals sind wir abhängig; wenn wir ausgehen wollen, müssen wir dableiben — wenn wir dableiben wollen, müssen wir ausgehen. Im Kriege ist das ganz hübsch; da gehorchen wir nicht dem General, denn er ist der Repräsentant der vaterländischen Fahne, und er verfügt über unsere Freiheit zum Besten des Allgemeinen. Wenn er uns sagt: „Begeben Sie sich nach dem rechten Flügel; werden Sie dort nicht todtgeschossen, so gehen Sie nach dem linken Flügel und wenn Sie dort mit dem Leben davonkommen, so schreiten Sie vor“ — so ist das sehr gut, denn das ist im Dienste und wir sind ganz glücklich solche Befehle zu erhalten. Aber in Friedenszeiten, wenn er uns sagt: „Setzen Sie sich zu Pferde und begleiten Sie mich zur Jagd, oder dienen Sie mir als Gefolge, während ich Besuche mache“ — so ist die Geschichte nicht mehr so heiter; wir gehorchen seinem persönlichen Belieben, unser Selbstgefühl leidet dabei und das meinige befindet sich, wie ich gestehen muß, in einer harten Prüfung. Dupont ist freilich von ausgezeichnetem Charakter; wenige Generäle sind so wohlwollend und so mittheilsam — aber mit einem Worte: er ist der General und wir sind die Adjutanten. Wenn er uns nicht als Bedienten gebrauchte, würden wir ihm zu gar nichts nützen, denn es giebt nichts Anderes zu thun! Decouchy, welcher auch bei unserm Generalstabe ist, fügt sich in Geduld, obwohl er vorgestern eine arge Demüthigung erfahren hat. Der General war bei seiner Geliebten und hatte ihn drei Stunden lang im Hofe warten lassen. Es fehlte nicht viel daran, so wäre Decouchy fortgelaufen und hätte die ganze Geschichte zum Teufel gehen lassen. Morin ist sehr sorglos und antwortet immer nur: „Was thut's!“ man mag ihm sagen, was man will. Aber ich sage zu mir selbst: „Es liegt so viel daran, daß ich von all' Euern Gastmälern nicht das Geringste begehre — ich würde um diesen Preis selbst einen Schatz verschmähen.“

„Und zwar so sehr, daß ich die größte Lust habe zu meinem Regimente zurückzukehren, und daß ich deswegen an Lacuée schreiben will, welcher ein einflußreicher Mann und großer Reformator ist ...

„Auf Grund meiner ausgezeichneten Tapferkeit und meines guten Benehmens in allen Waffenproben, bin ich in diesen Tagen zum Gesellen ernannt und werde binnen Kurzem auch Meister werden.“

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