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Dritter Brief.

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Von Sillery, bei Herrn von Volence (ohne Datum).

„Du hast es gewollt, Du hast es erzwungen, indem Du mich zwischen Deiner Verzweiflung und meiner eigenen wählen ließest. Ich habe Dir gehorcht, V... ist in Paris; ich habe das Unmögliche gewollt und vollbracht. Aber indem ich sie in dieser Weise entfernte, mußte ich wohl für ihren Unterhalt Sorge tragen. Ich habe mir also von dem Zahlmeister der Division sechszig Louisd'or von meinem Gehalt vorschießen lassen und dann habe ich verlangt, daß sie nach Paris zurückgehe, um zu arbeiten. Im Augenblick der Abreise hat sie mir das Geld zurückgeschickt; ich bin ihr nachgeeilt, habe sie zurückgebracht und dann haben wir drei Tage in Thränen miteinander verlebt. Ich habe ihr von Dir erzählt, habe ihr die Hoffnung gegeben, daß Du vielleicht aufhören würdest sie zu fürchten, wenn Du sie einst besser kennen lerntest — und sie hat sich darein ergeben und ist abgereist. Aber ich glaube, daß man nicht von einer Leidenschaft geheilt wird, indem sie solchen Prüfungen ausgesetzt ist. Uebrigens will ich für Dich thun, was menschliche Kräfte vermögen — aber rede nicht so viel von ihr, denn ich kann Dir noch nicht kaltblütig darauf antworten.“

Als meine Großmutter aus den folgenden Briefen sah, daß ihr geliebter Moritz bis zum Tode betrübt war, rief sie ihn zu sich und erwirkte ihm beim General Dupont die Erlaubniß nach Paris zu gehen, um Schritte für sein Avancement zu thun. Dies war indessen nur ein Vorwand, um ihn nach Nohant zu ziehen; aber er ging erst später dorthin, denn er wurde durch seine Liebe in Paris festgehalten und machte seiner Mutter gegenüber dieselben Geschäfte geltend, die ihm den Urlaub erwirkt hatten. Er wünschte damals lebhaft in die Garde des ersten Consuls einzutreten. Er machte einige vergebliche Anstrengungen, wie das vorauszusehen war, denn er war in anderer Weise zu sehr beschäftigt, um ein thätiger Bittsteller zu sein, und sein natürlicher Stolz erlaubte ihm nicht als Höfling sein Glück zu machen. Ich habe seine Freunde oft ihre Verwunderung darüber aussprechen hören, daß er mit soviel Tapferkeit, Intelligenz und Liebenswürdigkeit des Benehmens kein schnelleres Avancement gehabt hat, aber ich begreife das vollständig. Er war verliebt und mehrere Jahre lang war sein größtes Verlangen, geliebt zu werden; dann war er auch kein Hofmann und man erreichte bereits nichts mehr, ohne sich viele Mühe zu geben. Dann kamen für Bonaparte die ernsthaftesten Sorgen: der Proceß Pichegru's, Moreau's, Georges', der des Herzogs von Enghien, und diese Ereignisse erklären den Wechsel in seinem Geiste, indem sie ihm die Namen der Vergangenheit erst nahe brachten, sie dann von ihm entfernten und ihn endlich wieder darauf zurückführten, um ihn damit zu versöhnen.

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