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Handball

Ich habe Handball gespielt und war 25 Jahre lang Spielführer unserer auffallend, außergewöhnlichen Mannschaft. Der Koalitionsführer und Oppositionsführer zu gleichen Teilen, a persona, so zu sagen. Es war für mich eine Lebensschule, denn ein Mannschaftsport bringt Ordnung in dein Leben. Es lehrt uns nicht in Schubladen zu denken. Ich wäre nie so lange Spielführer geblieben, wenn ich das nicht immer beherzigt hätte. Da wir fast stets gewonnen haben, (ho, ho,ho) und wir aber nur zwei handvoll Spieler hatten, war es es für mich ganz einfach und es gab kaum Streit beim Auswechseln: Never change the winning team. Na, na, na, geht das schon wider los?

Mir ist in der Nachbetrachtung aufgefallen, das man mit zunehmenden Alter ein immer besserer Sportler, in allen Sportarten, gewesen ist. Aber ich kann mich an kein schlechtes Spiel mehr erinnern. Auch die objektive Erinnerung lässt scheinbar im Alter nach.

Wir haben viele schöne Mannschaftsfahrten in ganz Europa organisiert. z.B. Prag, wo wir gegen eine der Besten Handballmannschaften der Welt, Slavia Prag, gespielt haben. Wenn ich mich recht entsinne, war es die Reserve Mannschaft der Reserve. Prag, die historische Hauptstadt Böhmens mit 1,2 Millionen Einwohner. Wir wurden auf dem Hradschin, dem größten geschlossenen Burgareal der Welt empfangen. Damals noch eine kommunistische Konklave. Die Stadt an der geschichtsträchtigen Karlsbrücke. Mein alter Freud Martin hat sich in vorgerückter Stunde gewundert, daß aus der Musik Box, im „Schweik“, trotz etlicher Versuche kein Wechselgeld raus kam. Und die Musik spielte dazu. Immer wieder neue Lieder: trallalllala. Unseren Rausch haben wir auf einem Party Hotelschiff auf der Moldau auskuriert. Das war die Zeit, in der du König bei den Frauen warst, wenn du ein Paar Nylonstrümpfe zum verschenken dabei hattest. Junge, Junge.

Unser Trainer hat nie zu uns gesagt.

„Der Bessere möge gewinnen.“

Bei uns ging es immer nur um: kämpfen, kämpfen. Einen Larmarsch konnten wir nicht gebrauchen. Mit fairen Mitteln und Respekt vor einander, versteht sich!

„Sieg oder Blut im Schuh“, war die Parole. Handball ist ein Männersport, und die Handballhalle ein Symbol für Stärke. Kein Bullschit Bingo. Wir waren noch reine Amateure, ganz ohne Psychiater. Handfeste Kerle eben. Homo athleticus

Heute ist das anders und nicht nur bei der Schneeflöckchen Generation, den Fußballern, die früher ihre Suppe noch zu Hause löffelten und nicht im Werbefernsehen, aber gerade dort: Vollgestopft mit Geld, aufgepumpt von Gier. FIFA. Leidenschaft auf dem Fußballplatz kommt von leiden. Foul ! Intensivstation?

Und dann auf einmal Sekundenheilung, noch einmal kurz auf den Platz gerotzt. Wupp, war nix, ätsch.

Wenn Unvermögen, Verletzungen vortäuscht, sollte sie lieber Schauspieler für tragische Rollen werden. Gelb für den Gegner ist seine Lieblingsfarbe. Darum liebe ich Handball. Die Fußballer in der Bundesliga haben noch zwei Jahren schon ausgesorgt, wenn sie zumindest beim Rückwärtsgehen nicht gleich auf die Schnauze fallen. Manche Fußballer bekreuzigen sich ein bis dreimal vor dem Spiel und gucken bedröppelt zu den Sphären und schmeißen noch ein Handküsschen hinter her. Soll ihnen da oben jemand helfen. Wenn ja. Was für eine groteske Anmaßung.

Warum rollen die Fußballmädels nach einem einfachen Foul nicht genauso schauspielerhaft wie die Fußballer über den halben Platz? Liegt es daran, daß die Heldinnen Pferdeschwänze haben und in der Regel keine saublöden vielfarbig verschmierte Tattoos am ganzen Körper. Hat du schon einmal einen Ferrari mir Abzieh-Bildchen gesehen? Nein –- darum!! Ich liebe Emotionen, auch und gerade beim Sport. Emotion beim Fußball ist, wenn der Bundestrainer in einer Halbzeit zweimal in Zeitlupentempo die Hand aus der Tasche nimmt, nachdem er sich vorher gekrault und dann gepopelt hat.

Genau so gierig wie die Geldmaschine: Grand Prix der Formel I. Das Vermögen, lt. Forbes, von Bernie Eccelstone dem raffgierigen Zausel, wird auf 2,8 Milliarden Euro geschätzt. Jetzt wir er mit 89 Jahren noch einmal Vater!!!??? Wenn du bei einer Million jeden Tag 1000 Mark für Essen und Trinken ausgeben würdest, wärst du nach drei Jahren endlich satt. Wenn du bei einer Milliarde jeden Tag 500 Mark spenden würdest, müsstet du 6000 Jahre alt werden. Geld ist ein Schlechter Maßstab für die Qualität eines Menschen. Ein Esel im Smoking bleibt ein Esel.

„Was bedeutet dir eine Milliarde Euro, Allmächtiger?“ fragte der Mann Gott.

„Kaum einen Cent.“ antwortete Gott.

“Und was sind hunderttausend mal hundert Jahre für dich?“

„Kaum eine Sekunde.“

„Dann schenk mir doch einen Cent, Herr.“ bat der Mann.

“Gerne, warte eine Sekunde

Wie hoch ist noch mal das Gehalt eines Altenpflegers/in. Hört hier nicht hin?

Oh doch. Prioritäten, auch als geneigter Zuschauer beim uferlosen Sport, sollte man setzen und sich nicht einfach zur maßlosen Gier erziehen lassen.

Mit 50 Jahren, 1989, habe ich aufgehört aktiv Handball zu spielen und habe meine Handballerblaufbahn mit Wehmut beendet. Eigentlich nicht weil ich zu alt war, nein alt wurde ich erst als ich aufgehört habe Handball zu spielen. Ich hatte festgestellt die Jungen liefen schneller als ich, aber dafür kannte ich zweifellos die besser Abkürzung Zum Schluß half mir auch das nicht mehr und ich merkte, daß ich nur noch Linienrichter war.

Zunächst habe ich mir zu meinem 50 Geburtstag ein Zirkuszelt gekauft und in die Manage alle meine Freude eingeladen. Einige aus der Schule - und Studienzeit. Meine alten Freunde von Opel und meine Rallye Kollegen. Meine Segel Freunde und einige meiner Schützenbrüder. Tennis Freunde und Freundinnen. Urlaubs Freunde. Einige liebgewordenen Berliner Freunde, Nachbarn und die Verwandtschaft. Meine komplette Familie und meine Angestellten waren für Tage im Dauerstress. Alle Freunde haben durch gekonnte lustige Einlagen, Vorträge, Sketsche, Männerballett, Zauberer und Bauchtänze, am Gelingen dieses für mich (50) denkwürdigen, geschätzten, nachhaltig bemerkenswerten Abends beigetragen. Die Kapelle ist gar nicht richtig zum Zuge gekommen und nach einige Stunden indigniert abgehauen. Es war der Abend für meine aufrecht geliebten Freunde. Ich hoffe die Spieluhr meines Lebens wird noch eine lange Zeit weiter spielen. Ich werde sie fernerhin aufwendig mit Gut Edel ölen. In den Laudazien ist mir bewusst geworden, daß ich ein langes, eindrucksvolles, außergewöhnliche schönes Stück Leben schon gelebt hatte.

Die Krönung meiner Handballkarriere war in diesem Jahr die Meisterschaft in unserer Klasse. Ein guter Abschluss, aber noch nicht das Ende Jahrzehntelanger bemerkenswerter Freundschaften.

Standesgemäß habe ich mit meinen Freunden die Aufstiegsfeier in Paris Saint Germain, ausgiebig und feuchtfröhlich bis die Sonne aufging, in einem Straßenkaffee, an der Rue der Fosses Saint-Germain gegenüber der alten Komödie mitten auf einer belebten Straßenkreuzung, gefeiert. Hier hatte jeder Zutritt der seine Zeche bezahlen konnte. Wir haben uns, mit lauten Gesang und ausgelassener Freude richtig zugelötet. Garcon Champagner!! Die Gläser wurden von allen Seiten entgegengestreckt. Die Glocken der Mitternachtsmesse von Saint-Paul-Saint-Louuis die extra für uns, dachte ich, geläutet wurden, haben wir gar nicht mehr wahrgenommen. Ein Straßenmusikant, der zusätzlich für die Stimmung sorgte, hatte sich ein Schild umgehängt und es auf den Punkt gebracht. Auf dem Schild stand zweisprachig :

„Wenn sie zufrieden sind geben sie mir France. Wenn sie sehr zufrieden sind geben sie mir D-Mark.“

Unser Geld hatten wir tagsüber reichlich auf der Seine-Rundfahrt, auf dem Eiffelturm und in den Bois de Boulogne ausgegeben. Sehr beeindruckt hat mich das Alte Jakobiner (Freunde im Geist) Kloster an der Rue Saint-Jacques in Blickweite von Notre Dame de Paris. Der Musikant und die vielen Straßenkünstler erinnerte mich an ein Bild von Toulouse-Lartrec. Eine unvergessen herrliche, ausgelassen exzentrische, exerzieve Sommernaht mit meinen Freunden und unseren eigenen Frauen in Paris.

Von meinen alten Handballfreunden an die ich so viele Erinnerungen habe, so viele geteilte Erfahrungen, geflügelte Worte, Spitznamen, Anekdoten, Stehgreifkomik, werde ich nun unwiderruflich keine Witze mehr hören. Sie sind schon leider fast alle mause. Ich werde sie auch leider nie mehr lachen sehen.

As life runs on, the road growes strange – the milestones into heardstones change - beneath every one a friend.

Ich mag es in deutsch kaum aussprechen:

(Die Straße des Lebens wird immer seltsamer, aus Meilensteinen werden Grabsteine und unter jeden ruht ein Freund )

Die Zeit ist ein guter Lehrmeister. Sie lehrt uns die Dinge aus einem gewissen Abstand ganz neu zu betrachten. Schöne Erinnerungen ist ein ganzes Leben wert.

Als ich 1964 in der geteilten Stadt Berlin, damals noch die „Halben Stadt,“ zum ersten mal Handball spielte und ich vom Grunewald, wo ein Großteil meiner Berliner Sportfreunde wohnten, auf den Kurfürstendamm einbog, Richtung Gedächtniskirche fuhr und diesen Flair aufnahm, dachte ich unterschwellig, so ähnlich muss New York sein. Die Vorstellung eines naiven jungen Mannes aus der Provinz. Die Berliner sind wie sie sind und immer frei raus. Zur Ruine der Gedächtniskirche sagen einige respektlos: „Schrottplatz Gottes.“ Zu ihrer schönen neuen Kongresshalle, von den Amerikanern, so wie ich sie bei vielen Besuchen in Amerika kennengelernt habe, liebenswerte und freundliche Menschen, gestiftet: „Schwangere Auster,“ Das „Elefantenklo“ wurde erst viel später zur Benutzung frei gegeben. Im Laufe der Zeit wurde dann New York zu meiner Lieblingsstadt, aber Berlin, mit seinen Sommersprossen (Hildchen, meine große Liebe in der Jugendzeit) bleibt für mich immer eben Berlin. Sommersprossen sind Gesichtspunkte die man küssen kann, ja muss. Berlin deine Luft klirrt weiter und sie ist für mich immer noch in der Pubertät wenn ich an die alten Zeiten zurück denke. Damals flog noch die Pan Am.

Papa, wie sieht der Mond von hinten aus?

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