Читать книгу Papa, wie sieht der Mond von hinten aus? - Gerd Samson - Страница 5
ОглавлениеProlog
Heute beginne ich mit der ersten leeren Seite meines Buches, vollkommen ohne Ghostwriter und Phantomspecter, ohne Redigierer und Satzbauer. No Konzipient is perfekt. Ich werde meine Fragestellungen und meine Antworten so gut es geht aus meiner persönlichen kritischen Sicht verarbeiten und versuchen prägend zu gestalten. Lies dieses Buch ohne Vorurteile mit Lust und Laune, ganz. Bis zum Ende. Wenn es dir gefällt, beurteile oder urteile am Schluß.
Ein Urteil lässt sich widerlegen, ein Vorurteil niemals.
Diese Geschichte erzähle ich meiner Familie, meinen Enkelkindern und meinen Freunden, damit sie die Möglichkeit haben nähere Bekanntschaft mit mir zu machen.
Auch wenn es wahrscheinlich keine praktische Wirkung hat und auch nicht unbedingt haben soll. Doch eine gewisse, für mich, wertmäßige Botschaft will ich damit schon übermitteln. Jeder trägt eine gewisse Geschichte mit sich herum. Daß alleine verdient eine gewisse Toleranz.
Das schöne am Altsein ist es bekanntlich, mit eigenen Augen gesehen zu haben, wie sich die Welt und die Sicht auf diese Welt in 80 Jahren geändert und verändert hat. Auch ich habe in dieser aufregenden Epoche ein paar Irrwege genommen, aber die Zukunft war für mich früher auch besser als heute und ich nehme die Menschen inzwischen so wie sie sind. Denn ich habe festgestellt, bessere gibt es nicht. Obwohl das ewige Lamento ist so alt wie die Menschheit.
Such dir das Beste aus, alles wird dir nicht gefallen. Etliche Teile aus dem Buch habe ich inzwischen heraus genommen, weil es mir und sicherlich auch anderen nicht mehr gerecht geworden wäre. Aber Meinungsfreiheit sollte eigentlich keine Mutprobe sein. Darum:
Es ist meine persönliche Sichtweise.
In dem du dieses Buch aufschlägst gehst du ein Nutzungsrisiko ein. Überlege, ob es dir wert ist. Denn die Tipps, Meinungen, Ratschläge, Anregungen, Fingerzeige sind zum Teil, möglicherweise widersprüchlich. Das Buch dient in erster Linie der Unterhaltung. Ob ich nach dem Lesen des Buches Freunde verliere, weiß ich nicht. Die dann geblieben sind und meine Gedanken verstehen, bemüht sind, begreifen zu wollen, sind die Besten. Vielleicht ist es wichtig, zunächst den ganzen vorgestanzten, widersprüchlichen, fragwürdigen, heuchlerischen und scheinheiligen Ballast abzuwerfen. Ich wünsche mir, das du ohne Schaum vor dem Mund, diskutiert und dich bemühst, um nach eventuellen Gemeinsamkeiten zu suchen. Um sie gegebenenfalls zu finden.
Bevor du mit einer vorgefassten, befangenen und unilateralen Meinung diesen Bemühungen entgegenwirkst, oder womöglich untergräbst.
Betrachte die Dinge vorerst einmal aus der Distanz und behalte durchaus einen kritischen Weitblick. Wenn man das Ganze im Kontext, mit den Begleiterscheinungen sieht und sichtet, findet man die Erklärung. Mann sollte dieses Buch auch mögen mögen.
Manches relativiert sich am Ende.
Nur in einem Buch findet man die Möglichkeit, einen zerbrechlichen Gedanken zu untersuchen ohne daß er zerplatzt. Oder eine explosive Idee zu erforschen, ohne zu fürchten, daß sie detoniert. Das Buch ist eine der wenigen Zufluchtsstätten die dem Geist, Privatsphäre und Herausforderung zu gleich bieten. O. K. Mr. Morgan?
„Macht ein Buch schreiben glücklich?“
„Aber es geschrieben zu haben!“
Es gehört mehr Mut dazu, seine Meinung zu ändern, als ihr treu zu bleiben, denn keiner kann mir verbieten die Wahrheit zu schreiben, so wie sie sich mir darstellt und ich habe immer mehr Mut dazu, je älter ich werde, kritisch und zweifelnd zu denken, auch wenn ich weiß, daß es ungewöhnlich ist. Etwas Anders sein als Andere, denn Andere gibt es schon genug. Mit 80 komme ich nochmal so richtig in Fahrt. Ich mache keine langen Pläne mehr, ich schreibe und mache inzwischen was ich will, denn ich muss fertig sein bevor die Wolle alle ist. Jedoch, je älter ich werde, stelle ich fest, daß ich nicht mehr genug Kraft habe für Stress und Konflikte.
Achtung, etwas Mut zum Sarkasmus ist unvermeidlich.
Die Zeit läuft.
Darf ich das? Ich darf das! Geht so was? Es geht so was. Gedanken sind frei, auch wenn sie gedruckt sind.
Freue dich darauf, daß du das dieses Buch nicht gelesen hast, denn dann hast das Happening noch vor dir.
Wenn dir dieses Buch manchmal etwas zu persönlich wird, denke daran ich habe zuweilen einen kleinen Spleen und wie du weißt ein erkennbares Handicap und dafür eine Fülle an Beweisen. Ich spreche dann mit mir selber, mich sticht manchmal der Hafer und dann fange ich an zu träumen und mit mir zu diskutieren. Trotzdem eine nicht unwesentliche Rolle in dem Buch spielt der Humor und der kann auch manchmal als Waffe und Provokation eingesetzt werden, denn mit Humor kann man auch vergnüglich und exemplarisch auf die Suche nach der Wahrheit gehen. Ohne Humor ist das ganze Leben offensichtlich, ohne jeden Zweifel, ein Irrtum. Womöglich eine Verwechselung.
Nichts liegt mir ferner einen Menschen, einen unbekümmerten Gläubigen, an Wen oder Was er auch immer glaubt, sich verlässt, aussetzt, als Mensch zu verletzen oder zu beleidigen.
Wenn ich heute noch Rally fahren, Handball, Segeln, Tennis oder Golf spielen könnte, würden dies bestimmt immer noch meine bevorzugten Leidenschaften sein. Aber ……… ich gehöre eigentlich leider schon zum Weltkulturerbe.
Aber ……….. 80 Jahre und ein (kein) bisschen ……..(genau) Der Lack ist ab. Schreib ich lieber ein Buch.
Pleas listen to a Tribe Leader
Ich wurde geboren ohne es zu wollen. Ich werde sterben, ohne das ich es vielleicht möchte, und dafür muss ich mich womöglich noch nicht einmal extra aus dem Bett bewegen. Also last mich wenigsten so leben und denken wie ich leben und denken will.
Ja ich will!
So, ehe es zu spät ist, sage ich deutlich und ohne Scheu: Ich werde meine Prinzipien und meine Gedanken von denen ich überzeugt bin, offen, unverblümt und unverhohlen vortragen. Mit allen Konsequenzen die mir daraus entstehen könnten. Allerdings ohne Anspruch auf Vollständigkeit, aber mit dem festen Bemühen um Richtigkeit und Redlichkeit.
Ich kann nicht beeinflussen was Andere über mich denken, aber ich kann entscheiden ob es mich interessiert. Denn Freiheit ist auch das Recht, Anderen zu sagen was sie nicht hören wollen und das du fast alles unternehmen kannst, was anderen nicht schadet, beleidigt, krängt oder in ihrem Glauben herabsetzen will. Das alles ist grundsätzlich der freien Meinung in unserem Land geschuldet.
Aber natürlich muss ich auch auf meine speziellen Gedanken und Worte achten, denn sie sind der Anfang meiner Taten und doch, die Gedanken sind bekanntlich frei.
So habe ich mir gesagt:
Das wenige was man klauen darf sind Ideen,
um sie richtig einzuordnen und zu verwerten.
Bücherschreiben ist das einzige Verbrechen,
wo du Spuren hinterlassen kannst und darfst
und sollst.
Es wird sicherlich von vielen Leuten entsprechende Kommentare geben und das fängt an mit - prritt - dem Gesichtsscheibenwischer an. Was gleichbedeutend mit - Balla Balla ist. Beleidigungen bis Unverständnis, bis: Wo möglich ein wenig Verständnis und ein bisschen Anerkennung. Oder: Verschämt überzeugend:
„Das wollte ich auch schon immer sagen, aber ich habe mich nicht getraut“
Man kann aber nur über das reden, wovon man etwas versteht
Vieles ist dem Geist, dem Zeitgeist geschuldet.
GEFS, wird darüber nachdenken und sich bemühen bis zum Ende zu denken.
In diesem Sinne lade ich dich ein, nicht immer meiner Meinung zu sein.
Außerdem ist es ziemlich langweilig immer einer Meinung zu sein.
Lies also dieses Buch unter der Prämisse: Es verstehen zu wollen.
Also, dann ran. Es gibt keine Denkverbote. Bleib fair
Art. 5 Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland:
Jeder hat das Recht seine Meinung frei zu äußern und zu verbreiten und aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten.
Meine Mutter Martha, eine geborene Staudt kam aus Bonn.
Aus einer gutbürgerlichen, frei denkenden Unternehmerfamilie mit vielen Traditionen. Die heute allgemein üblichen Betonplatten für Gehwege, Gartengestaltungen und vieles mehr waren nach der Erfindung und der damit verbundenen Herstellung und Vertrieb, der Erwerbszweig meines Großvaters.
Der Rhein litt im 1900 Jahrhundert noch nicht an den heutigen Umweltverschmutzungen, darum war es notwendig, daß in den Arbeitsverträgen zwischen meinen Großeltern und dem Haus-Personal ein Passus vereinbart war:
„Lachs nur 3x die Woche.“
Als der Rhein noch rein war.
Bonn eine wichtige, weltoffenen Universitätsstadt am Rhein, mit einer 2000 jährigen Geschichte. Bonn war von 1949 – 1990 der Regierungssitz der Bundesrepublik Deutschland. Der große Sohn von Bonn ist Ludwig von Beethoven. Das Grundgesetz für unser Land, Bundesrepublik Deutschland, wurde 1949 vom Parlamentarischen Rat in Bonn, im Museum König, das ich oft mit meinem Patenonkel Ernst besucht habe, erarbeitet, verabschiedet und in Kraft gesetzt. Es hat sich bewährt und ist geachtet.
Nun auch im geeinten Deutschland.
Maßgeblich daran beteiligt war der später CDU Bundeskanzler Konrad Adenauer, mit seiner konservativen Politik. Er war im Übrigen der Letzte Deutsche der in der Walhalla einziehen durfte. Willy Brandt, der spätere SPD Bundeskanzler, war der Erste Deutsche Kanzler der vor der Vollversammlung der UNO in New York gesprochen hat.
Für den Wirtschaftlichen Aufbau nach den verlorenen zweiten Weltkrieg sorgte der zunächst Parteilose Ludwig Erhard, mir der Einführend der Sozialen Marktwirtschaft:
„Der Markt ist der einzige demokratische Richter, den es überhaupt in der Marktwirtschaft gibt.“
Und, aus meiner Sicht, nicht unwesentlich am Aufschwung beteiligt, der Marschallplan unserer amerikanischen Freunde. Das sogenannte Wirtschaftswunder begann. Es wurde wieder in die Hände gespuckt. Ein Glücksfall für unsere junge Demokratie war auch der erste Bundespräsident, der liberale „Papa Heuss“ Alle waren sich der Staatspolitischen Verantwortung voll bewusst. Einigkeit und Recht und Freiheit.
Das neue Grundgesetz hat mit dem §1:
„Die Würde des Menschen ist unantastbar“
zum ersten Mal den Mensch in den Mittelpunkt gerückt und zwar ausschließlich den Mensch und nicht zum Beispiel ein Gott oder Ähnliches. Es ist durch Artikel 79 Absatz 3 durch die Ewigkeitsklausel, in wesentlichen Teilen abgesichert Der § 1 unsres Grundgesetz ist so modern, weitschauend, prägend, feingliedrig und anschaulich, daß er in die Charta der Menschenrechte aufgenommen wurde.
Mein Vater Fritz Samson kam aus Spradow.
Der Ort wurde im Jahre 1151 erstmalig schriftlich erwähnt. Ein kleines, sportbegeisterte, ländliches, sauberes Dorf, daß später vom der Stadt Bünde eingemeindet wurde.
Mein Vater war Fabrikant und jahrelang im Vorstand vom TuS Spradower Turn- und Sportverein und leitete die Geschicke der Handballer. Darum wohl meine Affinität für den Sport und insbesondere für den Handball.
Mein Bruder Horst kam aus Preußisch Oldendorf.
Der Ort, der im 10. Jahrhundert das erste mal erwähnt und im Jahre 1719 zur Stadt ernannt wurde. Preußisch Oldendorf ist ein kleines, fast unauffälliges, aber ehrenwertes und rechtschaffenes Städtchen am Rande des Wiehengebirges.
Und ich komme aus Bünde, der Stadt an der Else.
Breite 52,19 °, Länge 8,54 °, Höhe 64 m.
Die Heimat der Germanen und der Cherusker. 1719 bekam Bünde von Friedrich Wilhelm I. die Stadtrechte zu geschrieben und besteht heute aus 12 Stadtteilen.
Der Ort also, an dem meine Geschichte begann. Peng.
Die weltbekannte Zigarrenstadt, die zunächst seit 853 „Buginithi“, hieß. Ein Dörfchen mit 500 Einwohnern, dann, später der Sage nach, durch den hier geschlossenen Bund der Brüder Hengist und Horsa zur Eroberung von England, den Namen Bünde erhielt. Die beiden Ritterbrüder, zieren heute das Stadtwappen von Bünde. Eine zauberhafte, liebenswerte, sympathische, reizvolle Mittelstadt zwischen Teutoburger Wald und dem Wiehengebirge mit ca. 48 000 außerordentlich vergnüglichen und ehrbaren Einwohnern. Schon früh wurden in Bünde 80 Millionen Zigarren, von 3.380 Mitarbeiter in 85 Tabakbetrieben, hergestellt. Im Übrigen hat Bünde mit der Wilhelmshöhe im Stadtteil Ennigloh, die älteste Disco von Deutschland, die immer noch im Betrieb ist. Natürlich habe auch ich dort früher in meiner Jugend audgiebig geschwoft, mich voll ausgetobt und rumgefeakt. Ich glaube es hat mir nicht geschadet.
Eine vielversprechende tolle Mischung diese Familie.
Aber, wir waren ein harmonisches und unerschütterliches Team.
Ab 1939 lebten wir alle gemeinsam, zusammen in Bünde.
Ich bin am 28 März 1939, an einem Dienstag, in unserem Haus am Stadtgartenpark in Bünde in der Sedanstraße (Samson von der Sesamstraße) in meinem Lieblingszimmer, dem Turmzimmer, durch eine Hausgeburt zur Welt gekommen. In meinem stimulierenden Kinderzimmer, mit dem vielen bunten Fenstern. Sie alle waren beklebt mit lustigen Bildern. Mit einem reizvollen schönen Blick durch ein Rundbogenfenster in den gegenüberliegenden märchenhaften Park. Je älter ich werde, desto schöner sind die Erinnerungen an die Vergangenheit. Und an mein Turmzimmer.
Wenn die Sonnenstrahlen durch die bunten Fenster fielen, zeichneten sich traumhafte Schattenbilder an den Wänden ab. Nachts flutete das Mondlicht durch das Zimmer und es entstand eine zauberhafte, wunderliche, spektakuläre Magie.
Am selben Tag wurde auch Gott geboren…
Weit weg, in Pilsen, in der nähe von Prag.
Ich war runzelig, faltig, zahnlos und haarlos. Eigentlich ein Zustand der sich immer und immer wider milliardenfach wiederholt, denn man befindet sich zuvor zwangsläufig, vorübergehend, eine Weile, in einem dunklen und engen Ort, in einem behüteten Schoß, bevor man plötzlich, plop, das grelle Licht der großen weiten Welt erblickt. Ich habe mich sofort lauthals und entschieden erbarmungslos bemerkbar gemacht, so als wollte ich sagen:
„Passt alle gut auf mich auf“
Die Inspektion des kleinen Möp durch die popelige Verwandtschaft fand am nächsten Tag nach der Geburt statt. Dabei stellte sie fest:
„Ein kleines süßes blauäugiges Wunder“
Dann bemerkten sie: „Buuuh, Möp hatte eine Glatze!!!!
Dieser Zustand dauerte bis zu meinem dritten Lebensjahr. Erst dann durfte ich die schützende Mütze absetzen. Die Haare fingen leicht an zu sprießen und ich war ab sofort, auch bei den anspruchsvollen, aber fipsigen Familienkritikern vorzeigbar. Das mir mein Onkel Helmut aus Bremen einen Kamm ohne Zähne geschenkt hatte, einen Glatzenschieber so zu sagen, darüber waren meine Eltern verständlicher Weise nicht so sehr erfreut. Das Wunder, das Phänomen geschah also knapp vor dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges. Ich war also noch reine, qualitativ echte „Friedensware“.
Später habe ich mein geliebtes herrliches, himmlisches Turnzimmer zu nächst einmal wieder verlassen und preisgeben müssen und ich wurde zwansumquatiert in das Zimmer meines Bruders. Ich war in dem Augenblick sehr traurig, hoffnungslos und leidvoll melancholisch und ich habe Schnotten und Tränen geheult.
Aber das hatte spezielle nachvollziehbare Gründe, die ihr noch erfahren werdet.
Am Freitag des 1. September 1945, lebte ich fürsorglich behütet, mit meinen Eltern harmonisch zusammen. Eine Familie, die mir Alles mitgab was richtig und wichtig war. Was sie mir nicht mit gegeben haben war zunächst auch nicht wichtig für mich. Ich würde sie, in der Nachbetrachtung, kosmopolitisch beschreiben, jedoch ohne übertriebene religiöse Wertebasis, wie mir später anschaulich, überzeugend bewusst wurde.
Zusammen mit meinem Bruder Horst wohnten wir in unserem schönen Haus in Bünde, zwischen dem Krankenhaus und dem Stadtgarten. An einer ruhigen Allee mit alten knorrigen Bäumen. Diese konnten auf ihre abenteuerliche Art und Weise schief, krumm sein geheimnisvoll aussehen und waren trotzdem für einen kleinen blonden Jungen mystisch und wunderschön anzuschauen.
Mit einer äußerst netten freundlichen und außerordentlich sympathischen Nachbarschaft. Mit denen wir alle befreundet waren und uns gut untereinander verstanden haben und beim; „ich geh mit meiner Laterne“ immer sehr großzügig und spenden freudig daher kamen. Ich machte immer reichlich Beute. Ja, jeder kannte Jeden und Alles über den Anderen. Die Türen standen mir überall vertraulich weit offen.
Mit einem herrlich großen Garten, der viel mehr war als ein „Schrebergarten Eden.“
Im Sommer haben mein großer Bruder und ich uns gegenseitig Pusteblumen zu gepustet und beobachtet wie sie mir ihren kleinen Ankern zu Boden taumelten. Mit Obstbäumen, Beeren, wunderschönen Rosenhecken und einem riesigen Kirschbaum in der Mitte. Schon damals habe ich manchmal auf der Apfelwiese im saftigen Gras gelegen und vor mich hin geträumt und mir schöne Illusionen ausgemalt. Die Krähen hoben die Köpfe, betrachteten mich mit ihren bedächtigen Matronenblick und fanden dann, die Bekanntschaft mit mir sei entbehrlich. Bei dem Betrachten der kleinen Bäumchen hat der kleine Möp, mit Kennerblick dem großen Bruder erklärt, daß sie erst noch in die Baumschule gehen müssten um groß zu werden, wie ich, Möp, der verkürzte Blumenförster einmal werden wollte Die Kiefern die weit zum Himmel ragten, wie Zahnbürsten. Große Himbeer- und Stachelbeerhecken, mit Ringelblumen in den Beeten und ihrem selbst gesponnenen Sonnenschein. Die Osterblumen auf unserer bunten Wiese verkündeten mit ihren Trompeten immer den Einzug des Frühlings in das kleine Paradies. Wenn die Lerchen anfingen zu zwitschern machte die Natur ihre verschlafenen Augen auf und die Grillen zogen ihre Uhren auf. Das Summen der einzelnen Insekten, war wie der sonore Klang einer Cellosaite. Die Kirche in der Ferne diktierte den Tagesbefehl und übertönte grotesk das summen der Bienen in den Obstbäumen. Mittags schnitten die Uhrzeiger wie eine Schere den Tag wie eine Schere zwei Teile.
Mit einem Hühnerstall mit Rasengeflügel, Legehennen, Zwerghühnern, Rodeländern, und dem bunten, stolzen, Hahn mit einem roten gezackten Kamm. Die Hennen wussten auch wann der Tag beginnt, aber der Hahn musste es wie selbstverständlich mit seinem krächzenden Kikeriki immer als Erster lautstark verkünden! Hahnenkammrot wurde später Sammy´s Lieblingsfarbe. Jakobiner rot, die Farbe der Rebellen. Ja, es hat früh angefangen mit der Rebellion. Die Tage tröpfelten immer dahin wie der Honig vom Löffel. Die Augen unserer Katze leuchteten wie alte Goldmünzen.
Ich war davon fasziniert wie die Hühner immer tippelten und ruckartig den Kopf bewegten, damit sie scharf gucken konnten um somit dann zielsicher die besten Körner zu picken. Es war immer ein großer Spaß, wenn ich mit Horst und Günter, ein Huhn mit einem Kreidestrich auf dem Boden hypnotisierte. Eine beeindruckende Vision. Wissenschaftler haben herausgefunden das Hühner leichte Rechenaufgaben lösen können. Wahrscheinlich empfinden sie auch Langeweile, Frustration, Glück und Empathie. Einige machten auf mich manchmal diesen Eindruck, wenn ich sie auf den Arm nahm und streichelte. Ich hatte das Gefühl, daß sie das gerne mochten. Nur der Hahn geriet in Rebellion.
Möp rief beim Füttern des Federviehs immer: put put put put und die Nachbarschaft wusste dann sofort, bei Samsons wird gefüttert. Der kleine nun endlich blonde Möp ist wieder mit seinem viel zu großen Eimer, der ihm von den Knien bis zur Brust reichte, gefüllt mit leckeren Körnern, unterwegs. Hühner kommunizieren lautstark untereinander über die Qualität des Futters.
Für frische Eier während der Kriegszeit und danach, war immer gesorgt. Eier und Zigarren, das waren die beliebtesten Tauschartikel, die heimliche Währung, in den damalige Wirren der Kriegs–und Nachkriegszeit.
In unseren kleinen Teich züchteten wir bunte Goldfische. Beim Füttern der Fische hat der kleine blauäugige Möb festgestellt, daß Schwimmtiere keinen Wackelpudding mögen. Die Stichlitze flitzten dann mit den Moderlieschen und den anderen Zierfischen um die Wette durch das Wasser, und waren von Möps guten Gaben so gar nicht wirklich begeistert. Die Wasserläufer legten den Teich in kleine Ziehamonikafalten. Im Sommer blühten im Teich die Seerosen in weiß und orange. Es sah dann aus wie ein dichter bunter Patchwork Teppich und die Schilfkolben im Teich standen wie erloschene Festgaskerzen.
Schöne Erinnerungen an die herrlichen Kindertage.
Nach dem verlorenen Krieg, dem Ende des zweiten Weltkrieges, mussten wir unser Haus, unsere Idylle, meine kleine Trutzburg; weil unser Haus einen so wunderschönen Turm hatte, trotzdem, oder gerade weil es nicht nur für mich, ein so imposantes Gebäude war, als erstes besetztes Haus in Bünde, den einziehenden Siegermächten, der neuen Besatzungsmacht, überlassen, preisgeben und wahrlich opfern.
Laut Zeugnis meiner Amme, Tante Adele, sie hatte eine nicht unbeträchtliche, klimpergroße Leibesfülle, war ich damals schon ein kleiner ungebärdiger Ritter:
„Möp ritt stundenlang mit seiner Ritterrüstung auf dem Schaukelpferd.“
Unser Dienstmädchen Mia Griebenstroh, sie kam aus der Nähe von Haldem, am Dümmer See, die sowieso zu allem Ja und Amen sagte, nickte immer kräftig mit dem Kopf, so das ihre roten Bäckchen und ihre niedlichen kleinen Möpse an zu wippen fingen. Mia sah toll adrett aus, mit ihrer frisch gebügelten, und gestärkten weißen Kittelschürze. Ich habe mich immer gefreut wenn sie so munter, freudestrahlend und beschwingt durch die große Flügeltür in unseren Wintergarten kam und uns Kindern Obst brachte. Ihr Lachen flatterte hinter ihr her, wie ein Büschel bunter Bänder.
Einmal im Monat wurde Mia von ihrem Vater besucht. Herr Griebenstroh kam dann, ob Sommer oder Winter, mit dem Fahrrad aus der Nähe vom Dümmer See zu uns. Mit grauen Gamaschen über den Schuhen und mit den blauen runde Knöpfen am der Seite, die ich besonders toll und verlockend fand.
Da mein Vater seine Zigarren nie bis zum Ende auf rauchte (er hatte ja genug davon), blieb immer ein Drittel der Zigarre übrig.
„Die Stümmel“
Ich habe als Kind meinen Vater eigentlich nur mit einer großen glühenden Zigarre im Mund als Selenklempner wahrgenommen. Diese Stümmel wurden in einer leeren Zigarrenkiste gesammelt und von Mia`s Vater dann immer pünktlich abgeholt und auf seinem Fahrrad-Gepäckträger gut und sicher verstaut, mit einer bunten Kordel verschnürt, und Richtung Dümmer transportiert. Sein Name ergab sich automatisch, wir nannten ihn:
„Der Stümmelmann“
Auch der Milchmann, der mit Pferd und Wagen jeden Morgen um 10 Uhr bei uns vor dem Haus hielt um aus einem kleinen silbernen blanken Tank auf der Pritsche, die frische Milch für uns in einen großen weißen Becher zu zapften, bekam seine Ration Stümmel. Nur der Bäckerbursche, der jeden Tag in der früh die frischen Brötchen auf die Treppe warf, war noch zu jung, der durfte noch nicht rauchen, dafür bekam er am Wochenende immer einen kleinen Sack mit frischen Eiern für seine Familie.