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Dümmer See

Ich habe lange Zeit am Dümmer See aktiv gesegelt, mit meiner Frau Gaby, den Kindern Carolin und Julia. My wunderful Girls. Mit unserem Boot Felicia, was soviel heißt wie „die Glückliche“. Die glücklichen Augenblicke hüpften vorüber wie unsere fröhliche Kinder, die dort ihre frühe Jugend verbracht hatten.

A happy nice place!

Auf einem Segelschiff gilt:§ 1 Der Kapitän hat immer Recht
§ 2 Wenn der Kapitän einmal nicht
Recht hat
tritt automatisch § 1 in Kraft.

Wenige Menschen denken, und doch wollen viele entscheiden. Ein Pessimist ist ein Optimist der nachgedacht hat. Darum denkt ein Optimist unsere Welt sei die beste von allen und ein Pessimist befürchtet es! Am Ende des Weges mag der Pessimist Recht bekommen, aber unterwegs hat der Optimist es besser. Niemand besitzt genügend Wissen um zwangsläufig nur ein Pessimist zu sein. Optimisten wie Pessimisten haben einen Fehler gemeinsam: Sie fürchten sich vor der Wahrheit. In der Zeit am Dümmer waren wir Alle grundsätzlich nur freudig gestimmt und optimistisch eingestellt.

In das Haus am See zogen wir in der Regel, wenn wir nicht zwischendurch Urlaub machten, jedes freie Wochenende von Freitagmittag, mit Sack und Pack und unserer Katze, bis zum Sonntagsabend. Wir zogen für fünfzig Stunden in eine andere, ruhige, entspannte Welt. In den Schulferien blieb die ganze Familie am See, und Sammy wurde zum Reisenden von Bad Oeynhausen - Richtung Eikhöpen. Mir fiel oft auf, wenn wir Sonntags-Abend wehmütig gen Heimat, zurück in den Stress zogen, daß die Wolkentürme über dem See zum Abschied im Licht der untergehenden Sonne ihre Lippen verführerisch rosa gefärbt hatten, als wollten sie uns ein Abschiedsküsschen geben. Mit etwas Fantasie konnte man erkennen; sie riefen:

„Kommt bald wieder.“

Oft habe ich Nächte in der Kajüte meines Bootes Felicia verbracht, ohne zu schlafen und ohne das Segel zu brassen, nur um den Himmel aus dem schwankenden Boot heraus zu betrachten, meinen Gedanken zu zu schauen und die Wolken weiter ziehen zu lassen. Und hatte keine Angst, daß mir der Himmel auf den Kopf fallen konnte. Habe nachgedacht, mir Gedanken gemacht und mich mit mir befreundet und dabei auch festgestellt, daß die Glühwürmchen abends ihre Heckleuchten eingeschaltet hatten, und plötzlich wurde mir klar wie

glücklich ich war

Denken ist reden mit sich selbst.

Ich wollte mit mir ins Gespräch kommen. Mit mir diskutieren. Es gibt aber auch Dinge mit denen rede ich nicht mal mit mir selbst. Eben nicht nach dem Motto:

„Anything you can do, I can do better.“

Spät Abends stand einmal mein Segelfreund Siegfried, der Segelbootbauer, und best man, nicht nur in der Nibelungensage, vor meiner Kajütentür und hörte meinen Selbstgesprächen zu. Mit einem leichten Augenzwinkern, wohl möglich hervorgerufen durch das Zwielicht. Oder war es gewollt? Er nahm seine Pfeife aus dem Mund um Platz für seine Verwunderung zu schaffen. Es kommt schon mal vor, daß ich mich heftig und nach Herzenslust mit mir streite. „Unter mir gesagt Sammy,“ sagte ich dann zu mir. Es bestand eigentlich kein Grund sich Sorgen zu machen. Denn ich hörte überwiegend nur Gutes über mich.

Murmeltier, träum und tschill weiter!!

Nach einer Weile beugte sich mein Freund Siegfried pfeifelutschend in die Kabine und sagte trocken.

„ Machen wir uns nichts vor, Sammy, du bist verrückt.“

„Aber ich bin doch nicht irre, nur weil ich mit mir selber rede.“

„Deswegen nicht, aber du hörst dir zu.“

Seine Stimme klang etwas besorgt.

Aber wie soll ich wissen was ich denke, wenn ich vorher nicht höre was ich sage? Mein Handicap eben.

Als Siegfried und ich anfingen zu segeln, so ungefähr vor 100 Jahren, übernachteten wir häufig in einem Zelt auf dem Campingplatz vor unserem Hafen. Abends gingen wir immer, an einer Reihe silbernem Birken vorbei, die Spalier standen für die gutgelaunten Matrosen, mit Kurt dem Steuerberaten, in die Rohrdommel, um zu picheln und zu knobeln. Der Geldautomat in der Ecke macht sich durch Leuchtsignale bemerkbar. Kopfschmerzen und etwas Verwirrtheit am nächsten Morgen inbegriffen.

Fünfuhrzweiunddreißig, mit noch jede Menge Toc, Toc im Kopf.

„Siegfried das Universum ist so groß, wer das wohl Alles erschaffen hat. Die vielen funkelnden Sterne. Eine Weite bis unendlich. Was sagt dir das Siegfried?“

Schon sein Blick sagte mir etwas, bevor es sein Mund sagte.

„Sammy, du Döspaddel, jemand hat unser Zelt geklaut!“

Die hintergründigen Sprüche von meinem Freud Siegfried werde ich leider nie mehr hören. Sie werden mir fehlen. Ich mochte ihn sehr. Am Morgen, nach diesem erschöpfenden knobeltrunkenden Gesprächen, malte die Nacht graue Runzeln auf unsere Stirn und das Meer lag da wie zerknittertes Silberpapier.

Manchmal explodieren in meinem Kopf Synapsen, wie bei einer defekten Nähmaschine, die nur noch zick zack näht. Da hilft sicherlich nur noch ein kleiner Rausch, mit Maß und Ziel. Also ich nehme noch einen. Lass dir Zeit, wenn du ein Gläschen trinkst. Vorsicht – wenn du mit Alkohol nicht umgehen kannst lass es.

Bei Manchen stößt Alkohol den Kopf um. Bei mir wird die Zeit bis zum Leberschaden nicht mehr reichen. Aber kein Mensch nimmt Wasser, wenn er seine Freude ertränken will, und ich habe mir die Fragen gestellt, auch in dem Bewusstsein als Sonderling abgestempelt zu werden:

„Warum ist der Himmel an wolkenlosen Tagen blau und in der Nacht schwarz? Warum funkeln die Sterne? Gibt es im Himmel eigentlich schlechtes Wetter? Warum tragen Regenwürmer keinen Regenschirm? Auch Regen kann schönes Wetter sein! Warum machen Windräder keinen Wind? Kann man sich zweimal totlachen? Wo wohnt der Klabautermann? Wo ist der Himmel? Muss der bei Trockenheit gesprengt werden? Wo ist die Hölle? Wird sie mit erneuerbarer Energie beheizt?

Kann man Energie erneuern oder nur umwandeln?“

A never ending Story.

Ich frage mich manchmal, ob Wolken gelegentlich zu mir herunterschauen sich erschreckt angucken und dann sagen:

„Guck mal der da, sieht aus wie ein Depp.“

Lektion gelernt!!

Aber muss ich mich dafür schämen

Ich merke, daß ich lächelte.

Die Segler glauben, daß es vor Kalamitäten schützt, wenn es mit dem Segeln und Spritten los geht, daß der erste Schluck für Neptun ist, und über Bord gekippt werden muss. Bei unseren Segeltörns in Dänemark und den Regatten - Rennen um Skagen, musste uns Neptun manchmal oft genug beistehen. Am Ende waren häufig die „Schotten dicht“. Es ist eigentlich ganz egal aus welcher Richtung der Wind kommt. Wichtig ist, daß du die Segel richtig setzt. Vielleicht ist das, der erste Schluck für Neptun, die Grundidee für die Homöopathie, das eine extrem hohe Verdünnung schon Wirkung zeigen soll.

Also hat Samuel Hahnemann doch recht?

Segeln kann man nur vorwärts, genau so wie leben an sich, aber verstehen kann man nur rückwärts.

Denken, nachdenken, zu Ende denken wenn du möchtest. Aber vorher musst du ausreichend gedacht haben.

Was mich am meisten fasziniert, ist die unglaubliche Entfernung und Größe mit der man es bei den kosmischen Dimensionen auf See zu tun hat.

Papa, wie sieht der Mond von hinten aus?

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