Читать книгу Scirocco - Gerhard Michael Artmann - Страница 20
Die Frau
ОглавлениеIch liebe dich wie das meer
denn ihr seid von gleichem blau
in dir tauche ich auf, um auf deinem grund
zu sehen, wer ich bin
Natasha hatte Titten wie die Ostsee Wellen bei frischem Wind am Abend. Die Wellen schlugen hoch an, und alles schien silbern bis rötlich. Das Meer begab sich nach deren Anblick gewöhnlich zur Ruhe. Wäre Gott die Abendsonne gewesen, er hätte auf ihr Platz genommen und wäre den ganzen Sonnenuntergang lang nach unten gefahren. An ihren Nippeln angekommen, hätte er vermutlich das Licht ausgeschaltet und abgehoben, um in ihrem Schoß zu landen. Er würde dann wahrscheinlich zu Natasha gesagt haben, er sei zwar Gott, aber sie solle sich bitte frei fühlen. Er würde weiter gesagt haben: »Wenn du willst, lade ich dich zum Essen ein, und zu einem Wein, aber fühle dich frei, denn ich habe es satt, dass sich alles und jeder gezwungen fühlt, sobald ich auftauche. Willst du? Wir trinken Wasser und Wein, und wenn du es erlaubst, legen wir uns danach zusammen ins Bett und unterhalten uns. Ich erzähle dir Witze. Ich kenne viele. Die Menschen sind witzig, obwohl viele auch boshaft sind. Aber ohne die Witze und ohne meine Liebe hätte ich längst verloren. Ich werde nicht verlieren, das schwöre ich. Wir können auch ficken, aber stell dich nicht auf was Langweiliges ein. Das Ficken habe ich studiert und mit guter Absicht eingeführt für Menschen, die einander glücklich machen wollen.«
Natasha hatte Augen, die waren blau wie der Himmel am Balaton im Sommer. Ihre Beine waren gut und nicht aufdringlich. Sie waren nicht dürr, eher standfest. Natashas Po war ein Kunstwerk, und er hätte eines Waffenscheins bedurft, würden weibliche Hintern unter »Waffe« geführt werden. Wir wissen kaum, wie wir ihn beschreiben sollen. Er war edel. Die Haut war fein, zart, die Haare blond und kurz, die Haut straff, braun, leicht mit Poren durchsetzt. Sie roch nach Orient, dem Alten Basar in Istanbul, verführerisch und undefiniert. Natasha war eine kluge Frau, stark, beherzt, slawischer Schnitt des Gesichtes. Durch Jahrhunderte hindurch mussten ihre Vor-Mütter die russischen Winter überlebt haben. Durch Jahrhunderte hindurch mussten diese Frauen Babys aus ihrem Bauch gezaubert haben, die ihren Nachkommen unter den Frauen das Überleben gesichert hatten und die es auch immer wieder fertiggebracht hatten, die Männer von ihren Wasserpfeifen oder Kriegszügen wegzulocken ins Bett für den nächsten Entwurf Gottes – eine weitere schöne Frau. Natasha wusste, ohne Ficken und des Gefühles dabei und danach, ohne zu fühlen, Mann und Frau zu sein, gäbe es uns Menschen nicht mehr. Das Leben war schwer, es gab den Tod, es starben Kinder, es starben die Eltern, es gab manchmal kaum etwas zu essen, oder der Mann war nur zwei Tage zu Hause und musste dann wieder weg in den Krieg. Natasha wusste das. Es stand in ihren Augen, ihren Genen und schlug in ihrem Blut. Sie war eine Frau, und das Andere waren die Männer, ohne die nichts in der Welt ging. Sie fand auch nicht, dass sie ein Opfer von irgendwas war. Sie hatte von Gott die Schönheit geborgt und wusste, dass sie diese wieder würde abgeben müssen, aber heute war diese bei ihr. Natasha war jung. Sie war klug. Aber vor allem war sie nicht bereit, den anderen diese Welt zu überlassen. Sie fühlte sich stark genug, den Preis dafür zu zahlen.
Gennadi war ein baltischer Pole. Er besaß ein Speedboot, das heute von einem Prof. Dr. med. Dr. h.c. mult. Hermann-Joseph Fürchtegott Nöthinger, Präsident der International Society for Advanced Proctology gechartert worden war. Steuerlich ging das Ganze für Fürchtegott Nöthinger auf. An Bord waren fünf nicht gerade unscharfen Russinnen, eine von ihnen war Natasha. Sie mussten zu einer Yacht auf der Ostsee gebracht werden, an einen Punkt, der per Satellit auf den Zentimeter genau definiert war. Für Nöthinger war es ein Treffpunkt im Finnischen Meerbusen, genauer gesagt in einer Frau, seiner Natasha. Gennadi sprach perfekt Russisch. Seine Großmutter war Russin. Er war früh aufgebrochen. Kim und Hückelkorn, zwei international aufstrebende Proktologen, waren als Gäste geladen. Der eine stammte aus Saarbrücken und der andere aus Seoul. Sie hatten jeder an diesem Morgen schon angefragt, wann sie denn dann da sein würden. »Knapp drei Stunden«, hatte Gennadi geantwortet, worauf Kim anfing, an Olga herumzufummeln. Gennadi hatte das gesehen und unmittelbar glasklar verboten, dass auf seinem Schiff mit Natasha, Olga und ihren Freundinnen etwas lief, weshalb Kim und Hückelkorn die Gelegenheit nutzten und sich aufs Ohr legten.
Natasha war auf Deck gekommen. Sie trug eine Seidenbluse. Unter dieser drückten sich ihre Nippel ab. Ihre Brüste waren von einer Konsistenz, die nicht allein Männern, sondern auch Frauen die Lust ins Gesicht trieb. Natasha liebte das Gleiten des Seidenstoffes, das wie Küsse war und das sie erregte. Sie liebte Erregung über alles, und nicht Geilheit. Geilheit verkaufte sie. Jede Drehung ihres Körpers war wie die Liebkosung durch einen liebenden Mann. Von denen hatte sie noch keinen getroffen. Darum liebte sie manchmal Olga, die ganz besonders zärtlich war, obwohl sie die Domina verkaufte. Die Männer, die Natasha kennengelernt hatte, legten oft das Geld auf den Tisch und benahmen sich von da an, als ob sie Natasha gekauft hätten. Eine Hand an die Titte, die andere zwischen die Beine. Natasha machte denen aber schon im Frühstadium ihrer Geilheit klar, dass sich mit den paar Scheinen die Hoheits- und Besitzansprüche in keiner Weise geändert hatten. Einmal hatte sie einen kleinen Dicken, einen Pfarrer aus der Erzdiözese München, weggestoßen, worauf der hinfiel, was er aber toll fand, weil sich sein Liebchen so sehr ihm, dem Draufgänger, widersetzte. Sie fuhr zu ihren Geschäften nie im geilen Dress, denn ihr geilstes Dress war eine schwarze Netzbluse mit großen Maschen, nichts darunter, sowie ein schwarzer Minirock mit ebenfalls nichts darunter, und alles andere, was sie sonst nicht anhatte. Dazu kamen high heels in red colour. Man sprach in der Preisklasse viel Englisch. Es hatte Männer gegeben, die allein bei ihrem Anblick gekommen waren, meist jüngere. Denen gab sie dann das Geld zurück. Natasha fand es nicht angemessen, sich im Alltag in ihrer Berufsbekleidung zu zeigen. Sie tat das nicht nur wegen ihrer Tochter nicht, die glaubte, sie sei jetzt an der Arbeit, sondern auch wegen der geilen Gaffer, die in den meisten Fällen noch nie eine richtig stehende Brust in der Hand gehabt hatten und denen sie kein falsches Zeichen geben wollte.
Die Ostsee lag in leichtem Blau. Dahinein mengte sich das Orange der aufsteigenden, noch schwachen Sonne. Natasha schaute das Meer an, als hätte sich alle Liebe des Universums vor ihr ausgebreitet. Sie war nicht sentimental, aber sie konnte sehr ergriffen sein, so wie in diesem Augenblick. Sie liebte diesen Moment und wusste zugleich, dass ihm Stunden von Hitze, Schweiß, Gestank und Geilheit folgen würden, bevor sie am Abend wieder dieses Blau und dieses Orange beobachten können würde.
Gennadi kam, stellte sich neben sie und sagte ohne Übergang etwas, das sie in Panik versetzte, etwas, das sie nie vorher in ihrem Leben je gehört hatte: »Egal, wer Sie sind, für wen Sie arbeiten und was Sie heute tun werden: Sie sind so schön in Ihrer Seele wie das Meer, denn Sie und das Meer sind von gleichem Blau.« Natasha riss den Kopf herum und blickte dem Mann ihres Lebens ins Gesicht. »Können Sie noch eine Zeile?« – »In dir tauche ich auf, um auf deinem Grund zu sehen, wer ich bin. Sie ist ein Engel. Sie kam, sah und verlor sich an mich.« Gennadi roch nicht nach Schweiß wie viele Männer, die Natasha ansprachen – er roch nach Meer. Sie fasste sich. »Sind Sie etwa Sternbild ›Fisch‹?« – »Ich bin ›Widder‹, und ich liebe Sie, schon immer, aber ich habe Sie nicht eher getroffen.« – »Ach, so lange schon?« – »Ist nicht sehr lange, aber es ist schon eine Weile her, zirka dreißig Jahre.« – »Na, ja, ist schon ein Alter.« Natasha war sechsundzwanzig. »Ich weiß, was Sie sind und was Sie machen«, sagte Gennadi ruhig. »Und was bin ich?« – »Für mich?« – »Für die da unten und die, zu denen wir fahren, die Stunde zweihundertfünfzig.« – »Falsch, ich mache es nie unter fünfhundert Euro die Stunde. Sie sollten mal sehen, wie manche Kerle dann den Schwanz einziehen und kehrtmachen. Zusammen mit Olga verlangen wir zwölfhundert die Stunde, weil wir zusammen besser sind als jede von uns allein. Alle Mädchen kosten den Kunden Unsummen, flat. Ihr Boot dazu, kommen die auf mindestens zwanzigtausend Euro pro Tag. Ihnen garantiere ich fünftausend Euro als Trinkgeld für die Scheiße mit denen, weil Sie das eben gerade gesagt haben. Die Flüge für uns zahlen die natürlich auch – und was wäre Ihnen die Sache wert?« – »Nichts.«
An der Stelle log Gennadi, für die Frau hätte er sein Boot verpfändet. «Weil Sie jetzt die Preise kennen? Übrigens würde ich Ihnen kein Angebot machen.« – »Ich hatte so viele Frauen, wie Sie im Leben nie an Freiern zusammenkriegen.« – »Na ja, dann machen Sie mal weiter, aber eins sage ich ihnen, immer das Nächste – Hurra, ich komme – ist das Problem bei euch Männern.«
Gennadi nahm Natasha in den Arm, und sie wies ihn nicht zurück. Er zeigte ihr mit seinen Augen und seinem zum Meer hin ausgestreckten Arm, von welchem Blau die Ostsee wirklich war. »Dieses Blau«, sagte er, ist nicht richtig blau, wir haben das untersuchen lassen, es hat morgens viel Orange in sich. Darunter liegt ein Blau, das ganz merkwürdig ist, so schön wie jetzt. Meistens aber wird das Orange aus dem Spektrum weggefiltert durch leichte Nebel, und es bleibt nur das Blau des gewöhnlichen Meeres zurück.« Gennadi ging in den Führerstand nach oben und dann nach unten. »Weggefiltert?« Natasha war sich sicher, einen dieser verkappten Physiker vor sich zu haben, die nachher immer nachwogen, ob sie mehr oder weniger als beim letzten Mal abgelassen hatten. Biologen waren da anders, die waren zufrieden, wenn sie die Prozentzahl lebender Spermien in ihrem Ejakulat ermitteln konnten und ob das Zeug, was da im Gummi schwamm, wirklich alles von ihnen selbst war. Meist kamen Biologen schon mit dem Mikroskop unter dem Arm zu ihr und Olga. Die nahm schon keine mehr an, auch nicht, wenn sie vorgaben, promoviert zu sein. Natasha und Olga waren nicht naiv.
Jetzt kam der Typ zurück mit seinem Kaffee. Den hätte sie auch gern gehabt. Gennadi reichte ihr den Becher und sagte: »Ich wusste nicht, ob Sie Zucker mögen, deswegen habe ich nur wenig reingetan und etwas Milch. Ich hoffe, das ist gut so?« Natasha dachte an ihre Tochter, die jetzt zu Hause zur Schule ging. »Und wie viele Frauen haben Sie auf diese Weise schon rumgekriegt?« – »Keine. Zum Kaffee sind wir nie gekommen, weil die alle schon vorher flachlagen.« – »Ach so. Na ja dann.« – »Wissen Sie, Frauen sind nichts anderes als Männer, nur eben, dass sie Frauen sind.«
Natasha sah den blonden Philosophen neben ihr von der Seite an und war völlig geplättet. »Haben Sie eben gesagt, wir seien wie Männer?« Gennadi nickte. »Nur, ihr habt keinen Schwanz, und das ist euer Problem.« Ihm war klar, dass er damit eine Grenze überschritt. Jede andere Frau würde sich hier zurückgezogen haben, aber diese tat es nicht, denn sie kannte auch die Schönheit der Männlichkeit, da war Gennadi sich sicher. Natasha wurde böse. »Na ja, dann denken Sie mal weiter. Halten Sie auf Ost-Nord-Ost zu, oder wollen Sie die nördliche Breite und die östliche Länge unseres Zieles noch mal schriftlich haben?« – »Ich halte auf gar nichts zu, wenn ich nicht will.« – »Und wenn ich es doch will?« – »Auch nicht. Wenn ich nicht will, dann gehe ich lieber zu einer Hure.« Natasha drehte sich langsam ihm zu, und zwar in einer Langsamkeit, die beschaffen war wie die Wellen des offenen flachen Meeres. Gennadi stand da und machte nichts.
Er sagte seinen Namen: »Gennadi.« Sie: »Natasha.« Er zog ihr die Bluse aus und küsste sie. Ihre Nippel standen steif wie kleine Penisse zwischen seinen Fingern. Er ging weiter vor, aber sehr langsam, als hätten sie Ewigkeiten Zeit. Er zitterte auch. Natasha war nicht mehr zum Spotten zumute »Hab keine Angst, wir machen es hier und jetzt und immer.« Sie zog ihren Slip aus und sagte: »Deine Kinder sollen keine Feiglinge sein.«
Das Blau der Ostsee veränderte seine Farbe, ganz merkwürdig, kaum. Natasha hatte sich leicht über die Reling gebeugt, und sie und er blickten beide ins Blau jenes Meeres, das von nichts gezeichnet war, keinem Schiff, keinem Boot, nur von ihrem im Takt gehenden Atem und von einem Himmel und einem Meer und dazwischen einem Horizont. Sie spürte sein Zittern, wie es sich verstärkte und dann abebbte. Sie kam und kam und kam. »Natasha«, sagte Gennadi atemlos, »das war kein Fick, nur damit du das weißt.« Sie war sich sicher, dass sie den Mann zum Urahnen aller Russinnen machen würde, die nie wieder auf der östlichen Ostsee nach Freiern suchen müssten. »Ich wüsste auch nicht, dass wir eben gefickt hätten«, antwortete sie.
Das Ganze dauerte Minuten. Sie erschienen Natasha als eine Ewigkeit. Gennadi schwor bei sich, dieser Ewigkeit alle weiteren folgen zu lassen. Sie brauchten noch etwa eine Stunde Fahrt gen Ost-Nord-Ost. Natasha stand neben ihrem Mann und ließ sich jedes einzelne Instrument erklären, als hätte sie Angst, er könnte sich auch nur für Sekunden von ihr lösen. Gennadi wandte seine Kenntnisse auf, um ihr alles zu erklären, als hätte er Angst, sie könne nach unten gehen. Sie berührten sich nicht. Sie standen einfach zweifach nebeneinander. Hin und wieder schaute Gennadi auf ihre Titten, so unauffällig wie möglich. Sie bemerkte das natürlich nicht, liebte es aber sehr.
»Kannst du mich noch einmal halten?«, fragte sie unvermittelt. Gennadi erwiderte »Aber wie«, so ruhig er konnte. Sie schlug mit dem Rücken auf den Boden der Kajüte auf, als hätte er sie eben erschlagen, dabei hatte er sie noch gar nicht angefasst. Sie sagte: »Mach, bevor die unten aufwachen.«
Gennadi brachte ihre erste Erregung zur Ruhe. Er spürte jede Welle auf seinen Lippen. Diesmal mischte sich dem Rot der Ostsee nur noch ein ganz leichtes Blau hinzu. Es wurde immer offener. Es mündete schließlich in ein deutlicheres Rot, aber kein Rot von der Art, das die anderen verwandten, sondern ein Rot, das es nur zwischen ihr und ihm gab. Ihre Hitze war auf die Temperatur seines Körpers gesunken. Sie lag jetzt auf ihm, fast berührungslos. Ihre Titten berührten die Haare auf seiner Brust. Sie barst vor Erregung nach diesem Mann. Ihre Haare umgaben sein Gesicht und verbargen es, damit kein anderer Mensch seinen Blick auf ihn richten wollte. Dieser Mann würde gleich zerstäuben in einer Weise, die Natasha kannte, die sie aber in jener Härte nie erwartet hätte. Er drang nicht in sie ein. Sie griff nicht nach seinem Schwanz. Sie küssten sich nicht. Sie lag bloß nackt, mit aufgestützten Armen und ausgestreckt auf ihm. Beide blickten sich in die Augen. Ihr Atem strich über seinen Mund. Sein Atem ging mit jedem Zug härter. Als dieser anschlug, nickte sie. Nachdem sie zur Ruhe gekommen waren, blieben sie ineinander verschlungen. Ihr Atmen legte sich langsam. Natasha hatte die Augen geschlossen. Gennadi wartete, bis sie regelmäßig atmete. Vorsichtig löste er sich dann aus ihren Armen und ging nach draußen. Sie bemerkte es nicht, freute sich aber sehr. Sie hörte, wie er den Kunden ein Maschinenproblem erläuterte. Man müsse leider sofort umkehren und sehen, dass man bald einen Hafen erreichte. Als er zurückkehrte, fand er Natasha in einer Ecke am Boden kauernd. Sie hielt die Hände gegeneinander geballt vor den Kopf, das Gesicht auf ihren angezogenen Knien. Er wendete das Boot in weitem Bogen und zog West-Süd-West.
Als Natasha und ihr Mann abends nackt aus der Ostsee stiegen, als das Wasser von ihren Körpern perlte und man den Eindruck gewann, dass jeder Tropfen im Gegenlicht zu Bernstein wurde, als sie ihn bat, sich mit ihr umzudrehen und das Meer anzusehen, sahen sie beide ein Rot, das sie für immer verbinden würde. Sie sahen zu, wie Gott ihnen zulachte. Gott wusste, dass es nicht um ihn ging, sondern um diese beiden Menschen: den Kerl, der vor Kraft nicht wusste, wo er anfassen sollte; dieses Mädchen, welches ihm persönlich in einer Nacht eingefallen war, als er von Gott geträumt hatte. Da war nichts mit Titten, mit Beinen, Muschi oder Augen im Spiel gewesen – das wusste er sicher. Diese Frau war seine zu einem Menschen, einer Frau, gewordene Liebe. Waren diese Gedanken zu pathetisch? Gott glaubte das nicht, so wie die beiden schon wieder ineinander verkrallt waren. Ihre Nägel rissen Fetzen aus seiner Haut. Er würde morgen aussehen wie gefoltert und sich an alles erinnern. Sie wollte, dass er Schmerzen spürte. Sie wollte, dass er jeden Millimeter, den ihre Krallen auf seinem Rücken nach unten glitten noch in hundert Jahren fühlte, und dass Narben blieben, damit die Erinnerung an ihre Liebe nicht ausging.