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Umzug in die Stadt

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Drei Jahre später, zog ich nach Leipzig zu meiner Oma in den Rundling in Kost und Logis, um im nahen Kraftwerk, von meinem Onkel vermittelt und wie konnte es anders sein, den in der Familie weitaus am meisten vertretenen Schlosserberuf zu erlernen.

Bei ihr in der 2 1/2 -Zimmer Wohnung hatten schon meine jüngeren Cousins ein neues Zuhause bekommen, weil ihre Eltern den Krieg nicht überlebten. Die Mutter musste an die damals grassierenden Tuberkulose, trotz aller Bemühungen im Krankenhaus ihr junges Leben hingeben. Aber zuvor schon erhielt sie die Nachricht, dass ihr Mann in den Kämpfen um die Reichshauptstadt vermisst sei. Alle nachfolgende Spurensuche über das Rote Kreuz verliefen sich im »Irgendwo« der letzten Kämpfe des Krieges.

Wie unsere Großmutter die Versorgung und auch die Erziehung ihrer nun drei Enkel bewerkstelligte, wurde uns erst später bewusst.

Dabei mussten auch die schönen Grünanlagen des Wohngebietes, dem Nutzen Opfer bringen, indem die weiten Rasenflächen, die sonst vom Hausmeister bewacht und nicht betreten werden durften sehr bald dem Spaten der Hausbewohner unterlagen.

Die Not zerteilte sie grob in ein regeloses Bild von Kartoffelfurchen, Zwiebel- und Bohnenbeeten, dazwischen staksten Tomatenstöcke.

In den so entstandenen Parzellen, die wiederum argwöhnisch bewacht wurden, hütete jeder seine kleinen Erträge. Doch am Rand blühten auch einige Trollblumen und hingen ihre gelben Blütenköpfe ein bisschen schaukelnd in den Wind.

Dennoch, obwohl an das Gesamtbild eine hinnehmende Gewöhnung eintrat, blieben die Schuttberge der vergangenen Luftangriffe übermächtig. Die Häuser dämmerten im Grau – nahe dem Schwarz.

Besonders im Zentrum, wo man mit einer Feldbahn die Trümmer aus den Straßen auf den Augustusplatz aufgetürmt hatte, um die wichtigsten Wege wieder passierbar zu machen, herrschten die entblößten und allgegenwärtigen Ziegelsteine. Überall hingeschüttete Steine zwischen den stummen, ausgebrannten und verstümmelten Häuserkästen, wo an manchen Stellen noch die Zimmerfarbe vom ehemaligen Leben zeugten.

Obwohl vor allem Frauen anpackten und diese vielen Steintrümmer vom Putz befreiten und aufschichteten und das manchmal nur vorläufig am Fußwegrand gegen den übrigen mächtigen Schutt der Häuser. Auch wir als Lehrlinge hatten Aufbaustunden zu leisten und taten es, trotz der endlosen Trümmer und inhaltlosen Ruinen. Zuweilen ein grotesker Anblick diese nur noch äußere Form, wie das großartige Portal der Universität, mit seinen ausdruckstarken Skulpturen, die das Inferno überstanden hatten. So eine geschundene Stadt durch die wieder die Straßenbahn bimmelte.

Das Auto und wir

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