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Schiffbrüchige

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Wie versprochen erhält Olivia am nächsten Morgen das versprochene Mail. Sie ist überrascht. Die ersten Seiten wurden mit einer gut leserlichen Schrift in kurzen Sätzen geschrieben. Der Schreiber schildert, die damaligen Ereignisse. Olivia taucht in eine weit zurückliegende Zeit ein.

Ein gewisser Urs Sommer, war als Offizier einem Transportschiff zugeteilt. Peinlich genau notierte er, die Ereignisse auf dem Schiff. Aus dem geschriebenen geht hervor, dass das Schiff kriegswichtige Güter aus Deutschland nach Japan transportieren musste. Leutnant Sommer hatte das militärische Kommando über die Jütland, wie das Schiff hiess. Zivilsten stellten die restliche Besatzung stellte. Leutnant Sommer war dafür verantwortlich, dass die Interessen des Führers eingehalten wurden. Es gab einige Eintragungen über das Verhalten von Besatzungsmitgliedern, die für die Betreffenden bei der Heimkehr nach Deutschland zu Problemen führen könnten.

Dann kam der Eintrag vom 7. Mai 1942. Das Schiff war mit einem Konvoi in der Sulawesi See unterwegs. Der Konvoi wurde von amerikanischen Schiffen angegriffen. Leutnant Sommer wollte den japanischen Kriegsschiffen nicht in die Quere kommen und ging auf Kurs West, um die Philippinen mit grossem Abstand zu umfahren.

Man war schon ausser Sichtweite des übrigen Konvois und kam gut voran. Von weitem hörte man Kanonendonner, doch der Lärm wurde immer leiser. Stunden später flogen amerikanische Flugzeuge über das Schiff. Sie waren auf der Rückkehr von der eigentlichen Schlacht.

Dann geschah das Unglaubliche. Eines der Flugzeuge hatte noch Bomben an Bord und da sie sich von der Schlacht entfernten, fanden sie, dass auch ein Handelsschiff ein lohnendes Ziel sei und warfen die Bomben auf die Jütland. Das Schiff geriet in Brand und die Besatzung musste die Jütland aufgeben.

Der nächste Eintrag ins Logbuch wurde erst zwei Tage später datiert. Er besagte, dass sich sechs Leute in ein Rettungsboot retten konnten. Ob es weitere Besatzungsmitglieder in ein anderes Rettungsboote geschafft hatten, wusste der Schreiber nicht. Das Rettungsboot war mit sechs Personen besetzt. Nebst dem deutschen Funker Jürg Eicher, war der Matrose Knut Heglund und Leutnant Sommer als Deutsche im Rettungsboot. Dazu drei Japaner, ein Offizier mit der gleichen Funktion wie Leutnant Sommer, der Schiffskoch und ein japanischer Matrose. Eine illustre Gruppe, die nicht besonders gut harmonierte, wie Olivia schnell feststellte.

Anscheinend hatte Leutnant Sommer das Logbuch versteckt. Er fürchtet, dass die früheren Eintragungen im Logbuch, den Funker und den Matrosen in erhebliche Schwierigkeiten bringen würden, falls die Aufzeichnungen je in die Hände der Gestapo gelangen sollten. Vermutlich schrieb er nur dann, wenn im keiner seiner Leidensgenossen beobachtet, denn, was Jürg Eicher mit ihm machen würde, wenn er die Einträge lesen würde, beunruhigte ihn, denn Jürg war nicht gut auf Hitler zu sprechen und sagte dies jedem der es wissen wollte. Leutnant Sommer schien sich vor Jürg und Knut zu fürchten. Hier im Rettungsboot konnte er sich nicht auf seine hierarchische Stellung verlassen.

Die sechs Männer waren nun aufeinander angewiesen. Gleichzeitig waren sie auch Konkurrenten, denn die Nahrungsmittel im Boot waren begrenzt. Im Logbuch ist die tägliche Ration vermerkt, die jeder der sechs Männer pro Tag zugeteilt erhält. Es ist heute schwer zu berechnen, ob die Rationen gut dosiert waren. Eine Scheibe Wurst kann mehr oder weniger Kalorien enthalten, je nach Grösse und Fettgehalt. Für Olivia ist es auch nicht wichtig, entscheidend ist, dass die Rationen knapp bemessen waren.

Nach acht Tagen waren die Schiffbrüchigen immer noch auf See. Leutnant Sommer hatte Probleme, das sieht man an seiner schlechter lesbaren Schrift. Er braucht alle Kraft für seine Eintragungen, sie sind auch sehr knapp gehalten. Zuletzt schreibt er, dass es kurz geregnet hat und sie sehr froh darüber waren, dass die Sonne einmal nicht scheint. Mehr hat er nicht geschrieben. Das ist die letzte Eintragung in seiner Schrift. Danach geht es unleserlich weiter. Leni hat versprochen, diese Schrift noch besser lesbarer zu machen, doch das dauert.

Olivia stellt sich die Männer im Rettungsboot vor, sie werden von Tag zu Tag schwächer. Keiner traut dem andern. Zum Glück gab es ab und zu Regen, sodass der Wasservorrat regelmässige auffüllt werden konnte.

Auf einer Karte versucht Olivia die Position des Rettungsbootes herauszufinden. Wenn sie davon ausgeht, dass zumindest einer der Insassen die Insel Pulau Taliabu erreicht hatte, kann sie ungefähr ausrechnen, wie lange die Schiffbrüchigen um ihr Leben kämpfen mussten. Es müssen mindestens zwei Wochen gewesen sein. Zwei Wochen in einer Nussschale auf hoher See. Eine harte Angelegenheit. Zwei Wochen Überlebenskampf für jeden von ihnen. Sicher mussten sie um die Rationen kämpfen. Dazu kam die unterschiedliche Mentalität. Offiziere und Matrosen, Europäer und Japaner auf engstem Raum und in dauernder Lebensgefahr.

Olivia stellte sich das Leben im Rettungsboot vor. Misstrauen und Missgunst, zusammen mit einem Überlebenswillen, der sie zur Zusammenarbeit zwang. Am Anfang konnten sie sich noch auf Grund der beiden Autoritäten an Bord einigen, doch je schwächer die Offiziere wurden, umso schwieriger wurde die Zusammenarbeit. Olivia ist sicher, dass nicht alle Schiffbrüchigen die Insel lebend erreichten, sonst hätte nicht die Schrift im Logbuch geändert.

Am Morgen erhielt sie ein Mail mit der nun besser lesbaren Fortsetzung des Logbuchs. Noch hat sie Probleme, die Schrift zu entziffern. Mit jedem Satz den sie sich zusammenreimen kann, wird es besser. Es ist der Funker Jürg Eicher, welcher jetzt das Logbuch weiter führt. Datums gibt es jetzt keine mehr. Er hat die Übersicht verloren und weiss nicht mehr, an welchem Tag er schreibt.

Olivia ist sicher, dass er die Führung des Logbuchs erst einige Tagen später weitergeführt hat. Er versucht die Ereignisse der Landung auf der Insel im Nachhinein zu erzählen.

Nach seiner Beschreibung lagen die fünf Männer halb besinnungslos im Rettungsboot. Der eine Japaner war, als Jürg wieder einmal zu sich kam, nicht mehr im Boot. Ob er sich selber über Bord gestürzt hatte, oder ob jemand nachgeholfen hatte, hat er nicht erwähnt.

Er erinnert sich nur noch, dass es Knut war, welcher plötzlich Land erspähte. Aus dem Nichts war der dunkle Streifen am Horizont aufgetaucht. Knut und Jürg begannen zu rudern. Die drei anderen Männer bekamen davon nichts mehr mit, sie waren bereits zu erschöpft. Gemeinsam schafften sie es, das Rettungsboot in die Nähe der Brandung zu bringen. Doch nun verloren sie die Kontrolle. Das Boot rollt und schlug auf den Wellen. Eine kontrollierte Landung war nicht möglich. Je näher man dem Ufer kam, umso höher wurden die Wellen. Dank den Steuerkünsten von Knut schafften sie es bis ans Ufer. Knut und Jürg sprangen aus dem Boot und versuchten es an Land zu ziehen, doch ihre Kräfte schwanden. Als das Boot auf Grund lief, befestigten sie eine Leine an einem Baum, dann brachen sie erschöpft unter einem Baum zusammen.

Als sie, vermutlich Stunden später, wieder zu sich kamen, war das Rettungsboot verschwunden. Sie konnten nur ihr Leben retten. Für eine Suchaktion fehlte ihnen die Kraft. Sie brauchten jetzt dringend etwas zu essen und zu trinken. Als Erstes fanden sie einige Beeren, später Kokosnüsse. Als die Kräfte langsam zurückkamen, suchten sie am Strand nach Krebsen und brieten sie über einem Feuer.

Langsam kamen die Kräfte zurück. Die Insel war menschenleer. Noch wagten sie sich nicht, weit in den Wald. Sie folgten dem Strand in der Hoffnung, dass ein Bach aus den Bergen ins Meer mündet. Jürg war überzeugt, dass bei so hohen Bergen ein Bach ins Meer fliessen muss. Nach einigen Tagen fanden sie tatsächlich die Mündung eines Flüsschens. Sie liessen sich am Fluss nieder, und bauten sich eine Hütte.

Inzwischen waren bereits mehrere Tage vergangen. Die Beschaffung von Nahrung wurde einfacher. Man lernte schnell. Die beiden Männer kamen langsam wieder zu Kräften. Als sie sich gut eingerichtet hatten, brachen sie auf und gingen den Weg zurück. Sie suchten nach dem Booten.

Nach drei Tagen fanden sie die Reste des zerschellten Rettungsboots. Am Strand lagen einige Werkzeuge. Unter anderem fand Jürg das Logbuch und nahm es mit. Männer oder Leichen haben sie keine gefunden, sie fanden auch keine Spuren im Sand. Auch sonst gab es keine Anzeichen, dass sonst jemand überlebt hat.

Mit einigen Werkzeugen und dem Logbuch kehrten sie zu ihrer Hütte zurück. Jetzt begannen sie, sich auf einen längeren Aufenthalt einzurichten. Anscheinend führte Jürg Eicher das Logbuch weiter.

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