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Falsche Angaben

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Nach einer Woche hat Tim seine Resultate fein säuberlich aufgelistet. Jetzt geht es um die Analyse. Kaum hat er mit der Auswertung begonnen, stutzt er. Olivia muss die Messwerte vertauscht haben, anders kann er sich die Resultate nicht erklären. Die oberen Schichten waren eindeutig die älteren Gesteinsarten, als die, vom unteren Teil der Wand. Das konnte nicht sein, er muss mit Olivia reden. Sicher hat sie etwas durcheinander gebracht. Ist unter den Umständen wie sie die Proben einsammeln musste, nur zu verständlich.

Er klemmt sich die Liste und die wichtigsten Dokumente unter den Arm und verlässt das Labor. Er will Olivia besuchen und sie nochmals fragen, wie sie die Steine eingesammelt hat. Sicher wird ihr dann einfallen, wie die Verwechslung geschehen konnte. Ist ja nicht weiter schlimm, die falschen Angaben lassen sich einfach in die richtige Reihenfolge umsortieren.

Olivia war zuhause. Als Tim klingelte, legte sie das Tagebuch beiseite und öffnete die Türe.

«Hallo Tim», begrüsst sie ihn, «ich bin überrascht dich zu sehen.»

«Ich muss dich sprechen, kann ich reinkommen?»

«Natürlich, Anna ist aber nicht da.»

«Das macht nichts, ich will ja mit dir reden.»

Olivia gibt die Türe frei und bittet Tim einzutreten. Ein mulmiges Gefühl beschleicht sie, hat er sich entschieden, welche der zwei Freundin seine Herzdame ist? Olivia ist verunsichert. Wie soll sie reagieren. Sie beschliesst ein Ablenkungsmanöver: «Kaffee?»

«Ja gerne, bitte nicht zu stark», entgegnet Tim und macht es sich auf dem Sessel so gemütlich wie es eben geht. Der Sessel ist eine Fehlkonstruktion, das hatte er schon früher bemerkt, nach einer halben Stunde schmerzt einem der Rücken.

«Da ist der Kaffee», Olivia stellt die beiden Tassen auf den Tisch, «was gibt es so dringendes?»

«Nun, es ist mir nicht recht», beginnt Tim vorsichtig, «doch ich muss es genau wissen, es ist für mich sehr wichtig!»

Ah, - sie soll ihm sagen ob Anna in ihn verliebt ist, denkt Olivia, da wird sie ihm keine Antwort geben können, sie weiss es nämlich selber nicht und Anna vermutlich auch nicht.

«Es geht um die Gesteinsproben, die du freundlicherweise für mich eingesammelt hast», beginnt er vorsichtig.

Was haben denn die Gesteinsproben mit Anna zu tun, denkt Olivia, da soll einer die Männer verstehen.

«Was ist mit ihnen?», fragt sie.

«Nun, bist du sicher, dass du Sie in der richtigen Reihenfolge eingesammelt hast? Könnte es sein, dass du die Reihenfolge vertauscht hast?»

«Was meinst du mit vertauscht?»

«Die Reihenfolge, es ist unmöglich, dass du die Steine an diesen Stellen gefunden hast.»

«Und wieso, glaubst du das? Ich war nicht besoffen, nein, die Steine habe ich so gefunden – Pasta!»

«Du musst dich nicht aufregen, jeder macht mal einen Fehler, kann doch passieren.»

«Ist es aber nicht, ich war bei vollem Verstand und zudem weiss ich genau, welche Steine ich die Felswand hoch geschleppt habe und welche nicht.»

«Nun verstehe ich gar nichts mehr», Tim versucht Olivia zu beruhigen, er merkt, dass sie ausser sich ist, «aber die Analyse lässt keinen anderen Schluss zu.»

«Dann ist deine Analyse falsch, ich habe Fotos von jeder Fundstelle gemacht, komm, ich zeig dir die Aufnahmen sind noch auf dem Computer.»

Mit diesem Kompromiss kann Tim leben, vielleicht erkennt er, wo der Fehler gemacht wurde. Die beiden machen es sich vor dem Computer gemütlich. Nach kurzem Suchen hat sie die richtige Datei gefunden und beginnt. Das erste Foto erscheint.

«Da, siehst du», erklärt Olivia, «hier habe ich Stein Nummer eins gefunden.»

Tim schaut sich das Bild genau an und schüttelt den Kopf.

«Von dieser Stelle stammt Probe sechs», erklärt Olivia das nächste Bild, «und hier», sie zeigt auf eine Stelle an der Kante der Wand, «von hier stammt die letzte Probe, ich weiss nicht mehr genau, welche Nummer die hatte.»

«Das sieht alles sehr ungewöhnlich aus», erklärt Tim, «normalerweise ist die Krümmung der Gesteinsgrenzen eher in die andere Richtung, an dieser Wand ist alles umgekehrt, sehr aussergewöhnlich, langsam denke ich, dass du nichts falsch aufgeschrieben hast, doch dann ist dies hier eine grosse Überraschung. Wie man die bewerten muss, das weiss ich noch nicht, es ist einfach aussergewöhnlich.»

«Da bin ich froh, dass ich doch nicht das Dummerchen bin, für das du mich hinstellen wolltest.»

«War doch nicht so gemeint», entschuldigt sich Tim.

«Schon gut», in diesem Moment geht die Wohnungstür auf und Anna tritt ein. «Ach, du hast Besuch – Störe ich?»

«Nein, wir sind sozusagen fertig.»

«Interessant, womit seit ihr fertig?»

«Mit dem Analysieren von Fotos über die Fundstelle der Steinproben.»

«Ach so, ihr habt nur Fotos analysiert», bemerkt Anna etwas besorgt.

«Du mit deiner verdorbenen Fantasie», kontert Olivia. Tim schaut der Diskussion verlegen zu. Er weiss nicht, wie er sich verhalten soll.

«Du musst gar nicht sauer sein, es ist wirklich nichts passiert.»

«Ich bin nur wegen meinem Professor sauer, was ihr macht, geht mich nichts an.»

«Wieso, - was hat der Professor mit deiner Laune zu tun?»

«Nun, meine Arbeit hat ihm nicht gut gefallen, der Ansatz sei nicht schlecht, nur die Schlüsse die ich daraus gezogen habe, seien total falsch.»

«Du meinst das mit der Deckung der Grundbedürfnisse und der Beschäftigungstheorie, damit die Leute etwas zu tun haben?»

«Genau, ausserdem hat es ihm nicht gefallen, dass ich die Nazis als Beispiel aufführte und die Beschäftigung der Leute einfach so zum Spass, hat ihm schon gar nicht gefallen».

«Ich hab’s dir ja gesagt, die Theorie ist zu gewagt!»

«Ja schon, aber, er hätte mich nicht beleidigen müssen, ich kann ja nichts dafür, dass man die Wirtschaft nicht so einfach retten kann. Ich habe mir gedacht, wenn man weiss warum, findet man eher eine Lösung.»

«Sicher, aber die Lösung muss realistisch sein.»

«Jetzt fang du auch noch an!», beschwert sich Anna, «du hast mich schliesslich auf die Idee gebracht.»

«So, nun darf ich noch Schuld sein, wenn dein Semesterarbeit durchfällt», beschwert sich Olivia, «heute hacken alle auf mir rum, zuerst Tim und jetzt noch du.»

«Ich habe nicht auf dir rumgehackt», wehrt sich Tim, «ich kam mit dem Ergebnis der Probe einfach nicht klar, dass du einen Fehler gemacht hast, wäre die einfachste Lösung gewesen.»

«Ja genau, das Einfachste ist, wenn man Olivia die Schuld gibt, das habe ich begriffen.»

«Ich habe mich ja bereits entschuldigt, falls du es nicht gemerkt hast», wehrt sich Tim, «nun muss ich die Lösung für dieses Problem woanders finden.»

«Was haltet ihr von einer Pizza», fragt Anna, «ich habe Hunger, zudem entspannt ein gemeinsames Essen die Situation.»

Dagegen hatte niemand etwas einzuwenden. Alle auf andere Gedanken bringen, das ist in dieser Situation sicher das Beste. Das mit der Semesterarbeit wird sicher nicht so schlimm sein und auch Tim wird eine andere Erklärung finden.

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