Читать книгу Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck - Gisela von Mossen - Страница 12

- DÄNEMARK -

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wartenden Fahrzeuge ein. Zwei Stunden später lag SCHWEDEN in unserem Rücken und die Nordspitze der großen dänischen Insel Seeland vor uns. Bei der Einfahrt nach Helsingör grüßt majestätisch von einer Landzunge herab mit ihren fünf verschieden hohen, von hellgrünen Kupferhelmen gekrönten Türmen die durch William Shakespeare berühmt gewordene Kronborg, indem er hier die Handlung seines Hamlet spielen ließ. Die anfänglich mittelalterliche Festung wurde im 16. Jh. zu einem Schloss im Stil der Renaissance erweitert und nach einem verheerenden Brand im Jahre 1629 vollständig wieder aufgebaut; die wechselvolle Geschichte erspare ich mir hier, heute ist dort ein maritimes Museum untergebracht und seit November 2000 gehört es zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Die Stadt erwies sich als etwas kleiner, aber ebenso geschäftig wie ihr schwedisches Gegenüber. Nach der üblichen Sightseeingtour, auch hier viele gut erhaltene schöne Häuser aus dem 14. und 15. Jh., schnurrte unser Mobi auf herrlicher Strecke in südlicher Richtung direkt am breiten, stark befahrenen Sund entlang. Kleine blitzsaubere, gemütliche Orte reihen sich aneinander, weite Wiesen und Felder prägen die Landschaft. Ohne Frage zog es uns für die Nacht wieder ans Wasser, und wie immer fanden wir rechtzeitig einen sehr schönen Platz direkt am Strand, so dass das anregende morgendliche Bad abermals gesichert war.


Bei traumhaftem Sommerwetter ging es weiter bis Kopenhagen, der nicht minder schönen Hauptstadt der Dänen, die wir vor vielen Jahren schon einmal zusammen mit unseren Töchtern besucht hatten und gern ein zweites Mal zur Auffrischung der Erinnerungen erkundeten, wie immer mit den üblichen Fotostopps, wenn möglich. Sind dort zwar ebenfalls alle bedeutenden Industriezweige vertreten, so hat sie doch eine Fülle von Sehenswürdigkeiten zu bieten, und fast alle ballen sich im Zentrum in der Nähe des Hafens zusammen, ganz besonders die drei imposanten Schlösser, die davon zeugen, dass bereits seit 1416 die dänischen Könige in der Stadt residieren, davon das älteste noch erhaltene Schloss Rosenborg, wunderschön in einem gepflegten Park gelegen, sehr mächtig wirkend durch seine vier vorgesetzten, verschieden hohen kantigen Türme mit den gestaffelten hellgrünen Kupferhelmen; 1607 bis 1617 als Sommerresidenz für Christian IV. erbaut, wurde es 1833 in ein Museum umgewandelt, in dem man u. a. die dänischen Kronjuwelen bewundern kann.

In nicht minder schöner Umgebung auf der Insel Slotsholmen etwas weiter südöstlich das Schloss Christiansborg, auf der einen Seite der Hafen und der Rest umrundet durch einen breiten Kanal, mit dem Festland verbunden durch etliche Brücken; 1736 entstand der erste Bau als königliche Residenz, bis er im Jahre 1794 ebenfalls durch einen Brand völlig zerstört wurde, auch der zweite Palast brannte 1884 vollständig nieder, erst 1907 entstand unter Verwendung der Grundmauern der beiden Vorgängerinnen das heutige Schloss in wuchtigem neobarocken Stil, das 1928 vollendet wurde; auffallend der in der Mitte des mehrflügeligen Baus vorgesetzte kantige Turm, dessen hellgrüne verschieden gestaltete Kupferspitze hoch in den blauen Himmel ragt. Davor hat man dem dänischen König Frederik VII. (1848-1863), der sich als Initiator des Grundgesetzes in Dänemark einen Namen gemacht hat, mit einem Reiterstandbild auf hohem Sockel ein Denkmal gesetzt Seit 1918 ist das Gebäude Sitz des dänischen Parlaments (Folketing) und des Obersten Gerichtshofs.

Das dritte Schloss, Amalienborg aus dem 18. Jh., das sich als Ensemble von vier Rokoko-Palais um einen achteckigen Platz erhebt, in dessen Mitte auf mächtigem marmornen Sockel ein Reiterstandbild von Frederik V. (König von Dänemark und Norwegen v.1746 bis 1766) thront, liegt einige Blocks weiter nordöstlich nah am Hafen; ursprünglich waren die Gebäude für Mitglieder des dänischen Hochadels gedacht, gelangten aber nach dem bereits geschilderten Brand im Jahre 1794 auf Schloss Christiansborg allmählich in den Besitz der königlichen Familie, und noch heute residiert dort die dänische Königin.

Mitten in dem Gebäudeensemble überragt die 45 m hohe hellgrün leuchtende, freskengeschmückte, von einem kleinen Aussichtsturm gekrönte Kuppel der Frederikskirche die dunklen Dächer der Paläste, wegen der anfangs verwendeten, als sich zu teuer erweisenden Materialien auch Marmorkirche genannt. Sie wurde bereits 1794 als Abbild des Petersdoms in Rom entworfen, jedoch erst nach 140 Jahren fertig gestellt.


Von dort ist es nur noch ein kurzer Weg gen Norden am Hafen entlang bis zur zwar kleinsten, aber wohl bekanntesten und meistfotografierten Sehenswürdigkeit Kopenhagens, die Kleine Meerjungfrau aus schon etwas angejahrter Bronze, die unterhalb der Festungswälle des Kastells, ein Überbleibsel der alten Stadtbefestigung, am Langeliniekai anmutig auf einem großen unbehauenen Felsstein sitzend auf die Hafeneinfahrt blickt. Geschaffen wurde sie 1913 nach einer Figur aus dem gleichnamigen Märchen des berühmten dänischen Dichters Hans Christian Andersen.

Wendet man sich von dort wieder gen Süden, überquert man zwei Blocks nach der Amalienborg auf einer der Brücken ein ganz anderes Kleinod, den Nyhavn, ein 1673 angelegter, sehr belebter Hafenarm; durch die schmucken kunterbunten Giebelhäuser an den Straßen zu beiden Seiten wurde das historische Bild eines Hafenviertels bewahrt.

Weiter gen Südwesten landeten wir schließlich an dem Lebensmittelpunkt der Stadt, dem riesigen, mit Steinplatten ausgelegten Marktplatz, angeblich 23.900 qm groß, dominiert vom mächtigen, von 1892 bis 1905 im Stil der italienischen und normannischen Renaissance entstandenen Rathaus, die bräunliche Fassade, durchsetzt von drei verschieden geformten dichten Reihen von weißen bzw. dunklen Sprossenfenstern, dekoriert mit einigen Skulpturen und je einem halbrunden, von kegelförmigem Kupferhelm gekrönten Erker an den Seiten; aus der Mitte des dunkelgrauen Daches steigt, das ganze Dach umrahmend, eine meterhohe Mauer empor, oben ähnlich einer echten Krone gleichmäßig durchbrochen, an den Seiten begrenzt durch je ein spitzes Türmchen, davor in gleichen Abständen aufrecht stehende bronzene Skulpturen; an einem hohen Mast flattert fröhlich die dänische Flagge; an der Seite wird das Dach überragt durch einen mächtigen quadratischen Glockenturm, nach allen vier Himmelsrichtungen zeigt je ein großes helles Zifferblatt die genaue Uhrzeit an; zusammen mit seiner hellgrünen schlanken, reich verzierten Spitze, gekrönt von einer goldenen Kugel mit einem ebensolchen Kreuz, erreicht er eine Höhe von 113 Metern und ist somit Dänemarks höchster Turm und eines der Wahrzeichen Kopenhagens.


Mit dem Finden eines Parkplatzes nahe dem kolossalen Eingangstor zum bereits 1843 eröffneten Tivoli, ein berühmter Vergnügungspark, der sich ganz zentral zwischen dem Rathausmarkt und dem Hauptbahnhof ausdehnt, endete unsere Sightseeingtour; natürlich gibt es noch eine ganze Menge anderer Sehenswürdigkeiten, aber für uns war mit dem Besteigen einer der bunten Bimmelbähnchen, die regelmäßig auf dem großen Gelände verkehren, sehr schön angelegt mit viel Grün, überquellenden Blumenbeeten, kleinen Seen und Wasserspielen, erst einmal Entspannung angesagt. Im Zuckeltrab ging es durch das bunte Kirmestreiben von einer Attraktion zur anderen. Wo nicht zu weite Wege zurückzulegen waren, wurde unterbrochen. Natürlich „erstürmten“ wir u. a. auch das Riesenrad, das sich von den üblichen allerdings dadurch unterschied, dass man in großen Körben saß, über denen jeweils ein riesiger bunt gestreifter Ballon schwebte, so dass man das Gefühl hatte, gen Himmel zu fliegen; von oben öffnete sich ein herrlicher Blick auf die ganze Pracht unter uns und die quirlige Innenstadt rundherum, etwas später delektierten wir uns an einer Auswahl des köstlichen dänischen Kuchens unter dem leuchtenden Sonnenschirm auf der Terrasse eines gemütlichen Cafés, direkt neben einem romantischen kleinen See, über die Baumkronen hinweg grüßten die Türme des nahen Rathauses.


Lange mussten wir dann nach einem geeigneten Stehplatz für die Nacht suchen, denn südlich von Kopenhagen ist das gesamte Ufer fest in privater Hand. Mit einem durch Hecken von der Straße abgetrennten Parkplatz direkt an einem schmalen feinsandigen Strandabschnitt wurden wir endlich fündig. Der nächste Tag brachte uns über eine lange imposante Brücke zunächst auf die Insel Falster und nach einigen Kilometern über den Guldborgsund hinüber zur angrenzenden Insel Lolland, dort schließlich bis an die südliche Küste, wo wir bei strahlendem Sonnenschein westlich von Rödby unseren absoluten Traumplatz entdeckten, mitten in den Dünen mit Durchblick auf das glitzernde Meer und einen kilometerlangen Sandstrand. Wir beschlossen spontan, entgegen unseren sonstigen Gepflogenheiten etwas länger in dieser herrlichen Natur zu verweilen, die wir lediglich mit zwei jungen deutschen Radfahrern teilten, die ihr Zelt in der Nebendüne aufschlugen, mit der Bitte um ein wenig Pfeffer und Salz zu uns herüberkamen und auf einen ausgedehnten Klönschnack blieben.


Vier äußerst angenehme Faulenzertage lang genossen wir Sonne, Strand und Meer, nur unterbrochen durch kurze Ausflüge in die idyllische Umgebung. Dabei wurden Erinnerungen an die Zeit wach, als wir noch mit unserer Motoryacht „Gimoga“ auf der Ostsee herumschipperten und nach einer nervenzermürbenden fünfeinhalbstündigen dicken Nebelfahrt von Fehmarn aus über den sehr stark befahrenen Belt dank genau abgestecktem Kurs sicher in Nysted an der Südküste Lollands landeten, im Schlepp einen Segler mit vier gestandenen Männern, die völlig die

Orientierung verloren hatten.


Wie schon bei unseren vorherigen Besuchen begeisterten uns wieder die malerischen kleinen Ortschaften mit den für Dänemark so typischen niedrigen, blitzsauberen Häuschen (man kann fast die Dachrinnen berühren) in schneeweiß oder der ganzen Palette von Pastellfarben mit bunt abgesetzten Türen und Fensterrahmen, sehr viel Fachwerk und häufig Reet gedeckten Dächern; vor jeder Haustür ein verschwenderischer bunter Blütenflor, dominierend die üppig blühenden Stockrosen, eine Malvenart, die bis zu 1 ½ m Höhe erreichenden Stiele, übersät mit großen zarten Blütenkelchen in leuchtendem Rosa bis hin zu kräftigen Rottönen oder in sonnigem Gelb, sind eine wahre Augenweide.


Natürlich war auch der abendliche Besuch eines der urgemütlichen Kros wieder ein absolutes Muss, dem überall angebotenen „Anretning“ konnten wir nicht widerstehen; auf silbernem Tablett größeren Ausmaßes oder mehrstöckiger Stellage liebevoll angerichtet eine Unmenge von Schüsselchen mit für die dänische Küche so typischen süßsauren Heringsfilets, leckeren Salaten, gefüllten Eiern, Grönlandkrabben; aus der warmen Küche kleine Schweinsmedaillons mit kross gerösteten Zwiebelringen sowie zartbraun gegrilltes Fischfilet, dazu pikante Soßen, frisches Weißbrot und duftende dünne Schwarzbrotscheiben nebst ausreichender Menge der leicht gesalzenen dänischen Butter, einfach köstlich!

Drei Tage vor Ende unseres Urlaubs erreichten wir vom nahen Rödby Havn aus mit einer der großen schneeweißen Ostseefähren wieder heimatliche Gefilde; von unserem Ankunftshafen Puttgarden auf der Insel Fehmarn kehrten wir mit Unterbrechungen in Heiligenhafen - während unserer Ostseetörns mit der „Gimoga“ schon ein beliebter Zielort - und traditionsgemäß in dem bekannten Seebad Travemünde am Freitag, d. 26. August, nach Hamburg zurück. 29 herrliche Tage lagen hinter uns, es war für uns die schönste Art zu reisen, auf den insgesamt 4.625 Kilometern hatte sich unser Wohnmobil bestens bewährt, uns nicht ein einziges Mal im Stich gelassen und treu und brav Kilometer für Kilometer heruntergeschnurrt.

Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck

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