Читать книгу Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck - Gisela von Mossen - Страница 16

- London -

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unser nächstes Ziel, nicht schrecken konnte. Selbst den wild umtosten Piccadilly Circus, den Schnittpunkt von fünf Hauptverkehrsstraßen, und auch den bekannten zentralen Trafalgar Square mit seiner sich in der Mitte 55 m hoch erhebenden Nelsonsäule überstanden wir unversehrt. Auf einer ausgedehnten Stadtrundfahrt nach bewährtem Muster zogen die berühmtesten Sehenswürdigkeiten langsam an uns vorbei, z.B. der bombastische Buckingham Palace mit seiner 120 m langen klassizistischen Fassade; die nicht minder imposanten Houses of Parliament, die sich im neugotischen Stil, gekrönt von unendlich vielen Türmchen, 300 m lang am Themseufer entlangziehen, am Nordende überragt durch den 97,50 m hohen Clock Tower, in seinem Inneren die 13 t schwere weltbekannte Glocke „Big Ben“, die zu jeder vollen Stunde ein Klangbild aus Händels Messias ertönen lässt; am besten in seiner ganzen Monumentalität zu fotografieren nach Überqueren der nahen Westminster Bridge. Ganz in der Nähe Westminster Abbey, die gotische Krönungskirche der englischen Herrscher und damit das bedeutendste Gotteshaus der Metropole, bereits 1987 in die Liste der Weltkulturerbestätten der UNESCO aufgenommen, und etwas weiter nordöstlich parallel zur Themse der ebenfalls monumentale Barockbau der St.Paul’s Cathedral mit seiner 60 m breiten, von zwei jeweils 64 m hohen Glockentürmen flankierten Westfassade, imposanter Säulenvorhalle und der 111 m hohen Kuppel. Dank naher Parkmöglichkeit gelang es uns, nach langsamer Überwindung der Treppen dieses prachtvolle Bauwerk auch ausgiebig von innen zu besichtigen. Nicht minder beeindruckend und natürlich 1988 ebenfalls als Weltkulturerbe anerkannt der Tower of London, eine mächtige, von hohen Mauern umgebene Festung, weiter flussabwärts direkt an der Themse gelegen, über viele Jahrhunderte Herrschersitz, Bollwerk, Gefängnis und Hinrichtungsstätte der englischen Monarchen. Natürlich mussten wir unbedingt die nahe weltberühmte Tower Bridge passieren, mit ihren beiden 66 m hohen, durch zwei verglaste Stege verbundenen kolossalen Türmen im attraktiven neugotischen Stil eines der Wahrzeichen der Stadt.


Die intensive Besichtigung all dieser äußerst interessanten historischen Sehenswürdigkeiten haben wir 15 Jahre später, im August 2000, mit Hilfe des Rollstuhls auf einer viertägigen Städtetour nach London (Anreise per Flugzeug) nachgeholt. Von unserem herrlich an der Themse und dem St. Katharine’s Dock liegenden Thistle Hotel - nur durch eine Straße getrennt der Tower, aus unserem Zimmer ein überwältigender Blick auf die Brücke - starteten wir unsere täglichen Aktionen bei anhaltend schönstem Wetter im offenen ersten Stock eines der in der Nähe startenden knallroten Sightseeingbusse oder per öffentlichen Verkehrsmitteln. Natürlich durchstöberten wir auch das berühmte elegante Kaufhaus Harrods mit viel Marmor, blank poliertem Messing und nicht minder blitzendem Parkett und der sehenswerten, im Jugendstil gehaltenen Delikatessabteilung, die keine Wünsche offen lässt. Ein Ausflug galt der modernsten Sehenswürdigkeit der Stadt, dem erst kurz vor der Jahrtausendwende fertig gestellten Millenium Dome direkt am südlichen Themseufer in Greenwich, eine gigantische, 80 000 qm große und 50 m hohe Mehrzweckhalle, unter deren alles überwölbendem Kuppeldach für zwölf Monate eine interessante Ausstellung zum Jahrtausendwechsel gezeigt wurde.


Doch nun wieder zurück zum 18. Juli 1985. Nach Abschluss unserer privaten Stadtrundfahrt landeten wir am frühen Abend auf einem wunderschön mitten im Hyde Park, der mit 136 ha größten Grünfläche der Metropole, gelegenen Parkplatz, auf dem uns noch etliche andere Wohnmobile Gesellschaft leisteten und den wir sofort begeistert zu unserem Stehplatz für die Nacht erklärten. Etwas verwundert waren wir allerdings, als sich nach und nach immer mehr Mobis von dieser tollen Stätte entfernten, ließen uns dadurch aber nicht davon abhalten, gegen 22.30 Uhr todmüde, aber sehr zufrieden mit dem Tag, in unsere zu einem breiten Doppelbett umgebaute Hecksitzgruppe zu schlüpfen. Etwa anderthalb Stunden später schreckten wir durch lautes Gepolter an der Tür aus allertiefstem Schlaf; der Verursacher, ein ganz und gar nicht freundlicher Bobby, gab uns nach vorsichtigem Öffnen mit äußerst barscher Stimme zu verstehen, dass wir den Park sofort zu verlassen hätten, alle Tore würden um Mitternacht geschlossen, das Übernachten wäre unter Strafe verboten; aha, deshalb das fluchtartige Abreisen der anderen Fahrzeuge! Mein Schatz hatte gerade noch Zeit, seine Schuhe über die nackten Füße zu stülpen, dann irrten wir, ganz passend in Shortys gekleidet, durch den fast dunklen Park, von einem bereits verschlossenen Tor zum anderen, bis wir endlich am letzten, noch halb offenen den Weg ins Freie fanden, d. h. auf eine vierspurige Straße mit trotz später Stunde immer noch Wahnsinnsverkehr. Aber wohin sollten wir uns wenden??? Ich war meinem Fahrer beim Finden eines geeigneten Platzes wahrlich keine große Hilfe, den Stadtplan auf dem Schoß, mit Taschenlampe bewaffnet, stellte ich fest, dass ich trotz meiner Brille rein gar nichts erkennen, geschweige denn, die Straßenschilder entziffern konnte, war ich plötzlich nachtblind??? Des Rätsels Lösung gleich vorneweg: Aus meiner neuen Brille hatte sich in der Hektik ein Glas gelöst und war auf den Boden gefallen, was wir Gott sei Dank am nächsten Vormittag bei einem netten Optician wieder richten lassen konnten.


Doch jetzt ließen wir uns im Verkehrsstrom einfach aus der City hinaustreiben, bis wir irgendwann ruhigere Außenbezirke erreichten. Aber die Häuser und ihre zum Teil auf der Straße herumlungernden Bewohner waren nicht gerade sehr Vertrauen erweckend, also bei nächster sich bietender Gelegenheit gewendet und in das Zentrum zurück, dann über eine der vielen Brücken auf die etwas ruhigere Südseite der Themse, wo wir um 2.00 Uhr endlich einen halbwegs geeigneten Platz vor dem Royal National Theatre fanden. Als wir dort auch am nächsten Morgen in aller Ruhe frühstückten, huschten von allen Seiten kommend dunkel gewandete Herren in Schlips und Kragen, mit steifem runden Hut in tiefem Schwarz und ebensolchem Stockschirm über dem Arm - es war grau in grau und sah nach Regen aus - auf dem Wege zu ihrem Arbeitsplatz, das Bankenviertel war ganz in der Nähe, dicht an unseren Fenstern vorüber, nicht einen Blick riskierend, ein parkendes Wohnmobil in dieser exquisiten Gegend war ihnen sicherlich suspekt.


Nun, nach dem Reparieren meiner Brille, ließen wir die faszinierende Metropole hinter uns und wendeten uns der Küste zu, die wir am späten Nachmittag bei inzwischen strahlendem Sonnenschein mit

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