Читать книгу Die sanften 3 der Naturheilkunde - Günther H. Heepen - Страница 38
Aufschwung in Köthen
ОглавлениеNach zwölf Jahren verließ Hahnemann Leipzig. Er war unzufrieden mit der Verbreitung seiner Lehre, zudem war eine Feindschaft zwischen Ärzten und Apothekern bezüglich der Mittelherstellung entbrannt, an der Hahnemann nicht unbeteiligt war. 1821, als 66-Jähriger, siedelte er mit elf Planwagen nach Köthen über. Dort wurde er herzoglicher Leibarzt und erhielt das Recht, Arzneien selbst herzustellen. Das Städtchen erfuhr dadurch eine besondere Belebung, denn es kamen Patienten von weit her. Hahnemann bewohnte ein kleines Haus mit einem noch kleineren Garten, und sein ganzer Stolz war die Gartenlaube, in der oft arbeitete und auch Besucher empfing.
In Köthen stellte Hahnemann sein umfangreiches Werk »Chronische Krankheiten« endlich fertig. Im Laufe der Zeit war ihm aufgefallen, dass chronische Beschwerden mit dem Simile oft nicht zu heilen waren. Nach und nach kam er zu der Meinung, dass »fortschwelende Miasmen« die Ursache seien, die von einem, wenn auch richtig ausgewählten, Simile nicht erfasst würden. Den Begriff »Miasma« kann man als »Ansteckung« übersetzen, schwerwiegende Infekte erzeugten also nach Hahnemanns Auffassung eine Heilblockade. Als Miasmen beschrieb er die Syphilis (Lues), die Sykosis (Feigwarzenkrankheit – Erscheinungsbild des Trippers, Gonorrhoe) und die Psora (Krätze). Letztere nannte er, ob ungeheilt oder durch die schulmedizinische Behandlung zurückgedrängt, die Ursache zahlreicher chronischer Krankheiten und schrieb: »Die Psora ist die Mutter aller chronischen Krankheiten«.
Nach Entdeckung der »drei Grundübel« schien Hahnemann nun endlich auch den Krankheiten, die sich in der Homöopathie als resistent zeigten, einen Schritt näher gekommen zu sein. Erhielt er Hinweise, dass es bei seinen Patienten oder Vorfahren eine dieser Krankheiten gegeben hatte, verordnete er spezielle Mittel, die auf diese Blockade einwirkten. Die Syphilis behandelte er mit Mercurius, die Sykosis mit Thuja und die Psora mit Sulfur (Letzteres entgegen seinem sonstigen Vorgehen mehrmals täglich).
INFO
MIT KÄPPI UND MORGENROCK
Hahnemanns Praxis hatte kein Wartezimmer. In einer Ecke des einzigen Raumes zog sich er sich mit einem Patienten zurück, befragte ihn und händigte ihm anschließend die Arznei aus. Alle Beschwerden notierte er in seinem Krankenbuch. Statt im Arztkittel sah man ihn stets in Morgenrock und Käppi. Pfeife und Dünnbier fehlten nie bei seinen Sprechstunden am Vormittag und frühen Nachmittag.