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Vorwort

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Als Psychologe und Volkswirtschaftler beobachte ich die Wirtschaftsentwicklung aus zwei Perspektiven. Eine rein wirtschaftliche Sicht ist ohnehin kaum anzutreffen. Die meisten bisherigen Begründungen für wirtschaftspolitische Schritte haben fragwürdige Menschenbilder oder etwas Glaubensmäßiges an sich, da die Wissensbasis nur sehr schmal ist. Egal ob der blinde Glaube an die Selbstheilungskräfte der Marktwirtschaft oder die grundlegende Skepsis gegenüber dem Kapitalismus: Ein Glaube ist psychologisch nur ein Gedanke, aber einer, mit dem man sich aus einem bestimmten Grund identifiziert. Psychoökonomik erforscht das Denken, Fühlen, Handeln und Kommunizieren der Menschen im Kontext Wirtschaft. Menschen bringen hier ihre Grundbedürfnisse und ihre Kontexterfahrungen mit, eigentlich nur wenige Prämissen. Aber diese sind, wenn es darauf ankommt, sehr virulent und komplex.

In der Psycho-Logik der Wirtschaft kommt Weiteres hinzu. Wirtschaft ist nicht rational. Verbraucher und auch Unternehmen entscheiden nach Intuition und bauen dann dafür Argumentationsketten auf. Es bleibt immer ein Trial-and-Error-Muster. Man versucht etwas und hofft, dass es gut geht. Diese Mechanismen habe ich viele Jahre beobachtet und sie in meiner Praxis als Coach und Organisationsberater thematisiert. Dann kam im September 2008 die Pleite der Bank Lehman Brothers als Auslöser der Finanzkrise. Die Finanzkrise war eine Zäsur, die die gesamte Wirtschaft und Wirtschaftspolitik traf, auch wenn sie inzwischen schon viele andere Schlagzeilen attestiert bekommen hat: Euro-Krise, Staatsschuldenkrise, Griechenland-Krise etc. Es begann mit der Krise der Finanzindustrie, und diese hat die gegenseitigen Abhängigkeiten der Player mehr denn je deutlich gemacht. Seit der Finanzkrise werden nun wirtschaftspolitische Instrumente eingesetzt, die vorher undenkbar bis vollkommen verpönt waren. Daher kommt in diesem Buch die Finanzkrise in mehreren Kapiteln vor.

Seit zehn Jahren untersuche ich Unternehmen mit dem von mir entwickelten Modell ›Systemische Organisationsanalyse‹. Betrachtet man die einzelnen Dimensionen eines Systems, so gewinnt man einen klareren Blick. So kam die Idee, nicht nur Unternehmen, sondern auch andere Aspekte der Wirtschaft mit Hilfe dieses Modells zu betrachten. Um das Handeln zu verstehen, werden psychologisch-wirtschaftliche Aspekte der Wirtschaft wie der Besitztumseffekt oder der Vergleichseffekt analysiert. Im ersten Kapitel geht es um Aufmerksamkeit, die auch im Wirtschaften unser kostbarstes Gut darstellt. Dort wo die Aufmerksamkeit ist, wird investiert. Was ausgeblendet wird, bleibt zunächst unbeachtet. Allerdings kann durch die heutigen technischen und medialen Möglichkeiten weniger verdrängt werden. Wir sind eine Welt. Im Kapitel Gleichgewichte wird etwa die gesamte Wirtschaftspolitik seit dem zweiten Weltkrieg in einen psychologischen Zusammenhang gebracht. Es handelte sich um ein wiederkehrendes Bemühen und Gleichgewichtsstreben. In diesem Buch wird nicht nur analysiert, sondern es werden auch systemische Alternativen geliefert. Ich wünsche den Lesern eine inspirierende Lektüre.

Günther Mohr

Mai 2015

Systemische Wirtschaftsanalyse

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