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ENERGIEKRISE IM GEHIRN – Süsshungerattacken und Cortisolmodus

Bei den meisten Abnehmphilosophien macht das Gehirn einen Strich durch die eifrige Rechnung zum Kaloriensparen. Nur wenn sein Sonderbedarf an Energie gestillt wird, gibt es Ruhe. Nur dann kommt man überhaupt von den Maststoffen los.

Es gibt einen zentralen Treiber für das unstillbare Verlangen nach Maststoffen: eine unzureichende Versorgung des Gehirns mit seinem Exklusiv-Brennstoff, der Glukose – auch als Traubenzucker oder Dextrose bezeichnet.

UNGESUNDE TRICKS GEGEN ENERGIEMANGEL

Das Gehirn des Menschen verbraucht den Löwenanteil der mit der Nahrung aufgenommenen Kohlenhydrate. Kommt jedoch nicht genug an, muss der Körper die Eigenproduktion von Glukose hochfahren. Dies vermittelt das problematische Stresshormon Cortisol. Alternativ können Maststoffe die Muskeln dabei stören, die Glukose abzuzapfen. Das erhöht den Zucker im Blut und trickst mehr davon in Richtung Gehirn. Deshalb bekommen wir süße Essfantasien, wenn es dort an Energie mangelt.

HEISSHUNGER AUF GLUKOSE

Der Energiebedarf des Gehirns ist enorm. Nur 2 % beträgt sein Anteil am Körpergewicht, doch es verbraucht 20 % der zur Verfügung stehenden Kalorien.

Dann muss es eben auch noch Energie in Form von Glukose sein. Vom gesamten Tagesbedarf (200 g) beansprucht das Gehirn etwa zwei Drittel. Über den Rest müssen sich Muskeln und Nieren einigen, ein Teil wird sogar noch in Fett umgewandelt. Selbst unter idealen Bedingungen ist hier ein kritischer Engpass. Bei starkem Stress schießt der Glukose-Bedarf des Gehirns sogar noch einmal nach oben.

OHNE VORRATSHALTUNG

Das Gehirn benötigt fast ausschließlich Glukose als Energiespender, kann jedoch selbst keine relevanten, eigenen Reserven anlegen. Die Nervenzellen sind auf permanenten Nachschub über das Blut angewiesen. Ein Umschalten auf Ketonkörper als Energiequelle braucht Tage. Diese werden aus Fetten gebildet. Eine solche Notversorgung geschieht in Hungerperioden. Sobald wieder Glukose über die Nahrung heranrollt, schaltet das Gehirn enthusiastisch auf seine Lieblingsenergiequelle zurück.

Das große Gehirn des Menschen erzeugt in ihm ein besonderes Verlangen nach einem im Tierreich weniger bedeutenden Nahrungsbestandteil: Stärke. Die kommt in der Natur vor allem versteckt unter der Erde vor, in Knollen. Forscher vermuten, über diese Exklusiv-Nahrung konnte der Mensch erst ein so großes Gehirn mit seinem enormen Energiebedarf entwickeln.

Denn die darin enthaltene Stärke ist nichts anderes als Glukose, die zu Ketten und Gittern zusammengeschweißt ist. So legen Pflanzen ihre Glukose-Vorräte an. Mit unseren Verdauungsenzymen können wir diese Schweißpunkte wieder durchtrennen. Die so gewonnene Glukose speist dann Blutzucker und Gehirn. Heute sind vor allem die Getreide wesentliche Stärkequellen, aber auch unterirdische Depots wie Kartoffeln und Maniok zählen zu den wichtigen Grundnahrungsmitteln für die Menschheit.


EINBAHNSTRASSE

Die reine Betrachtung vom Kaloriengehalt der Nahrungsmittel übersieht diesen Sonderbedarf des Gehirns an sehr viel Energie und die auch noch in spezieller Form – der Glukose. Es kann daher im totalen Energieüberfluss gerade dort, wo es ganz besonders darauf ankommt – nämlich im Gehirn – ein empfindlicher Energiemangel bestehen. Bei der heute üblichen Insulinschwemme bleibt nach einer Nahrungsaufnahme nur ein verkleinerter Glukose-Anteil für das Gehirn (>), der größere wandert in die Fettdepots. Der Körper kann erhebliche Mengen von Kohlenhydraten aus der Nahrung in Fett umwandeln. Eine Rückumwandlung findet jedoch praktisch nicht statt. Die Energie ist fürs Gehirn verloren. Die zwangsläufige Reaktion: Bitte noch eine Ess-Portion Kohlenhydrate. Und damit geht es in die nächste Runde mit dem dick machenden Verteilungsschlüssel, bei dem das Gehirn oft allenfalls vorübergehend auf seine Kosten kommt.

SÜSSHUNGERATTACKE

Je tiefer der Blutzucker abgleitet, desto süßer werden unsere Essfantasien. Hätte es vor einer halben Stunde noch ein herzhaftes Käsebrot getan, muss es nun eine Zucker-Bombe sein. Es geht darum, zusätzlich Insulinresistenz aufzubauen. Denn Unmengen von Insulin treiben Glukose aus der Nahrung weg vom Gehirn. Infolge der Insulinresistenz an den Muskelzellen prallt jedoch ein Teil zurück. Mit dem Rückschlag in der Peripherie bleibt mehr für die Zentrale, das Gehirn. Der Blutzucker wird so nach unten abgesichert.

Das funktioniert ein Stück weit im Moment, doch gerade wenn sich Energiekrisen im Gehirn oft wiederholen und als Antwort immer wieder reichlich Maststoffe verschlungen werden, auch auf Dauer. Eine Stoffwechselverschiebung in Richtung Diabetes wird so zur Anpassungsreaktion auf wiederkehrende Energiekrisen im Gehirn. Diese sind also ein weiteres, häufigeres Motiv, warum wir uns in Bezug auf Gesundheit und Körperformat instinktiv in eine Richtung essen, in die wir eigentlich gar nicht wollen.

SOFORTHILFE DURCH CORTISOL

Neben der Nahrung gibt es aber auch noch einen anderen Weg, über den das Gehirn seine Glukosenot lindern kann. Der Körper kann auch selbst Glukose produzieren. Aber eben kaum aus Fett. Die dank Insulin in Fett umgewandelte, ehemalige Glukose-Energie bleibt dabei bedauerlicherweise weitgehend unangetastet. Zu geistigem Brennmaterial werden vielmehr Aminosäuren, die Bausteine von Proteinen. Cortisol ist hier wesentlicher Vermittler. Das Stresshormon holt Aminosäuren aus Bindegewebe und Muskeln, um sie für die Glukosebildung bereitzustellen. Statt unerwünschte Fettdepots wegzuschmelzen, wird wertvolle Körpersubstanz abgebaut, die dann im Gehirn verfeuert wird. Unerfreulich, gerade wenn man abnehmen möchte: Der Muskelverlust verringert den Grundumsatz.

Cortisol hemmt darüber hinaus die Aufnahme der Glukose in die Muskelzellen, erzeugt hier also eine, wenn auch mäßige, Insulinresistenz. Zudem bremst es die Ausschüttung von Insulin. Es fördert somit nicht nur die körpereigene Bildung von Glukose, sondern reserviert die Edelenergie fürs Gehirn, verteilt sie also gewissermaßen nach oben. Cortisol ist dadurch der direkte Gegenspieler des Insulins, das die Glukose vom Gehirn weg nach unten verschiebt (> Grafik).

STRESSIGE ALTERNATIVE

Die von Cortisol vermittelte Eigenproduktion und Umleitung nach oben führt aber dennoch zu keiner optimalen Glukoseversorgung des Gehirns, die geistige Leistungsfähigkeit bleibt mit dieser Übergangslösung messbar schlechter – nachweislich auch bei jungen, gesunden Menschen. Der Körper hat also allen Grund, hier auf die Bremse zu treten, mit der Glukosebildung über Cortisol so knauserig zu sein, wie gerade noch vertretbar ist. Schließlich geht es darum, den Raubbau an wertvoller Körpersubstanz zu begrenzen.

Hapert es mit einer steten Glukose-Versorgung des Gehirns über die Nahrung, erzwingen wir eine erhöhte Cortisol-Ausschüttung, immer und immer wieder. Für die Gesundheit ist das ruinös, die überhöhten Stresshormon-Wellen sind auch Gift für Herz, Blutgefäße und Gehirn.

Es ist daher kein Wunder, wenn wir den Verzehr von Kohlenhydraten als entspannend empfinden. Das Stresssystem kann endlich loslassen und den Cortisolspiegel wieder herunterfahren. Auch die Überreizung der Nervenzellen durch Energiemangel geht zurück. Ist der Energiestoffwechsel schon deutlich gestört, fühlen sich Kohlenhydrate in Kombination oder sogar als Maststoff besonders gut an, eben als Brownie statt »nur« als Brotscheibe. Die eingearbeitete Insulinresistenz verschiebt mehr von der enthaltenen Glukose in Richtung Gehirn.

Rezepte für einen Schlankmacher-Stoffwechsel

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