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Was will nun diese Einleitung? Das Wort Gottes, das uns immer höher auf der Stufenleiter der Seligpreisungen emporführt, indem es nach dem Ausspruch des Propheten, eine herrliche Leiter in unserem Herzen herstellt (Ps. 84, 5 [= hebr.] [Septuag. u. Vulgata = Ps. 83, 5]), zeigt uns nach Besteigung der früheren Sprossen eine weitere Stufe mit den Worten: „Selig sind, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; sie werden gesättigt werden.“ Es wird gut sein, unsere Seelen kräftig von Übersättigung und Überfüllung zu befreien, um so das seliggepriesene Verlangen nach solcher Speise und solchem Trank, die hier gemeint sind, in uns hervorzurufen. Der Mensch kann nicht erstarken, wenn nicht genügende Nahrung seine Kraft aufrechterhält, noch wird er Nahrung aufnehmen ohne zu essen, noch essen ohne Verlangen nach Nahrung. Da nun die Kraft im Leben ein Gut ist, diese aber nur durch genügende Sättigung erlangt wird, die Sättigung aber durch Essen zustande kommt, das Essen hinwiederum infolge des Verlangens, so ist das Verlangen seligzupreisen, weil es sich als Anfang und Quelle unserer Kraft darstellt.

Wir wissen nun, daß sich die Menschen zur sinnlichen Nahrung verschieden verhalten, indem sich nicht alle nach der gleichen Speise sehnen, sondern die Wünsche der Gäste hinsichtlich der eßbaren Dinge auseinandergehen: der eine findet Vergnügen am Süßen, der andere hat Verlangen nach herben scharfen Sachen, ein dritter mag Salziges, ein vierter Saueres usw. Dabei kommt es vor, daß viele nicht nach den Speisen verlangen, die ihnen zuträglich sind; mancher nämlich, der infolge seiner eigentümlichen Säftemischung zu einem Leiden neigt, nährt seine Krankheit noch durch die Beschaffenheit von Speisen, die die krankhafte Anlage begünstigen; wer dagegen sein Verlangen nur nach den ihm zuträglichen Speisen richtet, erhält sich gesund, weil eine solche Nahrung zu seiner Gesundheit beiträgt. In ähnlicher Weise sind auch hinsichtlich der Nahrung der* Seele* die Begierden der Menschen keineswegs auf den gleichen Gegenstand gerichtet: die einen verlangen nach Reichtum oder Ruhm oder sonst dergleichen, was in der Welt Glanz verschafft; bei anderen ist der Wunsch nach Tafelfreuden rege; wieder andere sättigen sich gierig mit Neid wie mit einer giftigen Nahrung. Einige aber verlangen nach dem, was von Natur aus gut ist; von Natur aus gut ist aber stets und für alle das, was nicht wegen eines anderen Gegenstandes erwünscht, sondern was um seiner selbst willen begehrenswert ist, sich stets gleich bleibt und niemals durch Sättigung seinen Reiz verliert. Darum preist das Wort Gottes nicht die einfach Hungernden selig, sondern die hungern nach der Gerechtigkeit.

Essentielle Schriften, Band 2

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