Читать книгу PRIMORDIA - Auf der Suche nach der vergessenen Welt - Greig Beck - Страница 11

Kapitel 4

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Edward Barlows Telefon summte auf seinem opulent großen, antiken Eichenschreibtisch vor sich hin. Bis zu diesem Moment hatte in dem gewölbeartigen, holzgetäfeltem Raum, in dem er arbeitete, eine Grabesstille geherrscht – abgesehen vom stetigen Ticken der riesigen Standuhr in der Ecke.

Von den Wänden stierten ihn Tierköpfe mit dem wilden Blick ihrer Glasaugen an und ein ausgestopfter Eisbär stand in aufgerichteter Pose tonlos brüllend neben der Tür, als wäre er bereit, unerwünschten Eindringlingen Arme und Beine auszureißen.

Denn Barlow war Jäger. Oder vielleicht eher ein Sammler. Einer dieser typischen untätigen Reichen, dessen Familie ihm die Milliarden ihrer Tagebaufirma überlassen hatte. Ein Geschäft, an dem er nicht das leiseste Interesse hatte. Das, was ihn interessierte, waren der Schießsport und wilde Tiere. Je seltener und gefährlicher die Exemplare, umso mehr war er hinter ihnen her.

Barlows Urgroßonkel war Douglas Baxter gewesen, und schon als kleiner Junge hatte man ihm von der unglücklichen Expedition erzählt, die er mit Benjamin Cartwright unternommen hatte. Er wusste von den Gerüchten, dass sie losgezogen waren, um einen geheimen Ort voller fantastischer Kreaturen aufzuspüren.

Egal, wie viel Zeit oder Geld er investiert hatte, es war ihm nie gelungen, einen Hinweis darauf zu erhalten, wo er suchen sollte – oder nicht einmal, wo er mit der Suche anfangen konnte. Er hatte selbst schon den Amazonas umgekrempelt und ein kleines Vermögen für Satellitenaufnahmen ausgegeben. Doch im Land der Boraro, der südamerikanischen Dämonen, waren seine Bemühungen in einer Sackgasse geendet.

Barlow hatte schon immer vermutet, dass es etwas gab, das er übersehen oder fehlinterpretiert hatte – irgendwelche Hinweise, den Ort oder vielleicht das Timing. Er erinnerte sich, dass Douglas Baxter eine gewisse Dringlichkeit im Zusammenhang mit den Daten anklingen lassen hatte; dass er unbedingt zu einer ganz bestimmten Zeit im Amazonas hatte sein müssen – ging es dabei um die Regenzeit, eine Sonnenfinsternis oder die Brunftzeit der lokalen Tierwelt? Barlow hatte es nie herausfinden können. Sein letzter Schachzug war von technologischer Natur. Er hatte vor einem Jahr eine Firma beauftragt, ausgeklügelte »Fallen« im Internet aufzustellen, die auf bestimmte Suchwörter reagierten. Diese lauteten: Benjamin Cartwright, Expedition, Notizbuch, 1908, Amazonasdschungel und Dinosaurier.

Nichts war dabei herausgekommen, die Fallen wurden nie ausgelöst.

Bis jetzt.

Denn nun hatte jede dieser Fallen Alarm geschlagen, als nach ganz bestimmten Begriffen gesucht wurde: Benjamin Cartwright, Expedition, Notizbuch, 1908 und Amazonasdschungel. Es war klar, dass jemand nach Aufzeichnungen zu der Expedition in den Amazonas im Jahre 1908 suchte. Seiner verdammten Expedition!

Barlow spürte, wie sich seine Nackenhaare aufstellten, als er den Bericht las. Das technische Dokument hatte auch die Quelle dieser Suche aufgedeckt. Er lehnte sich für einen Augenblick zurück und verschränkte seine dicklichen Finger auf seinem hervorstehenden Bauch.

Warum jetzt? Warum hatte plötzlich jemand mit der Suche angefangen? Das fragte er sich, doch im Prinzip war ihm die Antwort absolut klar: Weil neue Hinweise aufgetaucht waren. Das bedeutete, der unbekannte zeitliche Faktor, der offenbar eine Rolle spielte, war nun im Begriff, sich zu wiederholen.

Barlow machte einen Satz nach vorn und begann auf die Tastatur seines Computers einzuhacken. Wer auch immer diese Leute waren, sie hatten einen Vorsprung. Aber er hatte seinerseits einen Vorteil: Er wusste von ihnen, während sie nicht von ihm wussten.

Wenn sie etwas in der Hand hatten, was zu dem Manuskript führte, dann wollte er es haben. Und er würde es kriegen, koste es, was es wolle. Er hatte jahrelang danach gesucht, sein ganzes Leben, und wenn irgendjemand diese vergessene Welt finden würde, dann war er es.

Er hielt inne und dachte nach. Er musste ein Team zusammenstellen, und dazu mussten Leute gehören, die bereit waren, das Gesetz zu brechen, falls das nötig werden sollte.

Er tippte weiter, denn er wusste genau den Richtigen. Jemand, mit dem er schon gearbeitet hatte und der ebenso effizient wie skrupellos war.

Barlow lächelte. Wie Sir Arthur Conan Doyle schon geschrieben hatte: Die Jagd ist eröffnet.

PRIMORDIA - Auf der Suche nach der vergessenen Welt

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