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2 Chancen und Herausforderungen neuer Pflegetechnologien in der Akutpflege – Beispiele aus dem Pflegepraxiszentrum Freiburg Sven Ziegler & Johanna Feuchtinger 2.1 Hintergrund und Herausforderungen des Technikeinsatzes in der Akutpflege

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Wenn wir unter dem Fokus der Technisierung auf die Akutpflege blicken, zeigt sich ein »gespaltenes« Bild: Einerseits findet die Akutpflege in einem hochtechnisierten Umfeld statt, in welchem der Einsatz technischer Hilfsmittel, wie etwa Systeme zur Überwachung von Körperfunktionen, elektrische Pflegebetten und elektronische Dokumentationssysteme (vgl. z. B. Dorfmeister et al. 2018; Müller-Mielitz 2018) inzwischen weit verbreitet ist.3 Andererseits spielt die Akutpflege in der aktuell »boomenden« Diskussion sowie der dynamischen Forschungs- und Entwicklungsförderung zu innovativen Technologien in der Pflege (vgl. Hülsken-Giesler 2019) bislang eine eher untergeordnete Rolle. Dies verwundert deshalb, weil der aktuelle Diskurs in Deutschland entscheidend durch die Arbeiten zum Verhältnis von Technik und Pflege auf Intensivstationen (vgl. z. B. Manzei 2005) mitinitiiert wurde. Zwar wird die klinische Pflege auf abstrakter Ebene häufig (mit)angeführt, allerdings bezieht sich dies in vielen Fällen stärker auf die (Mit-)Gestaltung zukünftiger Szenarien (vgl. exemplarisch Deiters et al. 2018; Fuchs-Frohnhofen et al. 2018; Augurzky et al. 2016) und weniger auf einen derzeitigen Einsatz im »Regelbetrieb«. Fachinger & Mähs (2019, S. 120) konstatieren dazu, dass »[…] Informations- und Kommunikationstechnologien, Roboter und technische Assistenzsysteme in den nächsten Jahren vermehrt verwendet bzw. eingesetzt werden [dürften]«, derzeit allerdings in deutschen Kliniken eher einen geringen Verbreitungsgrad haben.

Dies ist bei der bisher eher starken Fokussierung der Diskussion auf technische Optionen im häuslichen Bereich, die unter dem Sammelbegriff »Ambient Assisted Living« (AAL) verhandelt werden, kaum verwunderlich. Dabei geht es, auch mit Blick auf die im SGB XI verankerte Prämisse ambulant vor stationär, um eine Unterstützung eines möglichst langen und möglichst »selbständigen«4 Lebens in den eigenen vier Wänden (vgl. z. B. Braun et al. 2016; Hülsken-Giesler & Krings 2015). Hinzu kommt, dass Pflegende gemeinsam mit Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen in der ambulanten Pflege wie auch der stationären (Langzeit-)Pflege in vielerlei Hinsicht einen größeren Entscheidungsspielraum haben, als dies im klinischen Umfeld der Fall ist. Damit ist gemeint, dass die Fokussierung in der ambulanten und stationären Langzeitpflege längerfristig ausgelegt und sehr eng an der Bewältigung des Alltags ausgerichtet ist. Bei aller (geforderten) Person-Zentrierung (vgl. zu diesem Begriff Kitwood 2013) und Ressourcen-Orientierung, steht im klinischen Setting primär doch die Bewältigung eines oder mehrerer (akuter) medizinischer Probleme in einem immer kürzer werdenden Zeitraum im Fokus. Dies hat zur Folge, dass sich Anforderungen, die an technische Unterstützungssysteme im klinischen Setting gestellt werden (müssen), in vielen Punkten von denjenigen in anderen Settings unterscheiden. Gemeint sind damit zum Beispiel die rasche Adaptionsmöglichkeit an unterschiedliche (Gruppen von) Patientinnen und Patienten, hygienische Aspekte, ggf. Einbindung in eine bestehende Dateninfrastruktur, Berücksichtigung rascher Patientenwechsel, interner Patiententransporte und Verlegungen, die Robustheit der Systeme und vieles weiteres mehr. Anders formuliert muss die Technik dazu geeignet sein, ohne allzu große Reibungsverluste in den schnelllebigen Klinikalltag integrierbar zu sein.

Diesen Herausforderungen widmet sich das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Pflegepraxiszentrum Freiburg (PPZ-Freiburg)5, das im folgenden Kapitel vorgestellt wird.

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