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Heft 2/1995 CLAUS MELCHIOR Fußballspezifisches Dummdeutsch, Teil 1: Internationale Härte

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Ist es bei einer deutschen Mannschaft im Europapokal mal wieder nicht so gut gelaufen (in den letzten Jahren also des Öfteren), beklagen Trainer und Funktionäre die „internationale Härte“, die ihren Jungs das Siegen unmöglich gemacht habe. So zuletzt unisono nach der 0:1-Heimniederlage des FC Bayern gegen Lokomotive Moskau in der ersten Runde des UEFA-Cups Uli Hoeneß („Man hat gesehen, dass international viel härter gekämpft wird, das waren unsere Spieler nicht gewohnt“) und Otto Rehhagel („Der Gegner hat hart attackiert, da guckten meine Jungs ganz erstaunt“). Und das eine Woche, nachdem Rehhagel wegen der zahlreichen Abstellungen von Bayern-Spielern für diverse international tätige Nationalmannschaften im Training kaum eine Skatrunde beieinander hatte.

Was können sie nur meinen? Glauben deutsche Fußballer, Trainer und Manager tatsächlich, in der Bundesliga würde weniger hart gespielt als in anderen europäischen Ligen, oder die Schiedsrichter würden bei Europapokalspielen großzügiger pfeifen als in ihren nationalen Meisterschaften? Anhaltspunkte dafür, dass dem so sein könnte, gibt es kaum.

Nein, hier manifestiert sich ein jahrhundertealtes Trauma. Der Deutsche ist bekanntlich aufrechten Charakters und blickt dem Feind geradeheraus ins Gesicht, doch immer wieder hat er es mit Gegnern zu tun, die vermeintlich anders sind, wie die hinterlistigen Welschen oder das perfide Albion. Auch der Südländer ist verschlagen, und östlich der Heimat beginnt, ist man ehrlich, eigentlich doch schon fast Asien.

Angesichts der starken D-Mark und der kürzlichen Rückgewinnung der nach dem Krieg abhandengekommenen sozialistischen Hälfte des Vaterlands ist es heute natürlich nicht nötig, ob der Phalanx der das arme Deutschland umringenden Feinde wie früher gleich in den Krieg zu ziehen, aber auf dem Fußballplatz manifestiert sich der Neid der anderen eben in jener internationalen Härte, deren Opfer immer wieder unverdientermaßen unschuldige deutsche Fußballspieler und -vereine werden.

Die Konsequenz aus diesem Befund: Deutschland braucht nicht nur einen ständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat, sondern vor allem Franz Beckenbauer als FIFA-Präsidenten.

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