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Evolution

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„Tatsache Evolution“ – so tituliert KUTSCHERA (2009) zu Ehren von Charles Darwins 200. Geburtstag und des 150. Jahrestages der Publikation seines Hauptwerkes „On the Origin of species“ eines seiner Bücher. Unter vielen Wissenschaftlern und in breiten Teilen der westlichen Gesellschaft gilt „Evolution“ als Faktum, so selbstverständlich und sichtbar wie eine gerade stattfindende Mondfinsternis oder ein Erbeben in Indonesien. Ein weiteres Beispiel dieser Art bieten JUNKER & PAUL (2009, 1): „Evolution ist eine Tatsache – so wie es eine Tatsache ist, dass sich die Erde um die Sonne dreht oder dass die ägyptischen Pyramiden vor mehr als 4000 Jahren erbaut wurden.“

In bemerkenswerten Analysen von LOCKER (1983) und von GUTMANN (1996; 2005) werden diese Darstellungen von Evolution als „Hypostasierung“* (LOCKER) bzw. als „empirischer Mißverstand“ (GUTMANN) aus dem Blickwinkel der wissenschaftstheoretischen Analyse entmystifiziert. „Hypostasierung“ bezeichnet eine Redeweise, bei der sogenannte Abstrakta, die Nichtgegenständliches bzw. etwas Gedankliches ausdrücken (z. B. Glück, Frieden), im Sinne eines Konkretums (d.i. etwas Dingliches oder Gegenständliches wie z. B. Tisch, Mensch, Hammer) verwendet werden. Das geschieht in Beschreibungen von Evolution in einer Form, dass die Abstrakta als zielgerichtet oder selbständig agierende Realitäten, Subjekte oder Tatsachen dargestellt werden. So wird das Abstraktum „Evolution“ nach LOCKER kritiklos durch seinen Gebrauch zu einem Begriff, der für eine kausale Realität, eine handelnde Instanz oder Tatsache steht. Deshalb ist auch für GUTMANN die Verwendung von „Evolution“ in dieser hypostasierten Form ein „empirischer Mißverstand“ von Evolution, der sich negativ auf den Erklärungswert von entsprechenden Theorien auswirkt (Zirkularität der Argumentation, s. u.). So wenig wie das Glück eine handelnde Instanz ist, so wenig ist, nach Meinung der o.g. Autoren, die „Evolution“ ein selbständig und zielgerichtet handelndes Subjekt oder eine fassbare kausale Ursache von Naturprozessen.

Beide Autoren sehen sich nicht als Kritiker der Evolution, die – als naturhistorischer Prozess verstanden – für sie die wissenschaftlich beste Erklärung der Geschichte des Lebens darstellt. Ihre Kritik trifft jedoch eine wissenschaftlich und wissenschaftstheoretisch nicht gedeckte Bedeutungszuweisung zum Ausdruck „Evolution“, woraus ein meist unkritischer und quasireligiöser Gebrauch desselben resultiert. Die Aussagen „Das Auge war eine große Erfindung der Evolution“ und „Die Evolution gab mangelhaften Augen ein besseres Sehvermögen“ (Überschriften des New Scientist vom 6. 5. 2010) sind bemerkenswerte Beispiele dafür, wie „Evolution“ zum aktiv handelnden und kreativen Subjekt emporgehoben wird. Selbst in evolutionstheoretischen Fachpublikationen wird sehr häufig eine solche Sprache über Evolution verwendet.

„Evolution“ wird häufig zum aktiv handelnden und kreativen Subjekt emporgehoben.

Schöpfung ohne Schöpfer?

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