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Abschied von „der Evolutionstheorie“

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In der Auseinandersetzung mit Ursprungsmodellen, die sich auf einen Schöpfer berufen, muss noch auf folgende Sachverhalte hingewiesen werden. Gegenwärtig naturwissenschaftlich nicht erklärbare, evolutionär vermutete Transformationen müssen nicht prinzipiell naturwissenschaftlich unerklärbar sein. Ebenso wenig können diese Leerstellen allein als naturwissenschaftlicher Beleg für eine wie auch immer geartete Teleologie gelten. Das widerspricht allerdings nicht dem Argument, dass neben anderen Gründen (z. B. dem Wissen um den komplexen, zweckmäßigen Aufbau von Strukturen des Lebens) die Erklärungsdefizite von Evolutionstheorien (s. o.) Evolutionskritiker motivieren können, eine übernatürliche Ursache für die Existenz des Lebens ins Spiel zu bringen und nach Belegen dafür zu suchen (vgl. JUNKER 2010). Doch das ist eine Vorgehensweise, die als Grenzüberschreitung über die in der Naturwissenschaft geltende Methodologie hinaus zu kennzeichnen ist. Aber auch die Behauptung, alles sei prinzipiell im biologisch naturwissenschaftlichen Diskurs ateleologisch erklärbar, ist allein im wissenschaftlichen Kontext nicht begründbar. Wer anderes behauptet, erhebt den Anspruch, ein vollständiges Wissen über die Natur zu haben, das über naturwissenschaftlich erworbenes Wissen deutlich hinausgeht.

In dem bereits angesprochenen Buch „Tatsache Evolution“ von KUTSCHERA (2009) findet sich unter der Überschrift „Abschied von der Evolutionstheorie …“ ein aufschlussreiches Resümee. Die Biologen haben Ende der 1990er- Jahre erkannt, dass die Synthetische Theorie der biologischen Evolution einer Erweiterung bedarf, die nun als „Erweiterte Synthetische Theorie (Expanded Synthesis)“ bezeichnet wird (ESET, nicht identisch mit der o. g. „EES“).

„Als System zahlreicher Unter-Theorien erklärt diese evolvierte Version ‚der Evolutionstheorie‘ verschiedene Aspekte des dokumentierten Artwandels aller Organismen. Wir sprechen daher auch von der Fachdisziplin Evolutionsbiologie, […] Wie bereits oben erwähnt, sprechen die Biologen daher nicht mehr von ‚der Evolutionstheorie‘, sondern beziehen sich auf verschiedene Unter-Theorien der Expanded Synthesis (d. h. die Wissenschaftsdisziplin Evolutionsbiologie)“ (KUTSCHERA 2009, 305–306, Hervorhebungen im Original).

KUTSCHERA bestätigt damit, dass es „die Evolutionstheorie“ nicht gibt. Seine Alternative, statt der Einzeltheorie jetzt die Synthese der vielen Unter-Theorien (Expanded Synthesis) zu bewerten, übersieht jedoch, dass eine tatsächliche Synthese im Sinne einer einheitlichen theoretischen Konzeption innerhalb der Evolutionsbiologie ebenfalls nicht existiert und noch nicht einmal in Ansätzen in Sicht ist. Eine Synthese theoretischer Konzeptionen in der Wissenschaft gelingt nämlich nicht einfach dadurch, dass man die sich ausschließenden und widersprechenden Ansätze (z. B. Konstruktionsmorphologie und SET, darwinistische und nichtdarwinistische Positionen usw.) unter einen Namen zwingt. Außerdem ist der Versuch KUTSCHERAS, die vielfältig unter dem Dach der Evolutionsbiologie genutzten Methoden als einen Ausdruck der real existierenden „Expanded Synthesis“ zu präsentieren, ein leicht zu durchschauender wissenschaftstheoretischer Taschenspielertrick. Die fehlende Einheit auf der Ebene der Theorienbildung kann nicht dadurch ersetzt werden, dass man auf die gemeinsam genutzten Methoden in der Evolutionsbiologie abhebt. Eine einheitliche Geschichte des Lebens ergibt sich nicht einfach daraus, dass alle durch das gleiche Mikroskop sehen.

Schöpfung ohne Schöpfer?

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