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Offene Lernumgebungen verändern den Blick auf Schule und Unterricht

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Damit all dies gelingt, ist es notwendig, dass sich die Schule auf Lehrgänge verständigt, die eigenaktives Lernen unterstützen. Dabei ist es eben nicht egal, für welches Mathematikbuch man sich in der Grund- bzw. Mittelschule entscheidet. Es ist nicht egal, mit welchem Leselehrgang man in der 1. Klasse beginnt oder welches Rechtschreibkonzept man in allen Jahrgängen implementiert. Wenn sich ein Kollegium damit intensiv beschäftigt, so wird ihm schnell klar, welche Konzepte die Eigenaktivität unterstützen oder gar einfordern, welche für individuelles Arbeitstempo und die unterschiedlichen Leistungsfähigkeiten Angebote machen und welche im traditionellen Abarbeiten von immer gleichen Aufgaben bzw. Arbeitsblättern haften bleiben. Unser Leitspruch war immer weniger ist mehr: weniger Arbeitsblätter, weniger unstrukturierte Aufgabenformate, weniger verschiedene Hefte - aber ein mehr an Freiraum, ein mehr an Erforschen und selbstständigem Üben, ein mehr an sinnvollen Ritualen, die allen Sicherheit geben.

Parallel dazu sind an der Schule genau definierte Arbeitsmethoden bei Schülerinnen und Schülern kleinschrittig einzuführen und es ist dafür zu sorgen, dass diese Methoden im Unterrichtsalltag aller Fächer im gesamten Kollegium konsequent und vergleichbar implementiert werden.

Öffnung der Klassenzimmer, die systematische Nutzung der Lernräume, die Konsequenz der Methoden gelingen nur, wenn sich die Lehrerinnen und Lehrer darauf einlassen. Das setzt voraus, dass einige im Kollegium eine konkrete Vision von Schule und Unterricht haben und, dass diese Vision Stück für Stück auch das restliche Kollegium überzeugt und mitnimmt.

In diesem Prozess der Personalentwicklung kommt der Schulleitung – wie insgesamt bei einer erfolgreichen Schul- und Unterrichtsentwicklung - eine zentrale Rolle zu. Sie muss eine klare Vision von Schule haben, sie muss diese Vision unmissverständlich kommunizieren, ihr Gewicht geben und auch gegen Widerstände konsequent verteidigen. Der Schulleitung obliegt es auch, den Schulalltag auf die konkrete Umsetzung dieser Vision hin zu überprüfen und die ungefilterte Einhaltung beschlossener Konzepte einzufordern.

Dass Schulentwicklung unter diesen Gesichtspunkten ein mühsames, ein langwieriges Geschäft ist, das versteht sich von selbst. Zu viele Schulleitungen scheuen sich leider davor. Vielen Lehrerinnen und Lehrern, die bisher oft schon jahrelang in anderen konzeptionellen und räumlichen Situationen gearbeitet und unterrichtet haben, fehlt die Erfahrung und leider oft auch der mentale Zugang zu Fragen in Bezug auf Veränderung der Lernräume. Von daher ist es wichtig, dass die Öffnung von Räumen, dass so scheinbare Kleinigkeiten wie die Anordnung und Nutzung der Möblierung im Klassenzimmer nicht unter dem Slogan der pädagogischen Freiheit jedem Einzelnen überlassen wird. Der Tod eines Konzeptes beginnt damit, dass es von jedem nur so ungefähr erfüllt wird. Wenn jeder alles irgendwie macht, macht niemand etwas vollständig richtig.

Für uns als Schule bedeutete das, dass z. B. die Anordnung des Lehrertisches im Raum verbindlich festgelegt war. Das Lehrerpult als beweglicher Trapeztisch an einer Seite des Klassenzimmers, mit deutlichem Abstand zum SMART Board, macht die Rolle der Lehrkraft als Organisator und Moderator von Lernprozessen schon optisch deutlich. Seine Hauptaufgabe besteht darin, das individuelle Lernen zu unterstützen und zu fördern.

Offene Klassenzimmertüren, Lernen im ganzen Schulhaus, Schülerinnen und Schüler, die sich ihren Arbeitsplatz selbst suchen - all das führt auch dazu, dass die Arbeit der einzelnen Lehrkraft sehr transparent ist. Wie sie unterrichtet, welche Methoden sie einsetzt, welche Schwerpunkte sie setzt - all das bekommen die Kolleginnen und Kollegen unmittelbar mit, es wird sozusagen öffentlich. Auch das ist ein großer Problemstein, der nicht unterschätzt werden darf und der gerade neu an die Schule kommenden Lehrerinnen und Lehrern Bauchgrimmen verursacht. Deren Erfahrung war bisher, dass all das, was hinter verschlossenen Klassenzimmertüren geschieht, eher Privatsache war und niemanden zu interessieren hat. Der notwendige Unterrichtsbesuch der Schulleitung wurde vor diesem Szenario oft als unvermeidliches, aber doch störendes und nervös machendes Kontrollinstrument gesehen.

Es dauert einige Zeit, bis die Transparenz offener Lernräume im Kollegium von allen selbstbewusst erlebt und gelebt wird. Auch hier ist wieder die Schulleitung gefordert. Möglichst oft sollte bzw. muss sie im Schulhaus unterwegs sein, in der Klassenzimmertür stehen bleiben und den Unterricht kurz beobachten. Was zunächst als Überwachung der Schulleitung verstanden wird, wird zunehmend dahingehend gedeutet, dass sie Interesse an der Arbeit der Lehrkraft hat, dass sie das, was in der Klasse getan wird, wertschätzt und auch alltägliche Kleinigkeiten nicht übersieht. Positive Rückmeldungen und sensibel formulierte Tipps schaffen Vertrauen und stärken das Selbstbewusstsein einerseits, zeigen aber auch deutlich, dass der Schulleitung an dem Gesamtkonzept gelegen ist.

Innerhalb des Kollegiums erwächst durch die Transparenz so allmählich die Einsicht, dass man mit den eigenen Fragen, den eigenen Herausforderungen und ggf. auch Problemen nicht allein steht. Im Laufe der Entwicklung wird im Kollegium offen diskutiert, werden Tipps angenommen, wird die persönliche Entlastung gespürt. Der Schwerpunkt der Arbeit der Lehrkraft in offenen Lernumgebungen verschiebt sich sehr deutlich auf die Vorbereitung des Unterrichts. Der Unterrichtsalltag selbst, besonders die Phasen der FLZ entlasten die Lehrerin/den Lehrer erheblich. Es bleibt Zeit, sich um einzelne Schülerinnen und Schüler zu kümmern, Zeit, sich mit der Kollegin/dem Kollegen auszutauschen, ihr/ihm Feedback zu geben, Zeit auch, um gelungene Lernsituationen zu beobachten und zu genießen: Sekundenglück im Lehreralltag; Glück, das stolz macht und zufrieden. Das ist im Hinblick auf die Lehrergesundheit ein viel zu wenig beachteter Vorteil. Offene Lernumgebungen fungieren auch hier wieder als Katalysator von Schul- und Unterrichtsentwicklung. Jenseits theoretischer wissenschaftlicher Lektüre verändert der Raum das berufliche Selbstverständnis.

Vom „ich und meine Klasse“ zum „wir und unsere Schule“ ist ein weiter Weg - ein ungewohnter und deshalb steiniger für viele Lehrerinnen und Lehrer. Offene Räume helfen aber dabei, das Ziel rascher zu erreichen.

Dimensionen schulischer Qualität im Fokus: Was macht

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