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Digital und analog

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Die hier benutzte Wortwahl »digital« und »analog« hat in Jahren seit Erscheinen des Buches von Watzlawick et al. (1. Auflage 1969) einen Bedeutungswandel erlebt. Heute würde man wohl den Inhalt des gesprochenen Wortes kaum mehr als »digital« bezeichnen wollen. Im vorliegenden Text wird aber die ursprüngliche Wortwahl beibehalten.

4. Axiom: »Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten. Digitale Kommunikationen haben eine komplexe und vielseitige logische Syntax, aber eine auf dem Gebiet der Beziehungen unzulängliche Semantik. Analoge Kommunikationen dagegen besitzen dieses semantische Potential, ermangeln aber die für eindeutige Kommunikation erforderliche logische Syntax« (Watzlawick et al. 1980, 68). Mit dem 4. Axiom werden zwei zentrale Aspekte der menschlichen Kommunikation unterschieden, die im Alltag auch gerne einfach so ausgedrückt werden: »Der Ton macht die Musik.« Während die digitale Kommunikation in der Sprache zum Ausdruck kommt und auch in abstrakter Form vermittelt werden kann, kommt die analoge Modalität ohne Worte aus und kleidet ihre Botschaft in Gesten, Mimik und den Ton der Sprache. Bei dieser Form der Kommunikation besteht oft ein größerer Spielraum bei der Interpretation als bei der digitalen Kommunikation, denn nonverbale Kommunikation erschließt sich oft nur aus dem Kommunikationskontext, abgesehen von spezifischen Gesten und Symbolen, denen in der Gesellschaft eine eindeutige Bedeutung beigemessen wird, z. B. wie »jemanden einen Vogel zeigen«. Das 4. Axiom liefert einen wichtigen Maßstab für den Professionalisierungsgrad, den die Beziehung zwischen Klient und Berater in der Beratung erreicht hat: Je höher die Symmetrie zwischen analoger und digitaler Kommunikation sowohl auf Klientenseite als auch bei der Beraterin/dem Berater ist, desto besser ist die Beratungsbeziehung. Eine Klientin, die bei ihrem Berater häufig eine Differenz zwischen digitaler und analoger Kommunikation feststellt, wird sich auf Dauer in der Beratungssituation nicht gut aufgehoben fühlen. Wenn z. B. ein Berater einer Klientin gegenüber verbal äußert, er könne ihr in ihrer Situation helfen, jedoch gleichzeitig eine skeptische Miene zeigt, wenn sie ihr Problem schildert, wird er wohl kaum damit rechnen können, dass sie ihm vertraut. Aus der Perspektive des Beraters bietet die Unterscheidung zwischen diesen beiden Kommunikationsmodalitäten wertvolle diagnostische Informationen, insbesondere dann, wenn diese nicht kongruent zueinander sind.

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