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4.1 Einleitung
ОглавлениеDer Begriff Patientenzentrierung (engl. patient-centeredness) oder der im deutschen Sprachgebrauch häufiger verwendete Begriff Patientenorientierung wird heutzutage in den meisten Beschreibungen eines qualitativ hochwertigen Gesundheitswesens verwendet. Aber was verbirgt sich eigentlich hinter diesem Schlagwort? Dieses Kapitel gibt einen Überblick zur Entstehung, den Inhalten und der Relevanz des Konzeptes, sowie zum aktuellen Stand der Umsetzung in der Versorgung und zur Bedeutung von Patientenzentrierung in der Integrativen Medizin.
Anfang dieses Jahrtausends benannte das damalige Institute of Medicine (IOM) (heute: National Academy of Medicine [NAM]) Patientenzentrierung als eine von sechs Säulen zur Definition von Qualität im Gesundheitswesen und brachte damit das jahrzehntealte Konzept wieder zurück auf die Agenda (Berwick 2002; Committee on Quality of Health Care in America – Institute of Medicine 2001). Bereits in den 60er-Jahren beschrieb die Psychoanalytikerin Enid Balint (1969) Patientenzentrierung als das Verständnis des Patienten als einen einzigartigen Menschen. Der Mediziner George L. Engel (1977) ergänzte das biopsychosoziale Modell, nach welchem kulturelle, soziale und psychologische Faktoren, als auch der Kontext des Versorgungssystems, mit in Diagnosestellung und Behandlung einbezogen werden sollten.
Der Quadruple-Aim-Ansatz (Bodenheimer u. Sinsky 2014) in Anlehnung an Berwick et al. (2008) fordert die Konzentration auf vier Ziele zur Verbesserung des Gesundheitswesens:
1. bessere Patientenerfahrungen in der Gesundheitsversorgung,
2. bestmöglicher Gesundheitsstatus für alle Bevölkerungsgruppen,
3. höhere Wirtschaftlichkeit und
4. bessere Arbeitsbedingungen und Wohlbefinden der Leistungserbringer.
Die Verbesserung der Patientenzentrierung nimmt im ersten Ziel dieses viel beachteten Konzeptes eine zentrale Rolle ein.
Auch in Deutschland hangelte sich das Konzept der Patientenzentrierung hoch auf die Agenda. Seit dem Jahr 2000 werden die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen für mehr Bürger- und Patientenzentrierung weiterentwickelt. So wurden in den letzten zwanzig Jahren verschiedene Förderschwerpunkte zur Patientenorientierung ins Leben gerufen.
Auf legislativer Ebene wurden 2013 die Rechte der Patienten sowie der Behandelnden in Hinblick auf Patientensicherheit, Patienteninformation und -beteiligung im „Gesetz zur Verbesserung der Rechte von Patientinnen und Patienten“ (Patientenrechtegesetz) verankert (BMG 2013).