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Geleitwort

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Detlev Ganten hat in seinem Geleitwort für dieses Buch den großen Wurf einer evidenzbasierten Integrativen Medizin und Gesundheit für eine Gesundheitsversorgung der Zukunft begründet und gewürdigt. Das Buch zeigt Wege auf, wie in einer global komplexen Welt Gesundheit erhalten und wiederhergestellt werden kann. In deutlichem Widerspruch zu den gut begründeten Analysen und Vorschlägen in diesem Werk steht der im Folgenden beschriebene Vorgang. Er illustriert, wie sorgfältig und zeitgemäß die Herausgeber Brinkhaus und Esch die Themen gewählt haben. Er zeigt auch, welche Vorurteile, Fehlinformationen und Widerstände durch grundlegende Entwicklungen in der Gesundheitsversorgung zu überwinden sind.

Der Weltärztebund (World Medical Association, WMA) hat anlässlich der Jahreshauptversammlung 2020 eine neue Grundsatzerklärung veröffentlicht, die dazu aufruft, „Pseudowissenschaft“ und „Pseudotherapien“ weltweit zu unterbinden (https://www.wma.net/policies-post/wma-declaration-on-pseudo-science-and-pseudotherapies-in-the-field-of-health/). Dazu gibt die WMA 13 verschiedene Empfehlungen. Die Begriffe „Pseudowissenschaft“ und „Pseudotherapien“ werden definiert („Falsche Wissenschaft“ und „Falsche Therapien“), wobei vor allem auf die dabei fehlende moderne wissenschaftliche Basis verwiesen wird. Dann wird am Schluss des Textes kleingedruckt angefügt:

„Das Ziel dieser Erklärung sind nicht die traditionelle, von den Vorfahren überlieferte Heilkunde noch die sogenannte einheimische Heilkunde, die fest in Völkern und Nationen verwurzelt sind und einen wesentlichen Teil ihrer Kultur, ihrer Rituale, Tradition und Geschichte darstellen“. (ebd.)

Abgesehen davon, dass dies ein Widerspruch zu den selbst gewählten Definitionen ist, bleibt es auf den ersten Blick unklar, was die WMA eigentlich konkret meint. Es erscheint kaum nötig, auf die Gefahr falscher Wissenschaft und falscher Therapien hinzuweisen. Dann wird es aber unter Forderung 7 plötzlich klar,

„dass ein System eingerichtet werden solle, dass jegliche Behandlung unterbindet oder mindestens einschränkt, die als komplementär und/oder alternativ klassifiziert wird, um das Gesundheitswesen davor zu schützen“. (ebd.)

Leider hat das Bundesärzteblatt dies in verkürzter Form aufgegriffen und ungefiltert publiziert (https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/118235/Weltaerztebund-fordert-staerkeren-Einsatz-gegen-Pseudowissenschaften-und-therapien?rt=a15ce1c2bcc33b57ac93ee9291a4df4a).

Dieser klassische Kurzschluss, dass nämlich Komplementärmedizin grundsätzlich unwissenschaftlich sei, ist geläufig und teilweise von den betreffenden empirisch arbeitenden Disziplinen durch fehlende Forschungsanstrengungen zu verantworten. Auf der anderen Seite genügt aber für eine andere Wahrnehmung ein Blick in die Sammlung der „Cochrane Collaboration“, wo hunderte Studien zur Komplementären und Integrativen Medizin zugänglich sind (https://cam.cochrane.org). Leider ist bisher die öffentliche Förderung zurückhaltend, obwohl die Werte und Präferenzen der Patienten dazu anhalten sollten. Das vorliegende Buch hat sich dieser Problematik angenommen, um unter Berücksichtigung der Prinzipien der evidenz-basierten Medizin (David Sackett) einschließlich der Patientenwerte und -präferenzen die Voraussetzungen für eine Integrative Medizin und Gesundheit zu ermöglichen. Dies bezieht auch die begründeten Ergebnisse der Komplementärmedizin mit ein. Besonders beachtenswert ist die Bemühung um eine verbindliche Definition von Theorie und Praxis der Integrativen Medizin und Gesundheit. Ob die Integrative Medizin und Gesundheit als Addition von konventioneller Medizin und Komplementärmedizin zu verstehen ist, oder aufgrund eines eigenen theoretischen Rahmens einen Paradigmenwechsel hin zu einer neuen Disziplin begründet, wird die Zukunft durch entsprechende Grundlagen- und Versorgungsforschung zeigen. Der von den Herausgebern gewählte Bezug auf die Definition des „Academic Consortiums for Integrative Medicine and Health 2015“ und die Vorschläge der „Berliner Erklärung 2017“ ist aus meiner Sicht ein erfolgversprechender Ansatz.

Das Buch befruchtet diese Entwicklung, und ihm ist die gebührende Aufmerksamkeit zu wünschen!

Prof. em. Dr.med. Eckhart G. Hahn, MME (Bern), FACP

Erlangen im März 2021

Integrative Medizin und Gesundheit

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