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4. Konkurrenz verdirbt das Geschäft: Die Gründung der Hütte Gute Hoffnung im preußischen Sterkrade

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Während Eberhard Pfandhöfer auf der St. Antony-Hütte arbeitete, engagierte er sich gleichzeitig auch andernorts in der Eisenindustrie: So war er beispielsweise Pächter eines Eisenhammers in Rödinghausen bei Menden im Sauerland. Entscheidender für die Entwicklung Oberhausens war jedoch seine Tätigkeit in Sterkrade. Dort baute er parallel zu seiner Pachtzeit in Osterfeld die erste Konkurrenz zur St. Antony-Hütte, die Hütte Gute Hoffnung, auf.

Um den Aufbau weiterer Hüttenwerke in unmittelbarer Nachbarschaft der St. Antony-Hütte zu verstehen, ist es notwendig, die wirtschaftpolitischen Vorstellungen der damaligen Zeit zu erläutern. Seit der Mitte des 18. Jahrhunderts bemühten sich aufgeklärte Herrscher verstärkt, die ökonomische Entwicklung ihrer Länder zu verbessern. Eine der Grundlagen der vorherrschenden wirtschaftspolitischen Denkweise, des Merkantilismus, war es, dass Bodenschätze im eigenen Land genutzt und zu handelbaren Waren verarbeitet werden sollten. Daher wachten Fürsten und Könige eifersüchtig über die Entwicklung ihrer kleineren oder größeren Staaten. Die staatliche Verwaltung unterstützte Gewerbetreibende mit geeigneten Maßnahmen, um sie gegenüber ausländischen Produzenten konkurrenzfähig zu machen oder zu halten. Fachbeamte berieten Gewerbetreibende, aber auch Zollvergünstigungen, Abgabennachlässe und ähnliche Privilegien wurden gewährt, wie sie auch von Wenge seitens seines Landesherrn erhalten hatte. Der mögliche Profit sollte im eigenen Staat verbleiben und damit nicht zuletzt in erheblichen Teilen dem aufgeklärten Herrscher durch Abgaben und Steuern selbst zufließen.


Abb. 10: Die drei Hüttenwerke im Dreiländereck Cleve/​Recklinghausen/​Essen um 1800, Zeichnung von Ernst Montenbruck 1978

Durch ihre geografische Lage in einem Dreiländereck war die St. Antony-Hütte von dieser Politik besonders betroffen. Auf der einen Seite lag sie nur wenige hundert Meter von der Grenze des kurkölnischen Vestes Recklinghausen zu dem seit 1666 zu Preußen gehörenden Herzogtum Kleve entfernt, auf der anderen Seite war es nur etwa ein Kilometer bis zur Grenze mit dem Reichsstift Essen. In dieser Situation musste die Eisenhütte als neuer Gewerbezweig die Aufmerksamkeit der Nachbarstaaten erregen, zumal die Rohstoffe in jedem der drei Staaten vorkamen und schnell die Grenze überschreiten konnten. So kamen Holzkohle und Erze aus den Nachbarstaaten zur Verhüttung nach St. Antony und sogar der zum Antrieb der Hochöfen notwendige Elpenbach floss vom Vest ins Herzogtum Kleve. All dies musste den Unmut der benachbarten Landesherrn erregen und sie zu Überlegungen veranlassen, eine ähnliche Entwicklung wie im Vest im eigenen Land anzustoßen oder zumindest zu unterstützen.

Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 2

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