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Ruhrorter Kaufleute expandieren in die Eisenindustrie

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1803 schlugen weltpolitische Ereignisse auf das Dreiländereck an Elpenbach und Emscher durch. Die ▶ Säkularisierung in der Folge des ▶ Reichsdeputationshauptschlusses löste in Deutschland alle geistlichen Staaten auf. Das Vest Recklinghausen fiel in den Besitz des Herzogtums Arenberg, das Reichsstift Essen kam unter preußische Herrschaft. Die Fürstäbtissin zog es zurück in ihre Heimat Sachsen. Bei der Übernahme Essens erklärte der preußische Staat die Eisenhütten Neu-Essen und St. Antony zu Bestandteilen des Privateigentums von Maria Kunigunde. Dabei spielte die Erwartung eine entscheidende Rolle, dass den Hütten angesichts des schlechten Erzes, des Kohlenmangels sowie der Konkurrenz im Siegerland, am Rhein und in Holland keine große Entwicklung mehr bevorstehe.106

Maria Kunigunde entschloss sich, ihre Hüttenanteile zu verkaufen. Im Zusammenhang mit den Verkaufsverhandlungen erhielt Gottlob Jacobi die Anfrage eines Unbekannten mit zehn „Fragen in Beziehung auf die St. Antoni-Hütte“. In seiner Antwort vom 8. Oktober 1803107 stellte er die Fakten sachlich dar, betonte aber, dass er zum Verkauf seiner Anteile nicht bereit sei, da die Hütte „meine Nahrung sichert“ und er „nichts anderes als das Berg und Hüttenwesen erlernt habe“. Aus seiner Darstellung ergab sich das Bild einer profitablen, mit wichtigen Privilegien ausgestatteten Hütte. Zunächst bot Maria Kunigunde die Hütten dem preußischen Staat an. Eine Prüfungskommission kam zu dem Ergebnis, dass die gute Lage der Hütten vom Engagement des „gewandten und geistreichen Herrn“ Jacobi abhängig wäre, der wegen seiner Fähigkeiten für den profitablen Betrieb der Hütten unverzichtbar sei. Außerdem werde der Mangel an Holz wegen der anstehenden Schonung vor allem der Essener Wälder zunehmen, so dass sich eine Übernahme der Hütten nicht lohne.108 Auch der arenbergische Staat und die Witwe Krupp als Eigentümerin der Hütte Gute Hoffnung zeigten kein Interesse an einer Übernahme.109

Gottlob Jacobi fand zwei neue Interessenten: Franz und Gerhard Haniel, Kaufleute aus Ruhrort, die zuvor bereits als Spediteure für die Hütten tätig110 und mit ihm verschwägert waren. Jacobi hatte 1800 die Schwester der Beiden, Johanna Sophia, geheiratet. Nachdem Franz Haniel111 die Kosten einer Übernahme und eines weiteren Betriebs der Hütten kalkuliert hatte, kaufte er mit seinem Bruder Gerhard in zwei Verträgen vom 10. Mai 1805 die Anteile von Maria Kunigunde an der St. Antony-Hütte für 23.800 und an der Hütte Neu-Essen für 8.000 Reichstaler.112 Zur Hütte Neu-Essen gehörte auch die Oberhausener Mahl- und Ölmühle; aus ihr ging später das erste Walzwerk auf Oberhausener Gebiet hervor. Die Kaufsummen waren in Raten bis Juli 1809 bar oder in guten Wechseln zu zahlen. Die Brüder Haniel bildeten mit ihrem Schwager Jacobi für den Betrieb der Hütten eine gemeinsame Gesellschaft, die jedem zu einem Drittel gehörte.


Abb. 22: Franz Haniel (1779 – 1868), Gemälde von Max Volkhardt nach einer älteren Vorlage


Abb. 23: Gerhard Haniel (1774 – 1834), Bruder von Franz Haniel und Mitgesellschafter der „Hüttengewerkschaft und Handlung Jacobi, Haniel & Huyssen“

Trotz oder gerade wegen der schwierigen Lage in der Zeit der ▶ Revolutionskriege und des zunehmenden Einflusses von Frankreich ließen sich gute Geschäfte machen. So profitierten die Gießereien der Region vom Bedarf des französischen Militärs unter anderem an Ballasteisen für die Kriegsschiffe, wofür sogar Ausnahmen vom Einfuhrverbot in die linksrheinischen Gebiete gemacht wurden.113

Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 2

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