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Papier als Zukunftstechnologie?

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Mit dem Ausbau der Anlagen in Sterkrade verlor die St. Antony-Hütte für die Eisengewinnung der JHH jegliche Bedeutung. 1820 blies das Unternehmen den dortigen Hochofen aus und wandelte den Osterfelder Betrieb in eine Papiermühle um. Um- und Neubauten waren erforderlich.177 Ein Mann namens Carl Teschenmacher, der seine Mitarbeiter mitbrachte, wurde von der JHH für den Betrieb der Mühle gewonnen. 1821 produzierte er unter der Firma „Jacobi, Teschenmacher und Comp.“178 Doch warf die Papiermühle offensichtlich keine ausreichenden Erträge ab, so dass Teschenmacher den Betrieb wieder aufgab. Am 29. Januar 1826 suchte die JHH mit einer Anzeige in den „Allgemeinen Politischen Nachrichten“ nochmals, offensichtlich erfolglos, einen neuen Pächter der Papiermühle.179

In diese Zeit fiel am 25. Januar 1823 der frühe Tod von Gottlob Jacobi. Neuer Direktor der JHH wurde Wilhelm Lueg (1792 – 1864), der im April 1812 als Hauslehrer zu Jacobi gekommen war.180 Seit dem 1. März 1817 arbeitete er aber schon als Hüttenfaktor, nachdem er 1815 auf einer Reise in die Eifel und nach Belgien seine hüttentechnischen Kenntnisse erweitert hatte.181 1825 und 1829 führten ihn dann weitere Reisen in die englischen Industriereviere.182 Er stellte die Anteilseigner der JHH vor die Wahl, ihn als Direktor anzustellen oder sein Ausscheiden aus der Firma und die mögliche Gründung eines Konkurrenzunternehmens in Kauf zu nehmen.183 Franz und Gerhard Haniel sowie Heinrich Huyssen entschieden sich für Wilhelm Lueg.184 Da durch den Tod Jacobis die Leitungsstruktur des Unternehmens ohnehin zu reformieren war, führten die drei noch lebenden Besitzer der JHH nun zur Kontrolle Luegs eine gemeinsame Führung der Geschäfte ein. In einem Vertrag, dem auch die Witwe von Jacobi zustimmte, regelten sie die gemeinsamen Vollmachten, so dass jeder der Partner für alle Eigentümer entscheiden konnte.185 Für jeweils einen Monat führte gemeinsam mit Wilhelm Lueg einer der Eigentümer im Wechsel die Geschäfte. Im März 1823 begann Gerhard Haniel als erster „Mitdirektor“ die monatlich wechselnde Direktorenschaft.186 Dennoch verblieb Lueg eine sehr starke Position, zumal er bei Stimmengleichheit der Anteilseigner mit der eigenen Stimme den Ausschlag geben konnte. So prägte er bis zu seinem Tod 1864 die Unternehmenspolitik. Die Grundzüge dieser Regelung wurden bis in die 1870er Jahre nur wenig modifiziert. Ein neuer Gesellschaftsvertrag vom 7. November 1840 regelte nach dem Tod von Gerhard Haniel und der Vererbung seiner Anteile allerdings die Besitzverhältnisse neu.187 Die Erben eines jeden der vier Stämme hatten nun aus ihrem Kreis einen Repräsentanten mit unbeschränkter Vollmacht zu benennen, der sie innerhalb der Gesellschaft vertrat.


Abb. 32: Wilhelm Lueg (1792 – 1864), Direktor der JHH ab 1834

Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 2

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