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Hüttenmeister, Aufgeber, Schmelzer und Former: Wer arbeitete auf den Hüttenwerken bei Oberhausen?

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Nach dem Zusammenschluss der drei Hütten im Jahr 1810 arbeiteten bei der JHH insgesamt 162 Personen (siehe Tabelle 1).147 Fragt man nach der Herkunft dieser Arbeitskräfte, so ist zwischen qualifizierten und ungelernten Arbeitern zu differenzieren. Facharbeiter wie Hüttenmeister, Sand- und Lehmformer, Köhler sowie weitere Fachkräfte wurden in Gebieten angeworben, in denen das Hüttenwesen bereits verbreitet war. Dies waren das Sauer- und Siegerland, der Raum Bocholt oder Eisen produzierende Gebiete der südlich gelegenen Mittelgebirge. So stammten beispielsweise die Baumeister der St. Antony-Hütte Joan Antony von Graes und Johannes Henricus Westerhoff sowie die späteren Pächter Schwartz und Hundt sowie Döeinck, Diepenbrock und Reigers aus der Nähe von Bocholt, der erste Hüttenmeister Heinrich Lichlen aus Fischbach bei Saarbrücken und sein Nachfolger Johann Assemuth von der Altenbekener Hütte. Johann Eberhard Pfandhöfer, ebenfalls Pächter von St. Antony und Gründer der Hütte Gute Hoffnug, stammte aus Hayn bei Siegen und der Formermeister Caspar Cremer wurde 1809 aus Rheinböllen im Westerwald angeworben.148 Immer wieder wurden auch hoch qualifizierte Leute aus Wallonien vor allem beim Bau der Hochöfen beschäftigt.149 Manchmal warben die Hüttenbesitzer, Pächter oder Faktoren Mitarbeiter gezielt bei anderen Hütten ab. Oft kamen sie im ganzen Team: Der Hüttenmeister brachte Aufgeber und Schmelzer, die Former Knechte, Putzer und Lehmjungen mit.

Unqualifizierte Arbeiter stammten dagegen aus der näheren Umgebung. Die Tätigkeiten wie Fuhrdienste, Erzschürfen oder andere ungelernte Tätigkeiten boten der ansässigen Bevölkerung einen guten Nebenverdienst. So vermutete Engelbert, dass aus der 1773/​75 gegründeten Pfälzerkolonie Königshardt 1805 sieben Tagelöhner auf der Eisenhütte arbeiteten und ihre Zahl bis 1822 auf 16 Arbeiter anstieg.150 Transportarbeiten führten zumeist die Bauern der Umgebung durch, was während der Saat- und Erntezeiten immer wieder zu größeren Problemen führte, da die Bauern dann ihre Felder nicht verlassen konnten.151

Kolonisten und andere ortsansässige Arbeiter hatten ihre Kötterstellen und damit ihre Wohnungen in der Nähe. Die Facharbeiter weilten dagegen oft nur während der Hochofenkampagnen, die zumeist nicht länger als 20 bis 30 Wochen dauerten, auf der Hütte. Manchmal wanderten sie auch zwischen verschiedenen Hütten hin und her, um die zu unterschiedlichen Zeiten laufenden Kampagnen auszunutzen. Sie dürften während ihrer Tätigkeit in Oberhausen auf den Hütten selbst gewohnt haben.152 Noch auf einem Plan der St. Antony-Hütte von 1859153 finden sich Hinweise auf Schlafstuben für 14 Mann über der Lehmformerei und für zehn Mann über der Schmiede. Nach und nach wurden die Fachkräfte auch ansässig. Doch auch dies konnte mit Problemen verbunden sein. Als der im Oktober 1810 auf der St. Antony-Hütte beschäftigte Schwefler Johann Schmitz, der ursprünglich aus Altenburg im Herzogtum Nassau stammte, die Osterfelder Witwe Michels (genannt Egelbusch) heiraten und sich mit ihr in deren Kotten niederlassen wollte, benötigte er eine besondere staatliche Genehmigung.154

Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 2

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