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1 Einleitung

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Baumkontrolleure, Baumpfleger, Baumsachverständige und Baumeigentümer stehen in Zusammenhang mit den Wurzelsystemen von Bäumen regelmäßig vor einer schier unlösbaren Aufgabe: Sie sollen die Standsicherheit eines Baumes bewerten, risikofrei in die höchsten Wipfel klettern, den Umfang von Wurzelverlusten beurteilen und ihrer Verkehrssicherungspflicht nachkommen – ohne Einblicke in den Wurzelraum von Bäumen zu haben. Vergleichbares wäre bei den oberirdischen Teilen von Bäumen undenkbar, wenn man diese nicht in Augenschein nehmen könnte, und doch wird der unterirdische Baumschutz bei Tiefbaumaßnahmen regelmäßig zulasten eben dieser Anforderungen auf das Gröbste missachtet. Der Ausführende geht womöglich zunächst von der Vermutung aus, dass im Wurzelraum eines betreffenden Baumes bislang keine Verluste zu verzeichnen waren. Er vertraut darauf, dass sogar die fachgerechte Entnahme von ein oder zwei stärkeren Wurzeln den Baum weder hinsichtlich seiner Standsicherheit noch seiner Vitalität beeinflussen wird. Dies alles jedoch ohne zu wissen, wie viele Wurzeln ein Baum tatsächlich noch besitzt oder wo sich diese befinden (Abbildung 1).

Abbildung 1: Wie so oft stand auch bei dieser Baumaßnahme der Schutz des Baumes nicht im Vordergrund. Seine Standsicherheit darf mit Blick auf die Wurzelverluste angezweifelt werden.

Daher kommt es in zahlreichen Fällen, insbesondere bei Straßenbäumen ab ihrer Reifephase, zu mitunter folgenschweren Fehleinschätzungen. Die Unschuldsvermutung, dass ein gegebener Baum im städtischen Umfeld noch sämtliche Wurzeln besitzt und sich im Gehwegbereich ein weitläufiges Areal erschlossen hat, ist nach allen Erfahrungen kaum zutreffend (Abbildung 2). Es muss im Gegenteil, und gerade bei straßenbegleitenden Baumpflanzungen in unseren Städten, sehr viel eher davon ausgegangen werden, dass ein Baum schon in einem Alter von nur 25 bis 30 Jahren im Laufe der Zeit an seinem Standort bereits umfängliche und nicht kompensierte Wurzelverluste erlitten hat.

Dementsprechend kommt dem Schutz der an einem Straßenbaum (noch) vorhandenen Wurzeln eine überragende Bedeutung zu. Der steigende Bedarf an baumfachlichen Begleitungen von Tiefbaumaßnahmen zeigt, dass die beharrlich geführte Diskussion um die Wertschätzung des Wurzelraumes von Bäumen mittlerweile Früchte trägt. Es erscheint auch fachübergreifend akzeptiert, dass der Schutz der Wurzeln einen wichtigen Pfeiler des Baumschutzes darstellt, und es herrscht Konsens darüber, dass dieser ein integrativer Bestandteil eines jeden Baumschutzkonzeptes sein muss (PAGANELLI 2014; AMTAGE 2019).

Abbildung 2: Durch Abgrabungen kommt es bei den meisten Straßenbäumen im Laufe der Zeit zu umfangreichen Wurzelverlusten, die nicht ohne Auswirkungen bleiben.

Die hier vorgestellten Beispiele einer konsequenten Umsetzung des Wurzelschutzes sollen dabei helfen, bestehende Unsicherheiten auszuräumen, den Aufwand für diese Leistungen korrekt abzuschätzen und damit den Wurzelschutz zu einer kalkulierbaren Größe zu machen.

Jahrbuch der Baumpflege 2019

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