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2.4 Der Einfluss des Bodens auf Baumwurzeln am Stadtstandort

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Die Gestalt von Wurzelsystemen weicht am Stadtstandort meist überaus deutlich von der genetisch vorgegebenen und am Naturstandort realisierbaren Gestalt ab. Dies liegt an den besonderen Umgebungsbedingungen im Straßenraum, die das Wachstum von Wurzeln und damit die Entstehung von Wurzelsystemen nachhaltig beeinflussen (STRECKENBACH & STÜTZEL 2010). Wurzeln reagieren auf die sie umgebenden Reize und folgen ihnen, wenn sie ihren Ansprüchen entgegenkommen bzw. wenden sich von ihnen ab, wenn sie ihren Ansprüchen entgegenstehen. Die Bodenluft, das Bodenwasser und die Bodendichte stellen dabei die wichtigsten Einflussgrößen dar.

Die Durchlüftung des Bodens (Bodenluft)

Die Versiegelung des Baumumfeldes bringt es mit sich, dass die Lebensgrundlage eines Baumes, der Boden, von der Atmosphäre abgeschnitten wird. Hierdurch kann der Gasaustausch nicht mehr ungehindert stattfinden und so die Bodenluft knapp werden. Wachsende Wurzeln sind jedoch auf die Zufuhr von Sauerstoff angewiesen („Wurzelatmung“), da ihr Stoffwechsel sonst zum Erliegen kommt und sie absterben. Gleichzeitig produzieren Wurzeln Kohlenstoffdioxid, das sich in einem versiegelten Boden anreichert und das Wachstum ebenfalls zum Erliegen bringen kann, da es nicht mit durchfließendem Regenwasser abgeführt wird. Wurzeln wachsen bevorzugt in gut durchlüfteten Bereichen, die sie im Straßenraum vor allem in oberflächennahen Bodenschichten vorfinden (STRECKENBACH et al. 2009).

Der Feuchtigkeitsgehalt des Bodens (Bodenwasser)

Die Versiegelung des Bodens beeinflusst auch dessen Feuchtigkeitsgehalt, da das Versickern von Regenwasser hierdurch verhindert oder zumindest erschwert wird. Je weniger Wasser in einem Boden vorhanden ist, desto weniger Wasser steht dem hier wachsenden Baum zur Aufrechterhaltung der Lebensfunktionen und zum Wachstum zur Verfügung. Dass Wurzeln zunächst einmal nach unten wachsen, hilft ihnen dabei, Anschluss an Grundwasser führende Bodenschichten zu bekommen. Dieser Wachstumsreiz wird von Wasser im Boden maßgeblich erhöht, da Wurzeln diesem regelrecht hinterherwachsen (STRECKENBACH et al. 2010). Unterbleibt der Eintrag von Regenwasser und ist der Feuchtigkeitsgehalt eines Bodens durch Versiegelung erniedrigt, entwickeln sich Wurzeln vor allem nahe der Oberfläche, wo sie eine noch ausreichende Bodenfeuchtigkeit vorfinden.

Der Eindringwiderstand des Bodens (Bodendichte)

In bebauten Umgebungen ist das Baumumfeld in aller Regel hoch verdichtet, da der hier vorhandene Boden vor allem Last aufnehmen muss. Solche Verdichtungen entstehen zumeist durch den unbekümmerten Einsatz von Maschinen oder sie werden als straßen- bzw. tiefbautechnische Anforderung umgesetzt. Verdichtungen betreffen durch die Entstehung von sog. Druckzwiebeln auch tief unter der Oberfläche liegende Bodenschichten und führen zu einer für Bäume höchst nachteiligen Veränderung der Bodenstruktur. Insbesondere die luft- und wasserführenden Poren werden zumeist unwiderruflich zerstört, was nicht ohne Einfluss auf Wurzeln bleibt, da sie in derartige Bereiche nicht oder in einem nur sehr geringen Umfang einwachsen können (STRECKENBACH 2011). Auch die Verdichtung eines Bodens führt somit zur Entwicklung von oberflächennah ausgebildeten Wurzeln.

Jahrbuch der Baumpflege 2019

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