Читать книгу Jahrbuch der Akademie CPH - Anregungen und Antworten - Группа авторов - Страница 34
Fazit
ОглавлениеDie Wahrnehmung und Behandlung Scientologys in Deutschland und den USA muß schlussendlich vor dem jeweiligen Länderhintergrund gesehen werden. Eine Diskussion oder gar Beurteilung darüber, welches der richtige oder falsche bzw. bessere oder schlechtere Ansatz im Umgang mit Scientology ist, wäre deshalb unsinnig. Vielmehr ist es entscheidend zu verstehen, warum die Sichtweise auf diese zweifellos kontroverse Organisation in beiden Gesellschaften so unterschiedlich ist. Dass solche Gruppen bzw. die Zugehörigkeit zu ihnen für den einzelnen fatale Folgen haben können, dessen ist man sich auch in den USA bewusst, als gesamtgesellschaftliche Bedrohung werden sie hingegen nicht wahrgenommen. Jenseits des Atlantiks überwiegt der Glaube an die Stärke der amerikanischen Demokratie und die ausgleichende Wirkung der pluralistischen Gesellschaft. Sie wird verstanden als ein Mechanismus, der aufgrund der vorhandenen Vielfalt verhindert, dass einzelne politische oder religiöse Gruppen eine Gefahr für Gesellschaft oder Staat darstellen, da sich stets Gegengewichte zu ihnen bilden und andere Gruppen, nicht der Staat, auf mögliche Gefährdungen hinweisen. In der Tat kennen die USA Phänomene wie den Nationalsozialismus, dem es gelungen ist, die demokratische Ordnung Stück für Stück auszuhebeln, oder die Rote Armee Fraktion, welche den Staat ernsthaft ins Wanken gebracht hat, nicht. Gerade diese historischen Erfahrungen sind es aber, die in Deutschland zu einem sehr vorsichtigen und präventiv ausgerichteten Umgang mit möglichen Gefahrenquellen für die freiheitlich demokratische Ordnung geführt haben.
Abschließend kann deshalb nur der Beobachtung der Washington Post zugestimmt werden, dass zwar die Religionsfreiheit in höchstmöglichem Maße überall gewährt sein sollte, die spezifische Behandlung Scientologys aber jedem Land selbst überlassen werden muss: „Adults everywhere ought to have the widest possible freedom of belief – even the freedom to develop psychological dependencies and spend their last pfennig on religion if they so choose. But a vibrant and healthy democracy such as Germany, with its need to deal with the awful excesses of its recent past, may have a better idea than the United States as to where the line is crossed between following a religion and posing a threat to civil order.“32