Читать книгу Hartmann von Aue - Группа авторов - Страница 28

Оглавление

3.1. Überblick

MinnesangUnter Hartmanns Namen sind 18 Lieder mit 60 Strophen überliefert. Dieses nicht sonderlich umfängliche Œuvre hat in der Forschung deshalb eine besondere Aufmerksamkeit erfahren, weil es mehrere Lieder umfasst, in denen die konzeptionellen Voraussetzungen des Minnesangs selbst diskutiert werden. Die ältere Forschung hat Hartmanns Minnelyrik deshalb als ‚leidenschaftslos‘ oder ‚kühl‘ beurteilt, die jüngere gelegentlich als ‚intellektuell‘ (Reusner 1985:171), ‚sentenziös‘ und ‚rhetorisch‘ (Salmon 1971, Urbanek 1992) oder ‚didaktisch‘ (Kasten 1995:731), bestenfalls ‚ironisch‘ (Mertens 1978c:326). Bei dieser Beurteilung hat stets die Nähe zu den Erzählwerken, besonders der ‚Klage‘ und dem ‚Iwein‘, eine wichtige Rolle gespielt. Hinzu kommt, dass man das kleine Œuvre in einer Absage an den Minnesang in Lied XV (MF 216,29)1 und in der Wendung hin zum Kreuzzugsthema in Lied XVII (MF 218,5), Kreuzzug / -sthemadem sogenannten dritten Kreuzlied, kulminieren sehen wollte. Diese ‚Biographisierung‘ der hartmannschen Lyrik liegt auch den beiden – heute kritisch beurteilten – Versuchen zugrunde, die Lieder zyklisch zu einem Liebesroman mit einem Ende zu ordnen, das der weltlichen minne absagt und sich stattdessen einer religiösen minne zuwendet (Kienast 1963, Blattmann 1968, auch Wapnewski 21964:30–32). Auch wenn am Ende keine Absage Hartmanns an Minne und Minnesang als letztes Wort gestanden haben muss, diskutiert er doch durch seine Protagonisten – den Erzähler, die Dame oder das Ich – die Voraussetzung und Bedingungen der Gattung Minnesang in einer dann erst wieder bei Walther von der VogelweideWalther von der Vogelweide anzutreffenden Radikalität, und er verbindet diese Gattungsdiskussion mit fragmentarisch erzählten Geschichten.

3.1.1. Überlieferung

ÜberlieferungDie Überlieferung der hartmannschen Lyrik beruht im Wesentlichen auf den drei großen Lyrik-Handschriften. Die (Große) Heidelberger Liederhandschrift CLiederhandschriftenCodex Manesse (C) tradiert 60 Strophen, davon sind 28 auch in der Weingartner Liederhandschrift B LiederhandschriftenWeingartner Liederhandschrift (B)erhalten und 10 in der (Kleinen) Heidelberger Liederhandschrift A. LiederhandschriftenKleine Heidelberger Liederhandschrift (A)In C ist im Œuvre Walthers von der VogelweideWalther von der Vogelweide eine formgleiche Strophe zu Hartmanns Lied XII (MF 214,34) überliefert; das Hausbuch des Michael de Leone, die MinnesangLiederhandschrift E,LiederhandschriftenWürzburger Liederhandschrift (E) hat Lied XII unter Walthers Namen gestellt, ebenso die Haager Liederhandschrift s LiederhandschriftenHaager Liederhandschrift (s)Strophe 5 dieses Liedes. 4 der 5 Strophen von Lied XVIII, die B und C Hartmann zuschreiben, begegnen in E unter dem Namen Reinmars des AltenReinmar der Alte, 3 davon im Möserschen Bruchstück m LiederhandschriftenMösersches Bruchstück (m)unter Walther (zur Forschungsgeschichte von Lied XII und XVIII und den unterschiedlichen Zuweisungen s. Burkert 2013).

In C (und ähnlich in B) ist dem Liedœuvre eine MiniaturAutorbild (Miniatur) vorangestellt, die Hartmann als reitenden Ritter mit blauer Pferdedecke, Fahne und Schild zeigt, die jeweils mit weißen Adlerköpfen geschmückt sind (→ Abb. 1.2.). Der Helm ist von einem ehemals silbernen, heute schwarzen Adlerkopf bekrönt. Rechts ist eine den Minnesang symbolisierende Blumenranke zu sehen, von der der Ritter wegreitet. Reiterminiaturen dieser Art sind in C etwa auch dem Œuvre Heinrichs von RuggeHeinrich von Rugge oder Walthers von MezzeWalther von Mezze vorangestellt (→ Abb. 3.1. und 3.2.).

Abb. 3.1.

Autorbild zu den Liedern MinnesangHeinrichs von Rugge in der Großen Heidelberger Liederhandschrift (C).

Abb. 3.2.

Autorbild zu den Liedern WalthersMinnesang von Mezze in der Großen Heidelberger Liederhandschrift (C).

ÜberlieferungUnstrittig ist, dass die Überlieferung der drei großen Liederhandschriften auf unterschiedliche Quellen zurückgeht. Für die Strophen C 1–34 wird es eine gemeinsame Quelle *CB gegeben haben, die Strophen 35–60 sind nur durch C überliefert, die Kienast als ein planvoll angelegtes, zyklisches Hartmann-Büchlein („Hartmann-Liederbuch C²“, Kienast 1963) verstanden hat, wohingegen Kühnel (1989: bes. 35–39) plausibel machen konnte, dass hier kleinere Sammlungen, ja Einzellieder zusammengestellt worden sind. Ein Indiz dafür, dass die Redaktoren von C ihr Material selbst für unvollständig hielten, stellt die Lücke dar, die sie bei der Aufzeichnung des vierstrophigen Liedes XIV (MF 216,1) für genau eine weitere Strophe gelassen haben.

ÜberlieferungGerade die Divergenz in der handschriftlichen Zuweisung der Strophen von Lied XII und XVIII hat zu zahlreichen Diskussionen geführt, wem die Lieder bzw. Strophen ‚gehören‘ (vgl. zu dieser Problematik → Kap. 2., zur Lyrik bes. 2.2.4.).Echtheitsdiskussion Während Minnesangman in der älteren Forschung das ganze Lied XII WaltherWalther von der Vogelweide zugesprochen hat (zur älteren Literatur s. jeweils den Kommentar bei Reusner 1985), geht die jüngere davon aus, dass wir stärker an die handschriftlichen Zuweisungen gebunden sind: Strophe 1–3 von XII gehören Hartmann, vielleicht hat Walther das Lied mit Ergänzung von Strophe 4 und 5 im Repertoire gehabt, von wo aus vier Strophen in die Liederhandschrift E gekommen sind, die nur Walther und Reinmar kennt (Kühnel 1989, Henkel 1998, Kornrumpf 22008). Für das fast durchweg Hartmann abgesprochene Lied XVIII gilt zuerst einmal, dass es schon – und in derselben Strophenreihenfolge – der Quelle *BC angehört haben muss. Wie es später in die Handschriften E (Reinmar) und m (Walther) gekommen ist, ist für uns undurchsichtig (Kühnel 1989:30–32). Einen validen Grund, es Hartmann abzusprechen, gibt es nicht. Noch weniger gilt dieses für Lieder, die nur in C und nur unter Hartmanns Namen überliefert sind, obwohl es auch hier entsprechende Versuche gegeben hat. Noch Cormeau spricht davon, dass das Frauenlied IX (MF 212,37) „wohl zurecht“ auf Grund eines sonst in Hartmanns Werk nicht begegnenden Reims ihm abzusprechen sei (Cormeau 1981:504). Die Überlieferung spricht jedoch eine andere Sprache. Überlieferung

Hartmann von Aue

Подняться наверх