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1 Zur Veranschaulichung kann man eine der materialreichen historischen Untersuchungen Foucaults anführen. Im ersten Band von »Sexualität und Wahrheit« (Foucault 1977) fragt Foucault eingangs, wie es denn komme, dass im Zeitalter des Viktorianismus, einer Epoche, die als sittsam, gar als prüde gelte, der Diskurs über »den Sex« explodiert? Foucault zeigt auf, dass die Problematisierung um »den Sex« in der Neuzeit ein ganzes Wissenssystem erst hervorbringt, in dem Konzepte (»Begriffe«/»Objekte«) wie die Vorstellungen vom Körper und dessen Sinnlichkeit zunächst als problematische angesprochen, damit im Wissen errichtet und mit institutionellen Praktiken verkoppelt werden (Sexualitätsdispositiv). Seine These: Das, was heute als »Sexualität« gedacht und praktiziert wird, ist im Zeitalter des Viktorianismus erst entstanden, und die Diskursivierung des Sex als etwas »zu Unterdrückendes« bringt die neuzeitliche Wissensordnung vom »Sex« hervor, die dem Altertum und auch dem Mittelalter noch unbekannt war. Die Raffinesse der foucaultschen Analyse besteht weiter darin, dass er einen modernen »Befreiungsdiskurs«, wie den der Psychoanalyse bloßstellt als eben dieses Sexualitätskonzept fortsetzend. Auch wenn die Versprechung nun ist, dass es um die Befreiung von Individuen gehe und diese sich in ihrer Sexualität anerkennen und befreien könnten, liegt eine Kontinuität vor: Wieder werden die Individuen zu Unterworfenen, werden sie von (wenn auch anderen) Autoritäten (nun therapeutisch) durchleuchtet, analysiert, klassifiziert und beurteilt. Und wieder ist das Wissen um den »Sex« anhand von Kategorien wie wahr/falsch oder Geheimnis/ Geständnis organisiert und mit Praktiken verkoppelt, die die Lebensführung strukturieren. »Ironie dieses Dispositivs: Es macht uns glauben, dass es darin um unsere ›Befreiung‹ geht« (Foucault 1977, S. 153).

2 Wenn eine computergestützte Analyse erfolgt, kann ein diskursanalytisches Codiermodell entwickelt werden.

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