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Szenen aus dem Leben einer kenianischen Ordensfrau Judith Sakwa Omusa OSB (Busia, Kenia)

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Omukazi wa father, omukazi wa father („Frau des Priesters, Frau des Priesters“). Es war ein leiser Gesang, den ich hörte, als ich die belebte und überfüllte Straße der kleinen Stadt entlang ging und nach einem Bus Ausschau hielt. Der Gesang wurde immer lauter, als ich mich den beiden betrunkenen jungen Männern näherte, die sich am Busbahnhof aufhielten. „Schwester, wo hast du den Pfarrer gelassen?“, fragte mich einer von ihnen überheblich. In diesem Moment dämmerte es mir, dass ich diejenige war, die sie als „Ehefrau des Priesters“ bezeichneten. Es war mir so peinlich, dass ich mit wünschte, der Boden würde sich öffnen und mich verschlucken, aber das war ja nicht möglich. Ich versuchte sie zu ignorieren, aber einer von ihnen riss mir die Tasche aus den Händen und brachte sie zu einem Bus, der in der Nähe geparkt hatte (das ist typisch für „Fahrkartenvermittler“ in meinem Land). Lo! Der Bus war bereits voll, ich konnte kaum noch einen freien Sitzplatz bekommen. „Der Bus ist schon voll“, sagte ich zu einem von ihnen. Meine Güte, die Männer überschütteten mich mit Beschimpfungen, als würden sie nur auf eine Reaktion von mir warten, damit sie mich attakieren konnten. „Du bist es gewohnt, von Priestern mitgenommen zu werden, und deshalb denkst du, dass dies das Auto eines Priesters ist, in dem du bequem sitzen kannst.“ Mein Herz schlug sehr schnell, alle starrten mich an. Zum Glück war ein Mann so freundlich und bot mir seinen Platz an. An diesem Tag kam mir die Fahrt länger vor als sonst, und als ich an meinem Ziel ankam, rief mir der Mann zu: „Grüß den Pfarrer von mir“, während er mir die Tasche überreichte.

Als ich aufwuchs, waren Schwestern in der Gesellschaft besonders verehrte Menschen. Für viele galten sie als eine Art „Göttinnen“. Ihnen wurde viel Respekt entgegengebracht, und wenn man sie um Hilfe bat, bekam man sie. Die Babikira (Jungfrauen), wie sie von den meisten Einheimischen genannt wurden, waren immer für die Menschen da, und sie trugen immens zu deren Wohlergehen bei. Die Mehrzahl der herausragenden Bildungs- und medizinischen Einrichtungen wurden von Schwestern gegründet. Mittlerweile hat sich aber das Bild der Schwestern in den Augen vieler Menschen, besonders bei den Jugendlichen, verändert. Eine Ordensfrau wird wie jede andere Frau gesehen. Es wird auch uns so wenig Respekt entgegengebracht, dass ich mich manchmal frage, was da falsch gelaufen ist!

Seitdem der sexuelle Missbrauch an Ordensfrauen aufgedeckt wurde, wollen viele junge Mädchen nicht mehr in eine Ordensgemeinschaft eintreten, einige werden sogar von ihren Eltern davon abgehalten. Viele denken, dass das Ordensleben nichts mehr wert ist, sie haben das Gefühl, dass einigen von uns durch Priester Unrecht geschieht, und sie möchten nicht zulassen, dass auch ihre Kinder auf dieselbe Weise leiden. Daneben gibt es Leute, in deren Augen wir Scheinheilige sind, die vorgeben, in den Klöstern ein keusches Leben zu führen, in Wirklichkeit aber mit Priestern verheiratet sind. Es ist schon fast normal, dass „Gäste“ unserer Priester zu uns ins Kloster kommen und diese dann denken, wir würden mit den Priestern zusammenleben. Manchmal ist es sehr schwierig, sie davon zu überzeugen, dass die Priester im Pfarrhaus wohnen und nicht im Kloster. Ich erinnere mich noch an den Tag, an dem unser Kloster von Räubern überfallen wurde, sie verlangten, dass wir ihnen das Zimmer des Pfarrers zeigten, aber als wir ihnen sagten, dass wir nicht mit Priestern zusammenwohnen, wurden wir geohrfeigt. Wie auch immer, ich kann es ihnen nicht einmal verübeln!

Weil viele Gerüchte über Ordensfrauen und die katholische Kirche als Ganzes im Umlauf sind, haben Kriminelle auch nicht davor zurückgeschreckt, sich wie Schwestern zu verkleiden, um Verbrechen zu verüben. Ich erinnere mich an einen Vorfall, bei dem als Schwestern getarnte Kriminelle die Angestellte eines Devisenbüros unter Drogen setzten und Millionen erbeuteten. Früher glaubten viele Menschen, dass man geweiht sein muss, um einen Habit zu tragen, da er als etwas Besonderes angesehen wurde und von keiner anderen Person getragen werden konnte. Heute hingegen nähen bzw. stehlen Kriminelle Schwesternhabits für ihre Verbrechen. Das hat es für die Menschen, auch für uns Ordensleute, sehr schwierig gemacht, jemandem im Habit zu vertrauen, besonders wenn die Person nachts, auf der Suche nach einer Unterkunft, zu uns ins Kloster kommt. Es gab einen Vorfall in einem der Klöster, bei dem sich eine Frau im Ordenshabit als Schwester ausgab und eine Übernachtungsmöglichkeit suchte, und am Morgen musste man feststellen, dass sie eine Betrügerin war und sich mit etlichen Wertgegenständen aus dem Gästehaus davongemacht hatte.

Früher war die Ausbildung an einer Klosterschule sehr angesehen und vermittelte den Lernenden komplett andere Erfahrungen im Leben. Sie galten vor allem als Orte, an denen Schülerinnen und Schüler in einer strengen Atmosphäre erzogen und gefördert wurden, es war eine Art Sprungbrett zur Selbstdisziplin. In Klosterschulen wurden freilich auch Berufungen zum Ordensleben geweckt – bis heute gehen die meisten Berufungsgeschichten von Priestern und Nonnen auf die Schule zurück, die sie besucht haben. Trotzdem sind heute die meisten jungen Leute nicht bereit, von Schwestern geleitete Schulen zu besuchen, da sie glauben, dass die Schwestern nur streng zu ihnen (den Schüler*innen) sind, selber aber die geforderte Disziplin nicht praktizieren.

Im Austausch mit einigen der Schwestern, die Lehrerinnen sind, habe ich erfahren, dass ihnen der Umgang mit manchen Jugendlichen schwer fällt. Den Schüler*innen wurde so viel über Ordensfrauen erzählt, dass die Schwestern Schwierigkeiten haben, überhaupt noch bei ihnen durchzudringen, wenn es beispielsweise darum geht, ihr Ordensleben zu erklären. Es gibt einen Vorfall, bei dem eine Schwester während des Religionsunterrichts gefragt wurde, warum katholische Priester Father (Vater) genannt werden und trotzdem nicht heiraten. Während die Schwester die Frage beantwortete, wurde sie von einer anderen Schülerin unterbrochen, die absolut nicht einverstanden war mit dem, was die Schwester sagte. Das Mädchen erzählte der Klasse unschuldig, ihre Mutter habe ihr gesagt, dass ihr Papa der Pfarrer Sowieso sei, und der sei doch schließlich Priester. Das schlug bei der Schwester ein wie eine Bombe! Sie wollte den Unterricht beenden, aber für die Kinder war es der Beginn einer Diskussion, da der Rest der Klasse von der Schwester die Aussage ihrer Klassenkameradin bestätigt haben wollte.

Eine weiteres Problem ist, dass Männer dreiste sexuelle Annäherungsversuche machen und behaupten, sie würden sich schließlich nicht von den Priestern unterscheiden, mit denen wir Schwestern Affären hätten. In ihren Augen ist das keine Frage von Missbrauch, sondern eine Lebensweise, für die sich Priester und Ordensfrauen doch entschieden hätten.

Doch durch die Aufdeckung der Skandale um sexuellen Missbrauch ist den meisten Ordensfrauen ein Licht aufgegangen, und sie sind nicht mehr so naiv wie früher. Dadurch haben einige der Nonnen, die dasselbe Schicksal erlitten haben, sich offen zu den Missbrauchstaten geäußert und diese üblen Taten angeprangert anstatt weiter zu schweigen.

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