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1.3.4 Übermäßige Kreditvergabe als Ursache?
ОглавлениеKreditfinanzierte Übertreibungen an den Wohnimmobilienmärkten haben schon häufig schwere Finanzkrisen und Rezessionen ausgelöst (vgl. Lerbs 2020, S. 201 f.). Bisher gibt es aber keine Anzeichen dafür, dass der hiesige Wohnungsboom auf eine übermäßige Ausweitung der Hypothekenkreditvergabe zurückzuführen ist und insofern eine kreditfinanzierte Preisblase besteht ( Abschnitt 1.2.4). Darauf deuten auch gängige gesamtwirtschaftliche Indikatoren hin: Während das Verhältnis aus Wohnimmobilienkrediten und Bruttoinlandsprodukt (BIP) in vielen Ländern mit langjährigen Immobilienbooms geradezu explodierte, ist es im Zeitverlauf des hiesigen Wohnungsbooms sogar leicht gesunken ( Abb. 4).
Abb. 4: Entwicklung des Hypothekenkreditvolumens im Verhältnis zum BIP in ausgewählten Ländern (Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Angaben der European Mortgage Federation)
Daten für einzelne Kreditnehmer lassen ebenfalls erkennen, dass Wohnimmobilien in Deutschland weiterhin überwiegend solide finanziert werden: Üblicherweise werden rund 20-30 % des Kaufpreises aus eigenen Mitteln gestemmt und es herrschen langfristige Zinsbindungen vor (vgl. Lerbs und Voigtländer 2018, S. 50 f.). Solange sich Kreditvergabe, Kreditstandards und die Verschuldung der Privathaushalte in den aktuellen Größenordnungen befinden, gibt es kaum Argumente für eine verstärkte Regulierung der Kreditvergabepraxis (vgl. Kholodilin und Michelsen 2019, S. 86).