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1.5.1.2 Funktionstüchtiger Markt oder Marktversagen?

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Trotz einer Absage an einen dominierenden Staat im Wohnungswesen lässt sich durchaus diskutieren, ob es sich beim Wohnungsmarkt unter den derzeitigen Bedingungen um einen voll funktionstüchtigen Markt handelt. Dahinter steht die Frage, ob ein Wohnungsmarktgleichgewicht in absehbarer Zeit überhaupt erreichbar ist. Dagegen sprechen aktuell vor allem eine nach wie vor beträchtliche Inflexibilität auf der Angebotsseite sowie de facto bestehende Marktzugangsbeschränkungen durch die staatliche Rationierung von Grundstücken und starre Bauvorschriften ( Abschnitt 1.3.3). Vorhandenen Anbietern haben dadurch leichtes Spiel, ihre Marktmacht zu erhalten und zulasten der Nachfrager hohe Mieten und Preise durchzusetzen.

Eine potenzielle weitere Ursache für eine fehlende Tendenz zu einem Wohnungsmarktgleichgewicht könnte das Vorliegen einer kreditfinanzierten Blase am Immobilienmarkt sein (vgl. Fritsch 2018, S. 306 ff.). Wie in früheren Abschnitten herausgearbeitet, dürften Spekulation und übertriebene Kreditvergabe zumindest bisher aber keine strukturellen Probleme sein, die auf ein Marktversagen hindeuten.

Manche Ökonomen sprechen darüber hinaus auch dann von einem Marktversagen, wenn Marktprozesse zu sozial ungerechten Verteilungswirkungen führen (sog. »distributives Marktversagen«). Diese erweiterte, zumal von starken individuellen Wertvorstellungen geprägte Sicht des Marktversagens ist nicht frei von Kritik. Ganz objektiv ist jedoch festzustellen, dass sich die Machtposition am Wohnungsmarkt aufgrund der massiven Nachfrageüberschüsse erheblich zugunsten von Vermietern und Verkäufern verschoben hat. Dies spüren in erster Linie einkommensschwächere Haushalte, angehende Wohneigentümer und Umzugshaushalte ( Abschnitt 1.4).

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