Читать книгу Herausgeforderte Wirtschaft - Группа авторов - Страница 18
1.4.2 Abnehmende Erschwinglichkeit von Wohneigentum
ОглавлениеDer Wohnungsboom hat nicht nur starke Auswirkungen auf Verteilung des verfügbaren Einkommens nach Abzug der Wohnkosten, sondern auch auf die Vermögensverteilung. Diese ist Deutschland ohnehin deutlich ungleicher als in anderen europäischen Ländern, was sich vor allem durch das sehr ungleich verteilte Vermögen an Immobilien erklärt (vgl. Kaas et al. 2019, S. 27). Deutschland ist aus historischen Gründen traditionell eine Mieternation. Die gesamtdeutsche Wohneigentumsquote beträgt nur 43 %, d. h. weniger als die Hälfte aller Haushalte leben in selbstgenutztem Wohneigentum. Dies ist im internationalen Vergleich ein äußerst niedriger Wert. Innerhalb der Länder mit sehr hohem Pro-Kopf-Einkommen ist er nur in der Schweiz niedriger ( Abb. 5).8
Vor allem in Ballungsräumen gab es schon vor Beginn des Wohnungsbooms nur sehr wenig Wohneigentum. Dies liegt daran, dass die Kaufpreise von Immobilien im Vergleich zu den üblichen Einkommen, aber auch im Vergleich zu den ortsüblichen Mieten bereits sehr hoch waren (vgl. Lerbs und Oberst 2014, S. 856 f.). Die seitdem nochmals massiv gestiegenen Preise machen den Erwerb von Wohneigentum für viele Mieterhaushalte schwer bis unmöglich. Existierende Immobilieneigentümer profitieren dagegen vom Boom, da ihre Immobilien erheblich an Wert gewinnen. Dabei entfallen auf die reichsten 10 % der Haushalte heute bereits etwa 60 % des Vermögens an Wohnimmobilien, während auf die gesamte untere Hälfe aller Haushalte in der Vermögensverteilung gerade einmal 3 % entfallen (vgl. Baldenius et al. 2020, S. 212).
Abb. 5: Wohneigentumsquoten ausgewählter Länder (2018) (Quelle: Eigene Darstellung auf Basis von Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung)