Читать книгу Angehörigenbegleitung und Krisenintervention in der Notaufnahme - Группа авторов - Страница 26
1.8 Setting Notaufnahme
ОглавлениеKommunikation in der Notaufnahme spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle in vielerlei Hinsicht. Eine Notfallsituation ist für Patienten und Angehörige immer eine Ausnahmesituation, geprägt von Angst, Schmerz, Hilflosigkeit, Sorge und vielen weiteren Emotionen. Die Umgebung ist neu, man ist nicht vertraut mit den Abläufen und weiß nicht, was auf einen zukommt. Man muss als Patient ein Stück weit Kontrolle abgeben und sich selbst und seine Gesundheit, ja vielleicht sogar sein Leben, fremden Menschen anvertrauen. Als Angehöriger kann man nicht viel tun, außer beistehen, warten, hoffen. Wartezeiten kommen einem subjektiv länger vor, Geräusche und Gerüche sowie andere Eindrücke werden vielleicht deutlicher wahrgenommen. All das trägt zur Erhöhung des gefühlten Stresslevels bei. Eine gute, von Freundlichkeit und Empathie geprägte Kommunikation ist hier enorm wichtig und von großem Wert. Sie hilft dabei, sich »gut aufgehoben«, wertschätzend wahrgenommen und kompetent behandelt zu fühlen.
Das (Behandlungs-)Team einer Notaufnahme hat hier eine äußerst komplexe Aufgabe zu bewältigen. Die große Variabilität von Patienten und deren Krankheitsbildern, besorgte Angehörige, gefühlt unzählige Telefonate und Anfragen, eine Vielzahl an Mitarbeitern und Disziplinen, mit denen intensiv interagiert werden muss, stellen neben der Belastung durch den Schichtdienst 24/7/365 und den emotionalen Belastungen, die Notfälle und ihre Angehörigen mit sich bringen, extrem hohe Anforderungen dar (Rall 2017). Ein achtsamer Umgang mit sich selbst, eine gesunde Psychohygiene und ein guter Teamgeist stärken die Resilienz und sind wichtig, um Kollegen, Patienten und Angehörigen gerecht werden zu können. Immer wieder muss auch das Notaufnahmepersonal mit Unhöflichkeiten oder gar Beschimpfungen und Bedrohungen umgehen, heikle Situationen deeskalieren und sich im nächsten Moment wieder freundlich zugewandt und kompetent um den nächsten Patienten, Angehörigen, den Rettungsdienst, Zuweiser und unzählige weitere Schnittstellenpartner kümmern. Gleichzeitig müssen die rechtlichen Aspekte beachtet werden, welche die Kommunikation, z. B. mit Angehörigen, ggf. einschränken. Letztere bedürfen nicht selten zusätzliche kommunikative Herausforderungen.