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Vorwort
ОглавлениеDie vorliegende Anthologie führt die von Frauen repräsentierte Literatur des Fin de siècle einem aufgeschlossenen Leserkreis zu, der den bislang fast ausschließlich auf männliche Autoren begrenzten literarischen Kanon überdenken und neu gestalten möchte.
Stetig wachsendes Interesse für die Frage, welchen Anteil Schriftstellerinnen an dem literarischen Prozeß hatten, forderte die Forschung zunehmend heraus, sich den vergessenen Werken von Frauen zu widmen. Eine Reihe von Einzelstudien liefert hierfür den Beleg. Bislang ist es aber unterblieben, den kollektiven Aufbruch schreibender Frauen in die Moderne nachzuzeichnen. So unternimmt dieser Band den Versuch, jene Schriftstellerinnen ins Bewußtsein zu heben, um in kritischer Auseinandersetzung mit ihren Werken eine Einschätzung ihres Beitrages zur deutschen Literaturgeschichte zu ermöglichen. Im Rückblick auf die politische, soziologische, kulturelle und literaturtheoretische Spezifik des Fin de siècle zeichnen die Beiträger und Beiträgerinnen diese weibliche Schreibtradition nach und öffnen den Blick für die thematischen und ästhetischen Innovationen der Literatur von Frauen um 1900, scheuen sich aber auch nicht, ihre Mängel und Grenzen aufzuzeigen.
Wie jede Anthologie ist auch diese gezwungen, eine Auswahl zu treffen, und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Vielmehr folgt sie der Intention, gerade solche Werke aus weiblicher Hand vorzustellen, die in der zeitgenössischen Bewertung gleichrangig neben denen männlicher Urheber genannt wurden. Mit der erneuten Lektüre der vielfältigen und zum Teil widerspruchsvollen Texte wird eine neue Perspektive ihrer Bewertung möglich.
Die Anthologie versteht sich als Ergänzungsband zu jenem großen Schrifttum, das sich der Literatur von Männern dieses Zeitraumes widmet. Hoffnung ist, daß sich aus der separaten Männer- und Frauenliteraturgeschichte eines Tages eine Literaturgeschichte zusammenfügt.
Oldenburg, im Mai 1999 | Karin Tebben |