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4.2.2.3 Welche Patienten sind für eine tagesklinische Behandlung geeignet?

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Nach § 39(1) SGB V kann eine Krankenhausbehandlung teil- oder vollstationär erbracht werden. Der Anspruch auf vollstationäre Behandlung ist dann gegeben, wenn »das Behandlungsziel nicht durch teilstationäre, (…) oder ambulante Behandlung (…) erreicht werden kann«. Patienten mit anhaltenden, beeinträchtigenden Schmerzen, deren Persistenz durch körperliche Ursachen nicht ausreichend erklärt werden kann oder deren somatische Ursachen nicht ausreichend behandelt werden können, müssen im Sinne des bio-psycho-sozialen Krankheitsmodells beurteilt und behandelt werden. Da bis dato interdisziplinäre Strukturen, im Sinne einer IMST, in der Regelversorgung des ambulanten Sektors fehlen, ist diese Behandlung erst auf der Ebene der teilstationären Versorgung möglich.

Während die OPS-Ziffer 8-918.ff die Patientenkriterien für den vollstationären Bereich genau vorgibt, enthält die OPS 8-91c.ff keine patientenseitigen Kriterien. Auch der Begutachtungsleitfaden der sozialmedizinischen Expertengruppe 4 (SEG 4) der MDK-Gemeinschaft widmet sich ausschließlich der OPS 8-918.ff, und damit der Behandlung im vollstationären Sektor.

Nach den »Empfehlungen zu Struktur- und Prozessparametern« einer sektorenübergreifenden IMST der Ad-hoc-Kommission der DSG ist eine teilstationäre IMST für folgende Patienten geeignet: Patienten ab einer Schmerzdauer von 8–12 Wochen, mit bereits eingetretener Chronifizierung (der Chronifizierungsstadien MPSS Stadien II und III, Schmerzgraduierung nach von Korff 2 bis 4), die vorhandenen schmerzbezogenen psychosoziale Faktoren sind ausgeprägt und/oder relevant für die Aufrechterhaltung des Schmerzgeschehens. Weitere Merkmale sind eine AU-Dauer von über sechs Wochen und eine »im Wesentlichen stabile komplexe Komorbidität«. (Pfingsten et al. 2019).

Das tagesklinische Programm kann auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Patienten zugeschnitten werden.

Grundsätzlich bietet das tagesklinische Setting das adäquate Setting für eine breite Anwendung der IMST. Durch die variable Gestaltung in der Kombination der Therapieverfahren und der Verteilung der Therapietage über die gesamte Behandlungszeit ( Kap. 4.2.2.2, Kap. 5.3) kann sich die Ausgestaltung der Programme in hohem Maße am wirklichen Bedarf des individuellen Patienten orientieren. Dies ist von besonderem Vorteil für Patientengruppen, die längerer Anpassungszeiten oder Lernzeiten bedürfen, z. B. Senioren oder psychisch belastete Patienten, die einer täglichen Therapie nicht gewachsen wären; bei Therapiepausen von 1–2 Werktagen zusätzlich zum Wochenende ist es auch ihnen möglich, dem Programm zu folgen. Solange vorhandene Komorbiditäten die körperliche Mobilität und psychische Belastbarkeit nicht allzu sehr einschränken, kann die IMST auch für diese vulnerablen Gruppen in einer Tagesklink realisiert werden. Bei potenziell destabilisierenden Komorbiditäten (psychisch oder physisch) sind den Möglichkeiten der Tagesklinik klare Grenzen gesetzt.

Ein Vorteil der tagesklinischen Behandlung ist, dass das während der Therapie Erlernte bei Rückkehr in das private Umfeld theoretisch direkt umgesetzt werden kann.

Die allabendliche Rückkehr ins gewohnte Umfeld unterstützt den für einen längerfristigen Therapieerfolg so essenziellen Alltagstransfer. Dabei auftretende Probleme können zeitnah und durch das therapeutische Team unterstützt angegangen werden. Eine Verhaltensänderung beim Patienten, die therapeutisch gewollt ist, konfrontiert häufig das engere und auch weitere soziale Umfeld mit einer neuen Situation. Durch den weiterhin täglichen Kontakt und die gemeinsame Zeit am Wochenende können die Familienmitglieder mit der Entwicklung Schritt halten und am Prozess beteiligt werden. Nicht selten werden entsprechende Fragen von den Patienten thematisiert. Dies ist ein klarer Vorteil des tagesklinischen Settings.

Ist die tägliche An- und Abreise entweder wegen der Entfernung/Reisezeit oder einer Einschränkung von Seiten des Patienten nicht oder nur mit dem Risiko eines negativen Effekts auf den Therapieerfolg möglich, ist eine tagesklinische Behandlung nicht sinnvoll.

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