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1.4 Forschungsdesiderate

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Die beschriebenen Aspekte zeigen, dass die Forschung bereits viel Wissen über Freundschaften akkumuliert hat. Es gibt allerdings noch Forschungslücken. Eine dieser Lücken betrifft das Zusammenspiel von risikoerhöhenden und protektiven Effekten, da Freundschaften sowohl eine protektive Funktion haben als auch einen Risikofaktor für die weitere Entwicklung einer bzw. eines Jugendlichen darstellen. So zeigte ein Vergleich zwischen Jugendlichen, die regelmäßig Opfer von Bullying waren, und solchen, für die dies nicht galt, dass die Opfer-Gruppe weniger Freundinnen und Freunde hatte als die anderen Jugendlichen (Scholte et al., 2009). Dieser Unterschied könnte dafür sprechen, dass Freundschaften eine schützende Funktion im Kontext von Bullying haben. Neben diesen direkten positiven Effekten können Freundschaften auch helfen, die negativen Folgen von sozialen Ausgrenzungserfahrungen mit Peers abzufedern. Allerdings hängt die protektive Funktion von Freundschaften maßgeblich von der Art der Freundschaft und den gemeinsamen Aktivitäten ab. So führt der gemeinsame Austausch unter (zumeist männlichen) antisozialen Jugendlichen zu einer Verstärkung devianten Verhaltens (Piehler & Dishion, 2007), während der exzessive Austausch über Probleme und negative Gefühle unter weiblichen Freundinnen depressive Symptome verstärken kann (Rose, 2002) – beides sind Beispiele für Risiken in den beiden Geschlechtergruppen. Auch wenn sowohl positive als auch negative Aspekte von Freundschaften untersucht worden sind, gibt es bisher kaum Arbeiten zum Zusammenspiel von positiven und negativen Aspekten. Eine Studie zu diesem Zusammenspiel zeigte, dass (gesellschaftlich nicht erwünschte) leichte Delinquenz im Jugendalter mit höherer Selbstwirksamkeit einherging als starke Delinquenz oder die Abwesenheit delinquenten Verhaltens (Titzmann & Nissen, 2019). Dieses Ergebnis kann so interpretiert werden, dass Jugendliche leichte Formen delinquenten Verhaltens einsetzen, um Ansehen und Respekt bei den Peers zu gewinnen, wodurch sie sich dann als selbstwirksam erleben.

Eine weitere Aufgabe für die Peerforschung der kommenden Jahre besteht darin zu untersuchen, wie die zunehmende Diversität in modernen Gesellschaften (auch als »Superdiversity« bezeichnet, Meissner, 2020) die Peerbeziehungen im Jugendalter beeinflusst. So erleben Jugendliche eine wachsende kulturelle und ethnische Heterogenität. Hierin liegen Chancen und Risiken. So können positive interethnische Kontakte Vielfalt, Kreativität sowie Kooperation und damit den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern, während negative interethnische Kontakte in gegenseitigen Vorurteilen und Ablehnungen und interethnischen Konflikten münden können (Miklikowska, Bohman & Titzmann, 2019; Titzmann & Jugert, 2020; Kap. 9 und Kap. 13).

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