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Camerarius als Übersetzer
ОглавлениеCamerarius sah das Übersetzen durchaus als Teil eines pädagogischen Programms.1Poliziano, Angelo Eine der allerersten Publikationen, die der zu diesem Zeitpunkt Dreiundzwanzigjährige unter dem Namen Anastasius2 Quaestor veröffentlicht hatte, trägt den Titel Bonis iuuvenibusCamerarius d.Ä., JoachimBonis iuuvenibus εὖ πράττειν.3Melanchthon, PhilippMelanchthon, Philipp Es handelt sich dabei um eine Art Vorwort zu Camerarius’ eigener Lukianübersetzung.4 Darin vertritt er die Auffassung:
Ego vero non aliam rem existimo magis adulescentum ingenia posse excitare et alere eruditionem, quam stylum. Ille vero vertendis alienis rectissime exercetur, ubi et intra praefinitos terminos consistere, et non pro suo arbitrio fluctuare, sed velut in auctoris quem propositum habet vestigiis manentem sequi oportet, quibus dum inhaeret, saepe dubitat, multa quaerit, diligenter dispicit omnia, nonnumquam desperat, mox recepto animo pergit facere quod instituit, quae omnia mirifice mentem acuunt, et artem iuvant, quam nimis sero nunc fere attingamus: ut nisi certa ratione gubernetur, et omnibus viribus urgeatur, frustra sit laboratum.
Ich bin aber der Ansicht, dass keine andere Sache den Geist der jungen Leute so anstachelt und ihre Erziehung so nähren kann wie das Stilempfinden. Dieses schult man wiederum am besten durch das Übersetzen aus der Fremdsprache. Dort ist es nämlich nötig, innerhalb festgelegter Grenzen zu bleiben und sich nicht nach eigener Willkür treiben zu lassen, sondern auf den Spuren des Autors, den man sich vorgenommen hat, zu verharren. Während [der adulescens] sich [in das Übersetzen] vertieft, gerät er oft in Zweifel, hinterfragt vieles, untersucht alles sorgfältig, verzweifelt mitunter, setzt das Begonnene aber bald fort, wenn er wieder Mut gefasst hat. All das schärft auf wundersame Weise den Verstand und hilft derjenigen Fertigkeit, der wir uns jetzt allzu spät zuwenden wollen. So gilt, dass die Mühe vergeblich war, wenn das Vorgehen [sc. ars] nicht mit verlässlicher Methode gelenkt und aller Kraft vorangetrieben wird.
Man merkt den Zeilen nicht nur die Begeisterung am Umgang mit antiken Texten an, sondern aus ihnen spricht auch bereits die methodische Strenge, die Camerarius später als Herausgeber auszeichnen wird und die in seinem „Meisterstück“, der PlautusPlautus-Gesamtausgabe von 1552, zum Ausdruck kommen sollte.5Plautus Seine erste wissenschaftliche Beschäftigung mit Plautus reichte vermutlich in die Wittenberger Zeit zurück, wo er 1525, also kurz vor der Abfassung von Bonis iuvenibus, von seinem ehemaligen Leipziger Lehrer Veit Werler6 leihweise eine Plautus-Handschrift erhielt.7Plautus Es scheint die Zeit gewesen zu sein, in der Camerarius begann, die stilistischen Eigentümlichkeiten verschiedener Autoren zu untersuchen und zu würdigen. Die kleine Erziehungsschrift Bonis iuuvenibus εὖ πράττειν markiert gewissermaßen den Beginn seiner philologisch-pädagogischen Karriere. Der Schrift präludiert eine Abhandlung Melanchthons über die Notwendigkeit rhetorischer Kenntnisse für jede Art des Studiums: De studio artium dicendiMelanchthon, PhilippDe studio artium dicendi.8 Darin lobt der Humanist den Nutzen der Beredsamkeit und wägt wie QuintilianQuintilian im zehnten Buch der Institutio oratoria die Vorzüge der Dichterlektüre für die Ausbildung des Redners. Es wird jedenfalls schon aus dem Frühwerk des Camerarius deutlich, dass der Technik des Übersetzens im Ausbilden philologischer Fähigkeiten eine wesentliche Rolle zufällt.